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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)
Autoren: Lynne Wilding
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spürbarer.
    »Ganz außerordentlich«, bemerkte Father Finnigan. Er hatte sich bei dem kreischenden Wind so erschreckt, dass ihm seine Lesebrille heruntergefallen war.
    Als er sich bückte, um sie aufzuheben, sahen sich Marcus und Jessica an und lächelten wissend. Sie waren mit der Quelle dieses Windes mittlerweile gut vertraut – es war Sarahs Art, sich zu verabschieden. Marcus sah Jessica lächeln und erkannte ungeweinte Tränen in ihren Augen.
    Father Finnigans Stimme fuhr monoton fort …
     
    Keuchend versuchte Simon den Deckel des Koffers mit seinem Gewicht zu schließen. Er sah zu seinen eigenen zwei bescheidenen Taschen hinüber und dann zu den vier von Sue, die nebeneinander an der Wohnungstür standen. Dafür würde er garantiert Übergewicht zahlen müssen. Sein Blick wanderte zu Sue, die sich in einem Spiegel mit Goldrand bewunderte, und ihm kam der Gedanke, dass er wohl in mehr als einer Hinsicht bezahlen musste.
    Seit Tagen war sie schlechter Laune, und er wusste genau, warum. Zuerst hatte er gedacht, es sei, weil er sich entschlossen hatte, den Vorschlag mit den Häusern, den Jessica ihm gemacht hatte, anzunehmen. Doch er war sich mittlerweile klar darüber, dass Sue versuchte, die Finger vom Alkohol zu lassen. Und obwohl er ihr insgeheim dafür Beifall zollte, musste er doch feststellen, dass man nur verdammt schwer mit ihr leben konnte. Sie hatte einen Charakter wie Jekyll und Hyde: in einem Moment zärtlich und liebevoll und im nächsten sarkastisch und streitsüchtig.
    Konnte er sich nicht einfach die erträglichsten Eigenschaften heraussuchen? Er schüttelte den Kopf.
    Es würde besser werden, wenn sie erst in Perth waren und sie mit ihm an seinem Geriatrieprojekt arbeitete, beruhigte er sich. Es würde bedeuten, dass sie glücklicherweise gewissermaßen zur Normalität zurückkehrten, wenn sie nach Hause kamen. Er würde wieder in seiner Praxis anfangen und gutes Geld verdienen, sein Projekt auf den Weg bringen und Kontakt mit seinen Freunden aufnehmen, was anfangs bestimmt merkwürdig war, da er nicht mehr mit Jessica zusammen war. Er zuckte mit den Achseln und tröstete sich mit einem Blick auf Sue. Sie würden neue Freunde finden. Ganz sicher.
    Zwei Stunden später seufzte Sue beim Anblick der Insel, über der das Flugzeug einmal kreiste, bevor es sich auf den Weg nach Südwesten machte, und sah Simon von der Seite an. Er hatte sich bereits in seine Zeitschrift vertieft, also zuckte sie mit den Schultern und spähte erneut aus dem Fenster. Zumindest war sie von dieser verdammten Insel herunter, da war sie schon einmal froh, dachte sie listig und lächelte selbstzufrieden. Sie hatte sich einen guten Ernährer gesucht – den Mann neben ihr. Er hatte ihr versprochen, sie zu heiraten, sobald seine Scheidung durch war. Breit grinsend dachte sie, dass ihre Mutter stolz darauf gewesen wäre, dass sie sich einen Arzt als Mann geangelt hatte. Jetzt hatte sie es endlich geschafft. Warum nur … war sie dann nicht glücklich? Hatte sie nicht erreicht, was sie wollte? Nein, sie hatte es nicht geschafft, dieses Miststück auf der Insel zu besiegen. Jessica hatte, finanziell gesehen, zuletzt gelacht, und sie hatte Marcus – den sie schon immer für einen ziemlich tollen Mann gehalten hatte – obendrein bekommen. Das hinterließ einen bitteren Geschmack in ihrem Mund.
    Gelangweilt sah sie die Stewardess mit dem Getränke-wagen den Gang entlangkommen, und als sie sie fragte, was sie trinken wollte, orderte sie einen Wodka mit Orangensaft.
    »Ist das nicht ein bisschen früh?«, fragte Simon, der selber ablehnte.
    »Ich muss es feiern, von diesem Ort wegzukommen«, erklärte Sue und wies auf die Insel, die schnell hinter ihnen im Dunst verschwand.
    »Aber du brauchst doch keinen Drink, oder?«, beharrte er, obwohl er wusste, dass es reine Zeitverschwendung war.
    Sie nahm einen Schluck und hob das Glas in seine Richtung. »Nein, mein Lieber, ich will nur einen , das ist alles.«
    »Sicher.« Einen ! Sie würde nie nur bei einem bleiben. Ärgerlich raschelte Simon mit den Seiten seiner Zeitschrift und versuchte, sich für das zu interessieren, was er gerade gelesen hatte, doch seine Konzentration war hinüber. Unruhig rutschte er in seinem Sitz hin und her, unfähig, eine Art Déjà-vu loszuwerden. Gott, würde Sue etwa genauso werden wie Jessica? Würde der Albtraum, eine Ehefrau – in diesem Fall eine zukünftige Ehefrau – zu haben, die sich nicht beherrschen konnte, von vorne anfangen
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