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Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel
Autoren: Dawn C Tripp
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Spielzüge geprägt hatte, wenn man alle sieben Buchstaben auf einmal auslegt und die Bonusprämie von fünfzig Punkten ergattert.
    Vivis einziger Makel: Sie spielte immer auf Wörter. Sie behielt ihre beiden L s und ließ drei Runden verstreichen, tauschte Buchstaben oder setzte notfalls aus, nur weil sie unbedingt E-V-E-N-T-U-E-L-L zusammenkriegen wollte. Oder sie legte eine Schönheit wie U-Z-E-R-E-I ohne Mehrfachpunkte ab, obwohl sie mit Z-U-R einen dreifachen Wortwert hätte landen können.
    »Das ist kein Spiel mit Wörtern, Vivienne«, erklärte Ada ihr.
    Immer wieder aufs Neue erklärte sie es ihr.
    »Am Ende kommt es doch nur auf die Punkte an.«
    Vivienne war eine Arsenault, eine gebürtige Frankokanadierin und gute Katholikin, die zweimal pro Woche zur Kirche ging, Lawrence Butler heiratete und vierzehn Kinder bekam: zwölf Mädchen und zwei Jungen. Sie lebten oben in North Westport in der Nähe des alten Indianerreservats. Über fünfundzwanzig Jahre lang wechselte Vivienne Windeln, wusch sie, weichte sie ein, bleichte sie, reihte sie wie Gebetstücher an der Leine auf. Ich weiß noch, dass ich einmal mit Carl an ihrem Haus vorbeifuhr, als wir gerade geheiratet hatten und ich mit Alex schwanger war. Da sah ich Vivienne draußen im Garten. Alles war grün, Sonnenlicht und Wind im Gras, Babys krabbelten in ihrem Schoß, Kleinkinder stolperten umher, die Älteren ließen lachend einen Drachen steigen, der Schlauch war ausgerollt, eines der großen Mädchen, blond und langbeinig, hielt ihn fest und das Wasser spritzte heraus, durchwirkt von Licht, der Wind erfasste den Strahl und diese gebleichten, strahlend weißen Windeln wurden von demselben Wind in den nicht enden wollenden blauen Himmel gehoben. Vivienne schaute hoch, sah uns vorbeifahren und winkte. Es war einer von jenen Momenten unter vielen, wenn sich das Leben ausdehnt, endlos wird, und ich wollte anhalten, wollte in diesen Moment eintauchen, in dieses Idyll ohne Vergangenheit und Zukunft, diese reine Gegenwart all dessen, was durch jene Kinder und den Himmel möglich war. Dann kam eine Kurve und wir entfernten uns. Aber manchmal denke ich noch daran. So wie jetzt, wenn ich die blanken Steine vor mir sehe, alle umgedreht, die im Deckel neben dem leeren Spielbrett schwimmen.

Sternenspalter
    JANE
    23 . Juli 2004
    »Willst du heute die Punkte aufschreiben?«, fragt Ada mich.
    »Klar.«
    Sie weist mit dem Kinn auf den Block, der immer im Karton liegt, und auf den Stift mit der Aufschrift » IHR OPTIKER AN DER ROUTE 6 « mit Telefonnummer. Ich greife nach Papier und Kuli, während sie zwei der hölzernen Buchstabenbänkchen herausholt.
    Ich notiere immer den Punktestand. Ada fragt dennoch jedes Mal nach.
    Sie dreht einen Stein um. E .
    Ich ziehe ein K .
    Ich schreibe ihren Namen oben links auf das leere Blatt, meinen daneben, während sie die ersten sieben Buchstaben wählt. Sie zieht sie so wie immer, einen aus jeder der vier Ecken des Deckels und drei aus der Mitte.
    Sie stellt alle sieben auf ihr Bänkchen. »Mist«, murmelt sie. Setzt nochmals einige um, während ich meine ziehe.
    N.M.E.R.I.E.M.
    Nimmer. Reim. Eier. Mime. Miene.
    Es ist ein altes Spiel, das wir jetzt benutzen. Es gehörte meiner Mutter. Irgendjemand schenkte es Anfang der Sechziger meinem Großvater Gid – und da Gid weder Ahnung davon noch Interesse daran hatte, gab er es an seine belesene Tochter Emily weiter. Sie brachte es mir bei. Als es sie nicht mehr gab und ich ihre Sachen durchging, fand ich das Scrabble-Spiel, in einen Jutebeutel gewickelt, im Abstellraum unter der Treppe. Es ist nicht aus Plastik, das Brett, und es ist keine Drehscheibe darunter. Der Kasten ist bordeauxrot, aus Pappe. Wo er an den Rändern aufgerissen ist, habe ich ihn mit Malerkrepp geklebt, sodass der Deckel immer noch fest schließt. Ich habe Ada nie erzählt, dass es von meiner Mutter stammt. Nicht dass es sie irgendwie stören dürfte, wo so viel Zeit vergangen ist. Doch gelegentlich beschäftigt mich dieses Wissen. Ich frage mich, was meine Mutter von meinen freitäglichen Treffen mit Ada halten würde.
    Auf dem breiten Rand, wo die Buchstaben des Wortes SCRABBLE senkrecht gedruckt sind, steht in der unteren Ecke, die heute neben Adas linker Hand liegt, mein Mädchenname in seitlich geneigter Schrift. Ich kann mich nicht erinnern, ihn dorthin geschrieben zu haben. Ich kann mir nur vorstellen, dass ich es in den langen Stunden eines Kindheitsspiels getan haben muss.
    »Wie lange bist du schon
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