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Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel
Autoren: Dawn C Tripp
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ist es zu kalt.«
    Sie dreht am Hahn und ich widerstehe dem Drang, ihre Hand beiseitezustoßen und ihn wieder zurückzudrehen. In kürzester Zeit ist alles nass, das vollgesogene T-Shirt klebt mir auf der Haut, und sie sagt, ich solle es einfach ausziehen, sie werde den Fleck rausmachen, doch ich habe nicht vor, nur mit BH am Küchenfenster zu stehen. Meine Mutter lässt nicht locker, sie hat ihre Essigflasche herausgeholt, ohne Verschluss, sowie Salz, einen Küchenlumpen und ihre schreckliche, eiserne Geduld, die sie manchmal an den Tag legt, wenn sie weiß, dass sie recht hat und es nur eine Frage der Zeit ist, bis ich einlenke und es einsehe. Mir kommt der Gedanke, dass Alex vielleicht falschliegt. Das funktioniert hier nicht. Ich hätte in Kalifornien bleiben sollen.
    Ich höre einen Pick-up vorbeifahren, jemand drückt heftig auf die Hupe, ich blicke kurz hoch und erkenne gerade noch den kirschroten F150 von Rays Bruder Huck. Der hält die Hand aus dem Fenster und grüßt mit seinem typischen lässigen Winken Ray und Alex, die immer noch vorm Haus Erde auf die von mir veranstaltete Sauerei schieben. Lachend winken sie zurück. Als der Pick-up sich entfernt, kann ich die zwei Aufkleber erkennen, mit denen Huck schon seit Jahren durch die Gegend fährt. Auf einem steht: » FÜR EINE KLEINSTADT LEBEN HIER GANZ SCHÖN VIELE ARSCHLÖCHER «, auf dem anderen: » STOLZ , EIN AMERIKANER ZU SEIN «. Wenn es einen Menschen auf der Welt gibt, den ich auf den Tod nicht ausstehen kann, dann ist es Huck.
    Beschränkter Proll. An der Grenze zum Schwachsinn. Als er schon über dreißig war, hatte er es auf meine beste Freundin Elise abgesehen, die mit mir zur Highschool ging. Er wühlte sich durch ihr Kinderbett und ließ sie dann für irgendeine Schlampe sitzen. Mit knapp sechzig kann Huck nicht verstehen, warum das Leben ihm kein Gold auf den Kopf geschissen hat. Immer noch hat er diesen etwas breitbeinigen jugendlichen Gang drauf, so als käme er geradewegs aus einem Lied von Bruce Springsteen, das Amok läuft.
    Rays älterer Bruder, rufe ich mir gequält in Erinnerung. Drei Mal daneben. Der Nächste bitte.
    Ich ziehe das T-Shirt aus, werfe es meiner Mutter zu und gehe nach oben, um mir die Farbe von Gesicht und Händen zu waschen.
    Als ich wieder nach unten gehe, ist es Mittag. Alex und Ray sitzen am Küchentisch und trinken Limonade. Meine Mutter hat ihnen Sandwiches gemacht, diagonal durchgeschnitten, so als hätte sie vergessen, dass ihr Sohn nicht mehr zehn ist. Ray lächelt mir flüchtig zu. Ich schenke mir eine Tasse Kaffee ein. Alex überfliegt die Zeitung, die Todesanzeigen. Mehr liest er nicht – in dieser Hinsicht ist er wie unser Vater. Was gibt es sonst schon an Nachrichten?
    Als ich mich mit meinem Kaffee setze, sagt meine Mutter: »Kann ich dir was machen, Marne?« Die Routinefrage.
    Ich schüttle den Kopf. »Schon gut.«
    »Einen Toast?«
    »Mom, kannst du nicht einfach …« Mein Bruder presst die Lippen aufeinander. »Na gut«, sage ich. »Gerne.«
    Kurze Pause. Ray steht auf, geht in den Flur. Ich höre, wie sich die Badezimmertür schließt.
    Ich greife zu meiner Lektüre, einem alten Buch meiner Mutter, irgendwann einmal ausgeliehen aus der Bibliothek, das ich am Vorabend auf dem Weg ins Bett in dem Regal oben an der Treppe gefunden habe. In Plastik eingepackt, die Signatur 1174C schief auf einen weißen Aufkleber unten auf dem Rücken gedruckt. Unter dem durchsichtigen Plastik die schwarzen Buchdeckel, der eckige Einband, die Buchstaben des Titels in stilisierten Goldlettern. Es war der Titel, der mich anzog: Geheimnis des Lichtes . Dann schlug ich es auf und sah, dass es übersät war mit Notizen am Rand, verfasst von meiner Mutter – das erkannte ich an der Handschrift, auch wenn sie kindlich war. Ich wunderte mich, als ich das entdeckte. Es sah ihr so gar nicht ähnlich, ein überfälliges Buch nicht zurückzugeben, und dieses war schon lange überfällig, das letzte Datum auf der Lasche hinten: 1957. Da muss sie ungefähr zwölf gewesen sein. Das Jahr, als ihr Vater Luce verschwand.
    Ich werfe ihr einen kurzen Blick zu. Sie hat zwei Scheiben Brot geholt und in den Toaster gesteckt. Den Knopf hat sie zur Hälfte heruntergedreht. Der Toast wird zu hell herausspringen. Sie kommt mit einer Tüte Kartoffelchips an den Tisch und schüttet eine weitere Portion auf den Teller meines Bruders. Alex ist und war schon immer ein absolutes Muttersöhnchen. Zweiundvierzig Jahre alt und lässt sich von ihr
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