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Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel
Autoren: Dawn C Tripp
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hier?«, frage ich Ada jetzt, eine jener Fragen, die ich irgendwie immer stelle.
    »Kurz vor dir angekommen.«
    »Hat Huck dich gebracht?«
    Sie verzieht das Gesicht. »Ich bin selbst gefahren. Er hat sich heute Morgen mit mir angelegt wegen seinem verfluchten Boot. Er lässt einfach nicht locker. Versucht mich zu beschwatzen, dass ich es mit Glasfaser überziehen lasse. Anscheinend ist das Boot alles, was uns noch zum Streiten bleibt.«
    Huck ist Adas mittlerer Sohn. Sein richtiger Name ist Elton, aber den legte er schnell ab. Er ist derjenige, mit dem sie jetzt in dem alten Hurrikanhaus auf dem briefmarkengroßen Grundstück unweit des öffentlichen Strands wohnt, an einem der schmalen Wege, die hinter den Dünen verlaufen. Ada hatte insgesamt fünf Söhne. Verlor zwei: ihren ältesten, Junie, als sein Muschelfänger vor zehn Jahren in einem Sturm vor der Georges Bank kenterte. Und Green.
    Sie meidet das Thema Green. Spricht fast nie über ihn, selbst jetzt nicht – mehr als dreißig Jahre später. Von Junie hingegen erzählt sie von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Sie hat immer behauptet, Junie sei ihr Liebling. Mag so sein. Sie war siebzehn, als sie ihn bekam, sie wurden also mehr oder weniger gemeinsam groß. Sie sagt, dass von all ihren Jungen Junie derjenige gewesen sei, der verstand, der sie verstand. Sie und Vivienne stritten sich früher öfter deswegen, dann sagte Vivi zu Ada, man dürfe ein Kind nicht mehr lieben als ein anderes, Ada glaube nur, sie hätte Junie am liebsten, weil er ihr Erster und sie deshalb eine Weile mit ihm allein war. Vier Jahre waren es, bevor der Nächste kam. Ada schleppte Junie überall mit: auf Schneeschuhen durch den Wald hinterm Grundstück, Junie, in Decken gewickelt, in einem Wäschekorb auf einem Schlitten, den Ada zog. Wenn Ende Juni die Glühwürmchen herauskamen und die Schwertfische hereinzogen, fuhr sie mit ihm runter an den Anleger und sah zu, wie die Boote am Ende des Tages ihren Fang ausluden. Oder sie schnallte Junie eines schönen Morgens in eine kleine Rettungsweste aus Kork und sie motorten zusammen über die blaugrüne Wasserfläche bis zur Sandbank, weil der Kleine das Geräusch des Bootes so gerne hörte. Das hat sie mir schon oft erzählt, viele Male, so als wäre die Erinnerung an jene Vormittage, an das Plätschern der ruhigen See gegen den Rumpf, etwas Lebendiges, was bis heute in ihr Bestand hat …
    Wenn Ada über jene ersten Jahre mit Junie spricht, wissen wir beide, wie viel sie verschweigt, doch ich lächle einfach mit ihr und lausche. Denn wenn sie über Junie redet, glüht ihr Gesicht, ein schlichtes Glühen, strahlend, rein, ohne jede Härte, als würde der Gedanke an Junie sie zurück in jene kurze ruhige Phase in ihrem Leben versetzen, als über allem noch so etwas wie ein ländlicher Friede lag, Ada frisch verheiratet mit Silas, vielleicht noch verliebt. Sie trieb sich noch nicht herum. Er hatte noch nicht versucht, sie aufzuschlitzen.
    »Ich hab nur ein Wort mit vier Buchstaben«, sagt sie nun. »Hast du was Besseres zu bieten, Janie?«
    Sie kann es nicht leiden, wenn das Brett mit einem kurzen Wort eröffnet wird.
    Ich schüttle den Kopf. Lüge. Ich war noch nie gerne diejenige, die den ersten Zug macht.
    Reim. Nimmer. Emir.
    Ada legt R-A-U-B ab. Das A ist auf dem Stern, damit ich keinen Konsonanten mit hohem Buchstabenwert auf die hellblauen Kästchen mit doppeltem Buchstabenwert drüber und drunter legen kann. Sie denkt an die Punkte. In der Hinsicht ist sie gut in dem Spiel. Aber sie spielt nicht auf so engem Raum wie ich. Ada mag kein zugestelltes Brett.
    »Was hast du da mitgebracht?«, fragt sie.
    Ich werfe einen kurzen Blick auf das Päckchen in der Tüte von Lees. »Nur ein paar alte Sachen, die ich zu Hause gefunden habe.«
    »Ich meine, zu essen.«
    »Brot mit Käse und Tomaten.«
    »Du hast immer Käsebrot dabei«, sagt sie beiläufig, als sei es nebensächlich, doch ihre Augen, jetzt neugierig, huschen hinüber zu dem anderen Päckchen.
    Eine Strähne hat sich aus ihrem Haar gelöst. Sie schiebt sie zurück an ihren Platz. »Der Schinken von Boar’s Head war heute bei Shaw im Angebot«, sagt sie. »Vier neunundneunzig das Pfund.« Sie zieht vier neue Steine und stellt sie auf ihr Bänkchen. »Hab auch zwei Gläser gemischte Nüsse von Planter’s mitgenommen. Die gab’s als Aktion: zwei kaufen, eins bezahlen. Ray kam neulich abends zum Essen vorbei und kriegte den Deckel von den Nüssen nicht auf. Er knallte sie so heftig auf
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