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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne
Autoren: Thomas Jeier
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Schamanen ihr Leid geklagt. Der Medizinmann hatte andächtig geraucht und vermutet, dass Maheo nicht wollte, dass sie ein zweites Kind bekam. »Er will, dass du deine einzige Liebe der Tochter schenkst. Sie wurde geboren, um ihrem Volk zu dienen und ihm einen großen Dienst zu erweisen.«
    Weidenfrau hatte sich in ihr Schicksal gefügt, die Hoffnung aber nie aufgegeben. Büffelhöcker hatte nur gelächelt, als sie ihm vorgeschlagen hatte, eine dritte Frau zu nehmen und ihr ein Kind zu machen. Er brauchte keinen Sohn, wenn die Prophezeiung in Erfüllung ging und Büffelfrau zu einer bedeutenden Schamanin und Heilerin heranwuchs. Man würde auf der ganzen Prärie von ihr sprechen und auch den Namen ihres Vaters an den Lagerfeuern im Munde führen.
    Einen Mond, nachdem sie das Kaninchen gefangen hatte, stellte Büffelfrau ihrem Vater eine seltsame Frage. »Vater«, sagte sie, »wann ziehst du wieder in den Krieg?«
    Die Frage, die schon in seinen Träumen laut geworden war, beschämte den tapferen Anführer der Hundesoldaten. Es war schon einige Winter her, dass er gegen die Ho-he und Shar-ha gekämpft und die vielen Skalpe erbeutet hatte, die in seinem Tipi an einer Lanze hingen. Das Scharmützel mit den Ni-mou-sin war nicht der Rede wert gewesen. Er hatte einige Coups geschlagen und zwei Pferde erbeutet, die er sofort nach der Ankunft im Dorf verschenkt hatte, aber großen Ruhm hatte ihm dieser Kampf nicht eingebracht.
    »Du hast recht«, sagte er zu seiner Tochter, »zu viele Winter sind vergangen, seitdem ich das letzte Mal auf dem Kriegspfad war. Ich bin schwach und bequem geworden, und ich sitze in der Sonne und sehe dir beim Spielen zu. Das ist eines Kriegers nicht würdig. Es wird Zeit, dass ich den anderen zeige, warum sie mich zum Anführer gewählt haben. Wenn die Sonne untergeht, werden wir tanzen, und wenn der Morgen kommt, werden wir in den Krieg ziehen.«
    »Wen soll ich einladen?«, fragte Büffelfrau. Ihre Aufgabe war es, die tapferen Krieger der Hügelleute ins Tipi zu rufen.
    Büffelhöcker nannte zwanzig Namen. Auch der von Gelber Wolf war dabei. Der Junge war jetzt dreizehn Jahre alt und brannte darauf, auf den Kriegspfad zu gehen. Er wollte sich den Hundesoldaten anschließen, und das konnte er nur, wenn er viele Coups geschlagen und seinen Mut bewiesen hatte. »Sag ihnen, sie sollen in unser Tipi kommen. Wir wollen die heilige Pfeife rauchen und über den Krieg sprechen.«
    Weidenfrau, Windfrau und Büffelfrau verließen das Zelt, als die Männer über ihre Pläne sprachen. Es ziemte sich nicht, bei den Männern zu sein, wenn es um so wichtige Dinge ging. Sie gingen in den Wald und sammelten Holz, während ihre Herzen schwer wurden und sie darüber nachdachten, ob Büffelhöcker aus dem Krieg zurückkehren würde. Als Anführer der Hundesoldaten ritt er als Erster in die Schlacht, und die Gefahr, dass er starb, war besonders groß. Das wussten die Frauen, und das wusste auch Büffelfrau, aber die Tradition der Cheyenne verlangte, dass sich die Männer immer wieder im Krieg bewiesen, es gab keine andere Möglichkeit. Der Krieg gehörte zum täglichen Leben.
    Alle Krieger, die zu Büffelhöcker kamen, rauchten die Pfeife mit ihm und taten dadurch kund, dass sie mit ihm reiten wollten. »Wir wollen viele Pferde erbeuten«, sagte der Häuptling. »Unsere Feinde sollen wissen, dass es uns noch gibt. Die tsis tsis tas sind die Herren der Prärie, und es gibt keinen, der tapferer ist als die Hundesoldaten. Hokahey, dies ist eine gute Zeit, um Pferde zu rauben, und wir wollen nicht länger warten.«
    Seine Stammesbrüder stimmten ihm zu und kehrten zufrieden in ihre Tipis zurück. Es galt, die Waffen zu überprüfen und den Proviant zu packen. Die Shar-ha waren den Büffeln nach Norden gefolgt, und der Ritt würde länger als einen Mond dauern. Auch die Frauen verlangten ihr Recht. Sie wollten mit ihren Männern schlafen, bevor es auf den langen Kriegspfad ging.
    Büffelfrau spielte vor dem Tipi und wartete neugierig darauf, was ihr Vater als Nächstes unternahm. Sie beobachtete, wie er zum Zelt des Häuptlings ging, und sie wartete geduldig, bis er mit Bärenkopf gesprochen hatte und wieder herauskam. Was für ein starker Mann ihr Vater doch war. Wie gerade er sich hielt, und mit welch federnden Schritten er den freien Platz zwischen den Zelten überquerte. Er war unbesiegbar, davon war sie fest überzeugt, er würde ewig leben und immer für sie da sein.
    »Warum spielst du nicht weiter?«, fragte das
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