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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)
Autoren: Lynne Wilding
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Und wenn es eine Ewigkeit braucht, ich werde mich an ihnen rächen!
     
    Nach Leben spendender Luft schnappend wachte Jessica auf. Würgend. Ihr Herz hämmerte wild in ihrer Brust, und als sie hochfuhr, ihr Blick noch verschwommen, rangen ihre Lungen um jeden Atemzug. Einatmen, ausatmen, ein, aus. Dann begann sie von Kopf bis Fuß zu zittern, noch bevor sie wach genug war, um festzustellen, dass sie in ihrem Traum gerade die letzten Stunden von Sarahs Leben erlebt hatte.
    Galle stieg in ihrer Kehle auf, sie warf die Bettdecke zurück und stand unsicher auf. Dann rannte sie ins Bad und übergab sich heftig.
    Zehn Minuten später kam sie ins Schlafzimmer zurück, setzte sich an den Bettrand, fuhr sich mit den Händen durch das Haar und ließ den Tränen freien Lauf. Es waren Tränen der Trauer um ein Leben, das auf so tragische Weise verschwendet und verloren war. Aufgrund dessen, was sie getan hatten, hatte Sarah Meggie nicht aufwachsen sehen, hatte nie die Freuden einer Großmutter erfahren und ihr Leben nicht genießen können. Bastarde. Verdammte, stinkende Bastarde! Eine Welle von Hass überkam sie. Während sie versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen, verlor sie das Gefühl für die Zeit.
    Selbst Cavanagh. Ja. Der Einzige mit einem Gewissen, der aber zu schwach gewesen war, um irgendetwas zu tun. Er hätte versuchen können, sie zu retten, aber er hatte nur zugesehen. Der Schwächling. Sie schluckte den sauren Geschmack in ihrem Mund herunter. Gott, es war zu abscheulich, um darüber nachzudenken, aber sie musste es. Sarah würde es wollen.
    Der Traum war grauenvoll gewesen, schlimmer als alles, was sie erwartet hatte. Es war mehr als ein schlechter Traum gewesen, stellte sie fest, es war eine Erfahrung, die weit über das hinausging, was sie je durchgemacht hatte oder hoffentlich nie durchmachen würde. Es mit Sarah zu erleben, in Elijahs Kopf zu stecken und seine animalische Lust zu fühlen, in Sarahs Kopf zu sein und zu spüren, was sie gefühlt hatte, die Angst, die Erniedrigung … es war alles so furchtbar lebendig gewesen. Diese Männer. Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
    Sie presste eine Hand auf die zitternden Lippen. Niemand hatte verdient, so zu sterben …
    »Es ist gut, Jessica.«
    »Sarah?« Jessica setzte sich gerade hin und sah sich um. Sie konnte nichts sehen, keine ätherische Gestalt, nichts.
    »Es tut mir leid, dass ich dich das durchmachen lassen musste in dem ›Traum‹, aber du musstest verstehen, was sie mir angetan haben, bevor ich dir zeige, wie ich mich an ihnen gerächt habe.«
    »Du warst das!«, stellte Jessica ehrfürchtig fest. »Du hast Waugh, Dowd, McLean und Cavanagh getötet?«
    Wo war sie? Sie konnte nur die übliche Kälte spüren, die Sarahs Gegenwart stets begleitete. Unbewusst griff sie nach ihrer Decke und zog sie sich um die Schultern. »Wie hast du das gemacht?«, fragte sie.
    »Nun, um ehrlich zu sein, habe ich mich nur um Waugh und Dowd gekümmert. Ich war diejenige, die Waugh an dem Tag, als er ertrank, aus dem Boot zog. Ich habe ihn unter Wasser gezogen, bis er nicht mehr geatmet hat. Das war ein humaneres Ende, als er es mir bereitet hat. Dann hat Dowd McLean netterweise erstochen, weil ich ihn da von überzeugt habe, dass McLean ihn betrog, woraufhin der Kommandant Dowd zum Tode verurteilt hat.«
    »Und Cavanagh? Hast du …?«
    »Nein, Jessica. Der arme Narr hat sich freiwillig umge bracht. Ich glaube, die Erfahrung dieser Nacht hat seine Sinne arg verwirrt, und das Schuldbewusstsein hat ihn letztendlich in den Selbstmord getrieben.«
    »O Sarah, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Diese Männer, ihre Grausamkeit, ihre Gefühllosigkeit – nicht einmal Tiere würden sich so verhalten.« Sie runzelte die Stirn, während sie sich weiter im Zimmer umsah. Warum konnte sie sie nicht sehen? Hatte es sie zu viel Kraft gekostet, Jessicas Unterbewusstsein diesen Traum zu schicken, sodass sie sich nicht mehr materialisieren konnte?
    »Das ist wahr, meine Liebe, aber ich bin über den Schmerz hinweg. Ich habe meine Rache gehabt und bin dafür damit bestraft worden, dass ich seit einer Ewigkeit an diesen Ort gefesselt bin. Nun, da du alles weißt, fühle ich eine Art von Frieden. Und ich brauche dich, um noch eine Sache zu tun, das, was ich immer wollte, ja, brauchte.«
    »Natürlich. Was ist es?«
    »Du musst zu dem Ort gehen, an dem es passiert ist. Ich glaube, du weißt, wo es ist.«
    »Warum?«
    »Das sage ich dir …«, flüsterte Sarah mit deutlich
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