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Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel
Autoren: Dawn C Tripp
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noch immer die Kerne aus den Mandarinen klauben.
    »Dein T-Shirt hängt draußen an der Leine, Marne«, sagt meine Mutter.
    »Super. Danke.«
    »Mit Salz hat es geklappt.«
    »Glaub ich gern.«
    Mein Bruder schaut kurz zu mir auf. »Sei einfach ein bisschen nett«, sagt er leise. Ray kommt zurück ins Zimmer. Seine Augen huschen von Alex zu mir. Der Toast springt hoch. Viel zu hell, verdammt. Meine Mutter schmiert Butter drauf und legt den Toast auf den Melkschemel neben mir. Das Buch scheint sie nicht zu bemerken. Sie setzt sich in ihre Ecke.
    »Noch keine Anzeige für Pard«, sagt Alex und reicht die Zeitung über den Tisch zu Ray.
    »Samstag ist Totenwache«, entgegnet Ray, »man hätte meinen können, dass die Anzeige heute drin ist.«
    »War vielleicht nicht genug Platz für alles.«
    Ray lacht.
    »Jetzt mal ehrlich«, fährt Alex fort. »Ich hab mich gewundert, dass Huck seinen Pick-up heute nicht mit schwarzem Trauerflor geschmückt hatte. Wie kommt er damit klar?«
    Ray isst einen Kartoffelchip. »Ach, na ja. Er ist fertig. Tut zwar so, als wäre nichts, aber die beiden standen sich nahe.«
    »Wie Pech und Schwefel«, meint Alex.
    Ray lacht wieder. Er hat ein schönes Lachen. Sein Gesicht ist sonnengegerbt, von der Arbeit. Er sitzt am Tischende neben der Tür, die Beine ausgestreckt, Farbe auf der Jeans. Er hat eine Bergungsfirma. Er birgt Boote. Taucht bei den Wracks auch nach anderen Sachen und nimmt Gelegenheitsjobs an; diese Woche hat er hier mit Alex gearbeitet und das Haus meiner Eltern gestrichen. Ray ist der jüngste Sohn der Varicks. Ada und Silas hatten insgesamt fünf: Junie, Scott, Huck, Green und Ray. Ray war bei Weitem der Jüngste, eine Art verspäteter Einfall, so kam es mir immer vor, ein letzter Versuch, bevor sich seine Eltern trennten. Ray ähnelt seinem älteren Bruder Junie, inzwischen tot, und er ist so groß wie Scott, der aus Da Nang zurückkehrte und im Fischhaus am Coal Pocket Pier Fische ausnahm. Von den fünf Varick-Brüdern ist Green der einzige, den ich nicht kennengelernt habe, nur Fotos von ihm habe ich gesehen. Sie haben alle Ähnlichkeit miteinander. Mit Ausnahme des aufsässigen Huck, der ganz helle Augen hat, fast so blass wie Frost, sind alle anderen dunkel. So wie Ada.
    Ray merkt, dass ich ihn ansehe, und lächelt mir wieder zu. Er stellt sein leeres Limonadenglas auf den Tisch.
    »Hast du gestern Abend im Restaurant gearbeitet?«, fragt er mich.
    Ich nicke.
    »Wie läuft es?«
    »Arbeit halt.«
    »Viel zu tun?«
    »So lala.«
    »Ich muss mal vorbeikommen.«
    »Bist du bescheuert?«, sagt Alex.
    »Warum nicht? Das Essen ist doch gut.«
    »Klar ist das gut, bloß musst du eine zweite Hypothek aufnehmen, um da essen zu können.«
    Mein Bruder würde keinen Fuß in den Laden setzen, in das Res­taurant, wo ich arbeite. Er sagt, es wäre für die Sommerurlauber. Aber er sagt es nicht verbittert. Für ihn ist es gesunder Menschenverstand, klipp und klar. Er ist hier zu Hause, in diesem Ort, wo wir aufwuchsen, wo sich nicht viel verändert, außer dass jedes Jahr ein paar mehr unsichtbare Menschen herziehen. Ihm sind diese Leute durchaus recht: Er streicht das Holz an ihren Cottages, tapeziert ihre Badezimmer.
    »Find ich unfassbar, dass noch nichts für Pard drinsteht«, sagt Alex jetzt.
    »Na, mach dich nicht verrückt«, erwidert Ray lächelnd. »Kommt schon noch.«
    Der Tote, um den es geht, ist Pard Islington, ein Herz und eine Seele mit Huck Varick. Seine Sanduhr lief am letzten Dienstag ab, als er gerade mit seinen Kumpeln ein Spiel der Red Sox sah. Pard wusste, was mit ihm geschah. Seit dem dritten Inning hatte er Schmerzen in der Brust gehabt, warf aber nur weiter seine Nitroglycerintabletten ein. Es war eine gute Partie, ein knapper Spielstand, er wollte nichts verpassen.
    Gestern wurde ein verlängertes Mittagessen zu Ehren von Pard veranstaltet; mein Bruder und Ray gaben Geschichten zum Besten, als wäre er noch unter den Lebenden. So wie ich gehört habe, waren Huck und Pard zu ihrer besten Zeit ein legendäres Gespann – klauten Kisten mit Muscheln von den Anlegestegen, warfen Chinaböller, rasten mit ihren Autos über die Route 88 . Dann jenes legendäre Halloween: Im Alhambras geriet Huck wegen ­eines Mädchens in eine Schlägerei, als der Laden aus allen Nähten platzte, auf Hochtouren lief – er und Pard wurden rausgeworfen, fuhren im Pick-up durch die Stadt, stinksauer, und stahlen die Kürbisse von den Veranden. Sie warfen so viele auf die Head Bridge,
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