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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne
Autoren: Thomas Jeier
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Verwandten und Freunde begrüßen.
    Von einem alten Geschichtenerzähler, der allein über die Ebenen zog und die Völker mit seiner Kunst unterhielt, erfuhren sie, dass sich die tsis tsis tas zum Sonnentanz am Verrückten Fluss versammelt hatten. »Das Volk leidet«, sagte er, nachdem sie die Pfeife geraucht hatten. Es schien ihn nicht zu verwundern, dass ein weißer Mann bei ihr war, und er stellte keine Fragen. »Die heiligen Pfeile sind verschwunden, und es gibt keinen, der meine Geschichten hören will. In den Tipis herrscht Trauer. Sie erzählen von einer heiligen Frau, die losgezogen ist, die Pfeile zurückzuholen.« Er seufzte. »Aber das ist lange her, und niemand weiß, wo diese Frau geblieben ist.«
    »Ich bin diese Frau«, sagte Büffelfrau, »ich habe die heiligen Pfeile zurückgeholt, und Blaue Augen hat mir geholfen!«
    »Aiee, das ist gut«, sagte der Geschichtenerzähler.
    Von ihm erfuhren sie auch, dass der alte Berührt-die-Wolken im Mond, wenn das Hochwasser kommt, gestorben war. Bärenkopf war auf der Jagd von einem Felsen gestürzt und hatte sich beide Beine gebrochen, und die Hautkrankheit von Dachs war schlimmer geworden. Die Zeiten waren schlecht, und niemand freute sich auf den Sonnentanz. Ohne die heilige Frau und ohne die heiligen Pfeile war das Volk verloren.
    Büffelfrau und der weiße Mann erreichten das Dorf der tsis tsis tas am nächsten Morgen. Joshua blieb respektvoll zurück, als sie auf einen Hügelkamm ritt und in das Tal mit den Tipis hinabblickte. Es war ein erhebender Anblick. Die Morgensonne leuchtete golden auf den vielen Zelten, und sie erkannte die vertrauten Gesichter ihrer Freunde und Verwandten. Bärenkopf lag vor seinem Zelt, die gebrochenen Beine mit Weidenästen geschient. Ihr Vater und ihre Mutter saßen vor ihrem Tipi und blickten in die Sonne. Roter Mond sprach mit einem Krieger der Flussleute. Da waren Gelber Wolf und Läuft-rückwärts, und da war Weißes Pferd, der sich gemeinsam mit seinem jungen Freund im Fluss wusch. Da waren Otterfrau und Schlangenfrau.
    »Aiee!«, rief sie ins Tal hinab. Sie reckte die Hand mit dem heiligen Bündel und hörte, wie das Echo ihrer Stimme von den Felsen zurückgeworfen wurde. »Ich bin Büffelfrau, die heilige Frau des Volkes, und ich habe euch die heiligen Pfeile zurückgebracht!«
    Sie lenkte ihr Pony zum Dorf hinab und blickte sich nach dem weißen Mann mit den blauen Augen um. Er würde dieselbe Luft wie sie atmen.
    Aiee, dies war ein guter Tag.

Nachwort
    »Das Lied der Cheyenne« ist ein historischer Roman. Die Idee zu diesem Buch kam mir schon im Juni 1976, als mir ein junger Cheyenne in Billings, Montana, von Gelbhaarfrau erzählte, einer Cheyenne-Indianerin, die sich als tapfere Kriegerin erwies und um 1868 an einer Schlacht gegen die Shoshone teilnahm. Sie starb erst im August 1915. Andere Cheyenne-Frauen, die auf den Kriegspfad gingen, waren die Frau von Schwarzer Kojote, die ihren Bruder gegen weiße Soldaten verteidigte, und Die-in-einem-Weidenwäldchen-gebärt, die einige Shoshone-Krieger an der Nase herumführte. Sie waren Vorbild für meine Büffelfrau, die nie gelebt hat, aber so gelebt haben könnte. Mich faszinierte die Tatsache, dass es bereits unter den Indianern emanzipierte Frauen gab, die wie Männer auf die Jagd gingen und in den Krieg zogen, sich aber ihre Weiblichkeit bewahrten und sogar heirateten und Kinder bekamen.
    Auch die anderen Figuren meines Romans sind fiktiv, könnten aber zu Beginn des 19. Jahrhunderts so gelebt haben. Es gab Gegenteil-Leute wie Läuft-rückwärts und homosexuelle Krieger wie Weißes Pferd. Es gab junge Angeber wie Kleiner Falke, verwegene Kämpfer wie Roter Mond und Gelber Wolf, und es gab Frauen wie Weidenfrau und Windfrau, die in harmonischer Dreisamkeit mit einem Mann wie Büffelhöcker lebten.
    Die Cheyenne oder tsis tsis tas, wie sie sich selbst nennen, haben so gelebt, wie ich es beschrieben habe. Ihren Alltag, ihre Sitten und Gebräuche und ihre religiösen Mythen habe ich jahrelang studiert, vor allem während meiner Reisen nach Montana, Wyoming, Colorado und Oklahoma. Ich habe mit einigen Nachfahren dieses stolzen Volkes gesprochen, und ich habe die wichtigsten Fachbücher studiert, die über die Cheyenne geschrieben wurden. Besonders hervorheben möchte ich das zweibändige Werk »The Cheyenne Indians«, das George Bird Grinnell bereits Anfang der Zwanzigerjahre schrieb. Er galt als anerkannter und auch von den Cheyenne akzeptierter Experte für Geschichte und
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