Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel
Autoren: Dawn C Tripp
Vom Netzwerk:
den Boden, dass das Glas kaputtging. Er stampfte herum, war so schlecht zufrieden wegen deines Mädchens. Obwohl sie sich das ganze Haar abgeschnippelt hat.« Eine Pause. »Marne ist ein zähes kleines Ding, nicht? Will sich einfach nicht binden, so als würde sie sich einbilden, dass sie dann frei bleibt.«
    Ich schüttle den Kopf. »Sie hat nur Angst, so zu enden wie ich.«
    Ada schnaubt verächtlich. »Was soll das denn heißen? Glücklich bis ans Lebensende ist nicht mehr gut genug für sie?«
    Ich muss Ada nicht sagen, dass Marne das nicht so sieht. Dass sie mich nicht so sieht. Ehefrau und Mutter, sonst nichts. Hat nie die Stadt verlassen, in der sie geboren wurde. Lernte nie Auto fahren.
    Ada hat die Nase gestrichen voll von meiner Tochter. Sie hat sich ihre Meinung über Marne gebildet, und sobald Ada sich entschieden hat, gibt es keinen Spielraum mehr. Sie weicht keinen Schritt zurück. Ich kann nicht behaupten, dass es kein Stolperstein zwischen uns wäre.
    »Ich weiß nicht, warum so ein hübsches Mädchen wie deine Marne losgehen und sich das ganze schöne Haar abschneiden lassen muss.«
    Marne hatte wirklich schönes Haar. So blond, als sie klein war. Fast schon weiß. Ganz anders als Alex. Marne war hell, so wie das andere Kind, Samuel. Es war herrlich lang, ihr Haar. Ich weiß noch, wie es ihr über den schmalen Rücken floss.
    Marne, inzwischen fünfunddreißig, war schon immer die Tochter ihres Vaters und taperte hinter Carl her. Er brachte ihr Domino bei, Kartenspiele. Sie wurde nicht seekrank wie Alex, und Carl nahm sie mit auf Hummerfang, wenn die Körbe nah am Ufer ausgelegt waren. Dann stellte sie sich auf eine Holzkiste und bestückte die Fallen mit Ködern. Sie hatte es nie groß mit Puppen oder Spielzeug und sie hielt sich auch nicht gerne im Haus auf, es sei denn, ich backte Brot. Dann half sie mir, den Teig zu kneten, die Laibe zu formen, und während sie im Ofen waren, lasen wir gemeinsam. Marne hat schon immer gern gelesen, sie liebte ihre Bilderbücher und auch längere Geschichten. Ich las ihr die nordischen Mythen und die Gedichte von Emily Dickinson vor. Zwischendurch schielte ich auf ihr kleines Gesicht, vor lauter Konzentration verkniffen, verzückt. Es war die einzige Gelegenheit, dass sie still bei mir saß, sich ankuschelte, ihre kleine Hand sich in meine schob.
    Wann hat es angefangen? Das habe ich mich oft gefragt. Wann zog diese Kühle in ihre Augen, die Verachtung in ihre Stimme, wenn sie korrigierte, was ich sagte: »Du bringst mal wieder die Fälle durcheinander.«
    Es begann, bevor sie uns das erste Mal verließ – diese kleinen, sticheligen Bemerkungen. Ich weiß noch, dass ich dachte, es wäre nur eine Laune, ein pubertärer Mutter-Tochter-Zwist, den sie da ausfocht. Lass ihr Zeit, sagte ich mir. Diese Kühle, die wird auch wieder verschwinden. Oder? Marne kommt schon wieder zu sich.
    »Machst du jetzt, Janie?«, sagt Ada.
    »Ich überlege noch.«
    »Was sind das denn nun für alte Sachen?« Sie weist mit dem Kinn auf das Päckchen in Lees-Tüte.
    »Es war ein Gedicht dabei«, sage ich. Sie zieht die Nase kraus. Ich grinse. »Das habe ich rausgenommen.«
    »Du weißt doch, dass ich zu dumm für Gedichte bin.«
    »Das über die Taglilien, das ich dir mal mitgebracht habe, mochtest du aber.«
    »Ging so.«
    »Du mochtest auch das von Robert Frost.«
    »Welches war das?«
    »Das über den Bauern, der seine Scheune in Brand setzt, um sich ein Teleskop zu kaufen.«
    »Wie hieß das noch mal?«
    »Sternenspalter.«
    »Ja«, sagt sie mit einem Lächeln. »Das mochte ich wirklich.«
    Ada mochte die Sterne schon immer. Sie sitzt nachts gerne draußen. Früher sagte sie oft, abgesehen von ihrer Enkeltochter sei das einzig Gute, das bei Hucks Ehe mit dem reichen Mädchen aus Point herausgekommen wäre, ein Abonnement des Magazins Smithsonian, das sie einmal von ihnen zu Weihnachten geschenkt bekam, zusammen mit einem speziellen Fernglas, das sich gut für die Betrachtung des Himmels eignete.
    Ada hatte die junge Frau nie leiden können. Beschimpfte sie als Aufschneiderin. Hucks gesamtes Eheexperiment dauerte kaum länger als eine Minute. Das Fernglas besitzt Ada jedoch immer noch. »Das ist nicht schlecht«, sagt sie manchmal. »Man sieht schön weit damit. Man kann es direkt vors Auge halten, ohne dass alles auf dem Kopf steht, was man anguckt.«
    Jetzt ist sie wieder bei Marne. Sie meint, ich machte den Fehler, es zu nah an mich ranzulassen.
    Ich widerspreche ihr.
    »Ah, tust
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher