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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)
Autoren: Lynne Wilding
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schwächer werdender Stimme, »wenn du da bist.«
     

25
     
    arcus?« »Wer? … Jessica! Was ist los?«
    Jessica lächelte, als Marcus' Stimme verschlafen durch den Hörer kam. Selbst vollständig angekleidet, sah sie auf die Uhr und stellte fest, dass es vier Uhr morgens war.
    »Es geht um Sarah.«
    »Oh! Noch ein Traum?«
    »Ja, du würdest es nicht glauben. Ich muss zur Slaughter Bay. Sarah will es … Ich weiß noch nicht, warum, aber ich glaube, ich werde dort herausfinden, was sie von mir will.«
    Ihr Grinsen wurde breiter, als sie ihn in den Hörer gähnen hörte. Sie konnte sich gut vorstellen, wie sexy er gerade in seiner Schlafanzughose aussah, und prompt ging ihr Puls ein oder zwei Takte schneller.
    »Na gut.«
    Jessica konnte geradezu hören, wie er beim Sprechen langsam aufwachte.
    »Wann gehst du los?«
»Jetzt.«
    »Warte auf mich, ich bin in zwanzig Minuten bei dir.«
    »Nein, ich hole dich ab, dann verlieren wir keine Zeit.« Marcus hatte die Aufregung in ihrer Stimme noch nicht erkannt, aber sie war ganz wild darauf, sofort zu dem Ort zu gehen, den Sarah ihr gezeigt hatte. Ihr Treffen mit Sarah an der Slaughter Bay würde der abschließende Höhepunkt all dessen sein, was bisher geschehen war, da war sie sicher.
    »Okay.«
     
    Hand in Hand, jeder zum Schutz gegen die morgendliche Kälte mit einer Jacke bekleidet, gingen Jessica und Marcus den Hang an der Slaughter Bay zu der großen Pinie hinauf. Marcus hielt eine Taschenlampe in der Hand. Langsam hob sich der herbstliche Nebel und verlieh der bewaldeten Gegend mit grauen Schleiern ein gespenstisches Aussehen. Ein leichter Wind vom Meer her ließ die Zweige abwechselnd über das schlafende Tal bis zur alten Siedlung von Kingston mit leisem Flüstern rascheln.
    Als sie den Hang hinaufstiegen, hob sich der Nebel, besonders an der großen Pinie. Und da sahen sie sie.
    »Großer Gott!«, entfuhr es Marcus ehrfürchtig. Sein Schritt wurde zögerlich, als er sah, wie Sarah Gestalt annahm und sich in einem anderen Grauton vom Nebel abhob. Bei ihrer genauen Betrachtung stellte er fest, dass ein gewisses Leuchten von ihr ausging, das aus ihrem Inneren zu kommen schien. Diesen Anblick würde er nie wieder vergessen, selbst wenn er hundert Jahre alt werden sollte. Und was ihn noch beeindruckender machte, war das Wissen, dass dieses Wesen mit ihm verwandt war. Wenn sie nicht gewesen wäre und hätte Meggie nicht geboren, dann wäre er heute nicht hier. Der Gedanke daran machte ihn geradezu demütig.
    Etwa drei Meter vor ihr hielten sie an, und Marcus legte den Kopf auf die Seite. Er konnte etwas Merkwürdiges hören, ein Geräusch, das sich von der Umgebung abhob. Erst konnte er es nicht einordnen, doch dann erkannte er es. Weinen. Sarah weinte leise. Er sah Jessica an.
    »Kannst du … kannst du Sarah hören?«, fragte er leise.
    Sie nickte. »Sie weint. Ja. Ich höre das Geräusch in meinem Kopf, genau wie du.« Sie lächelte über sein verwundertes Gesicht. »Ein bisschen gruselig, nicht wahr?«
    »Ihr seid gekommen. Beide.« Sarah sah Marcus direkt an und hob grüßend die Hand. »Ich bin froh, denn auch du bist ein Teil der Geschichte geworden, mein Verwandter.«
    »Warum bist du traurig, Sarah?«, fragte Jessica.
    Sarah lächelte. »Erinnerungen machen mich jedes Mal ein wenig traurig, auch wenn der Schmerz schon lange vor bei ist.«
    »Ich habe Marcus von dem Traum erzählt. Er weiß, was dir geschehen ist.«
    »Dann müsst ihr nur noch« , meinte sie und wischte sich eine Träne fort, »meine Gebeine finden. Sie sind hier.« Sie wies auf ein paar bemooste Steine auf einer kleinen Erhebung und schüttelte traurig den Kopf. »Mein inoffizieller Grabstein in all diesen Jahren.«
    Neugierig fragte Marcus: »Wie soll es dir helfen, wenn wir dein Grab finden, Sarah?«
    »Es wird mich befreien, haben mir die Geister erzählt. Sobald ein Priester mein Grab weiht, wird meine Seele nicht länger an diesen Ort gebunden sein« , erklärte sie lächelnd. »Dann bin ich frei, um bei meinem Will zu sein und auch bei Meggie. Sie warten auf mich, wisst ihr,« sagte sie und wies zum Himmel, »da oben.«
    »Oh, jetzt verstehe ich. Das hast du mir schon vor Monaten zu zeigen versucht, aber da war ich noch nicht bereit dazu.« Tränen liefen Jessica übers Gesicht, und ein herzzerreißendes Schluchzen entrang sich ihrer Brust. »O Sarah, liebe, liebe Sarah! Was hast du leiden müssen!« Sie wandte sich zu Marcus, und er hielt sie fest, bis sie sich beruhigt
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