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Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel
Autoren: Dawn C Tripp
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gegeben hat, auf dem Boden aus. Wenn er Tage später im Wald jagen und an diesen Augenblick zurückdenken wird, als ihre schönen langen Finger die Zigarette ausdrückten, wird er sich fragen, wie es gelaufen wäre, wenn er es ihr gesagt hätte. Er wird die Runde gehen, die er auf der Jagd immer dreht, am Fluss an der Drift-Road-Seite hoch. Die Bäume werden lichter. Er hört ein Geräusch, ein Knacken im Unterholz. Er hält inne, lauscht. Wieder dieses Geräusch …

Erster Teil
    ENTFLAMMT

Ray
    MARNE
    3 . Juni 2004
    Im Januar kam der Anruf von Alex, der mich von Kalifornien nach Hause zurückbrachte. Eine Woche später ging ich mit meiner Mutter bei Lees einkaufen. Nur einmal wusste sie nicht weiter, in der Gemüseabteilung, sie nahm alle Birnen in die Hand, ohne sich entscheiden zu können, welche sie kaufen wollte. »Die Auswahl heutzutage ist zu groß«, flüsterte sie mir mit einer gewissen Traurigkeit entschuldigend zu, so als bekäme sie ihren Aussetzer zwar mit, könnte aber nichts dagegen tun. Also entschied ich für sie. An der Kasse hatte ich dieses Gefühl, das man manchmal hat, wenn man beobachtet wird, ich drehte mich um und sah Ray drei Reihen weiter, konnte ihn im ersten Moment nicht zuordnen, dann aber doch ganz schnell. Sein Gesicht war schmal, viel schmaler, als ich erwartet hatte – in seinen Augen lag ein Blick, als wären sie ausgekratzt. Das Mädchen an der Kasse fragte, ob ich bar oder mit Karte zahlen wolle, und Ray sah mich unverwandt an, in seinem Blick lag nun ein anderer Ausdruck, der mir einen Schauer über den Rücken jagte, wie elektrisiert, und ich starrte zurück. Starrte einfach hinüber.
    »Da ist Ray«, sagte meine Mutter. Ich kam wieder zu mir und winkte ihm zu, so wie ich es von vornherein hätte tun sollen, er lächelte und winkte zurück, und alles war natürlich, normal, so wie es sein sollte. Und als er bezahlt hatte, kam er zu uns und begrüßte uns, fragte, seit wann ich aus Kalifornien zurück sei. Inzwischen waren unsere Einkäufe in Tüten verpackt und in den Wagen geladen, Ray begleitete uns nach draußen und die Wintersonne traf mich hart, als wir durch die automatische Tür gingen, unerträglich und grell, hielt alles fest in einem Zustand des Unerwarteten.
    Ray lebe in Scheidung, erzählte mir mein Bruder Alex. In den nächsten Monaten würde ich ihm sicherlich öfter über den Weg laufen. Es könnte auch sein, dass er bei uns vorbeikäme, um Alex zu besuchen. Doch sobald Ray in der Nähe ist, kann ich keine zwei zusammenhängenden Worte herausbringen, dann durchfährt mich ein angespanntes Prickeln – das falsche Gefühl für eine Person, die tabu ist, das ist mir klar.
    Doppelt daneben: Er ist der beste Freund meines Bruders und er ist Ada Varicks Sohn. Ada hat in unserer Familie schon genug Schaden angerichtet. Sie war der unwiderstehlich schöne Grund, weswegen mein Großvater Luce Weld 1957 getötet wurde – ermordet, wie man sich erzählt, weil er sie zu sehr liebte. Nicht dass Ada uns andere irgendwie weniger im Griff hätte – man sehe sich nur meine Mutter an, die immer noch jeden Freitag zum Seniorenzentrum marschiert, bis heute gefangen von ihrer Ada und dem Spiel.
    Manchmal kann man nur schwer nachvollziehen – mir ist es nie so recht gelungen –, wie meine Mutter, die einzige Tochter von Luce Weld, sich überhaupt mit Ada Varick anfreunden konnte. Ada ist zwanzig Jahre älter als sie und ein völlig anderer Typ. Einmal fragte ich meine Mutter, wie es dazu gekommen sei, aus welchem Grund sie zu dem Grüppchen von vier oder fünf Damen eingeladen worden sei, die sich jeden Freitag zum Scrabble trafen.
    »Irgendwann rief mich Vivi Butler aus heiterem Himmel an und lud mich ein«, antwortete sie schlicht.
    »Und du bist hingegangen?«
    »Warum denn nicht?«
    Sie wirkte überrascht, fast argwöhnisch, dass ich überhaupt fragte.
    Ich habe meinen Großvater Luce nicht gekannt. Ich würde ihn nicht erkennen, wenn ich auf der Straße in seinen Schatten treten würde. Aber ich kenne die Geschichte:
    Luce Weld – ein verwegener Nichtsnutz –, erst Alkoholschmuggler, dann Hühnerdieb. Vertickte damals, in den Zwanzigern, Fusel, machte den großen Reibach, aber zog den Ärger magnetisch an, immer mit einem Fuß in der Scheiße. Saß wegen Totschlags und hatte das Glück, sich nach seiner Entlassung ein kluges, hübsches Mädchen zu angeln, meine Großmutter Emily. Die beiden hatten nur ein Kind, meine Mutter Jane. Aber Luce war kein Stubenhocker.
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