Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel
Autoren: Dawn C Tripp
Vom Netzwerk:
ja?«
    Alex runzelt die Stirn. Ein schneller Blick zu mir. »Klar«, sagt er und verschwindet.
    Meine Mutter geht nach unten, um die Wäsche in den Trockner zu stecken. Ich gehe mit Ray nach draußen, wir setzen uns auf die Verandatreppe.
    Er hat Farbe an den Händen, sehe ich, einige Stellen hat die Seife vergessen. Auf seiner Haut reihen sich weiße Flecken wie Sterne aneinander. Er merkt, dass ich sie betrachte, und wirft mir sein kurzes Halblächeln zu, das ich manchmal verstehe und dann wieder nicht.
    »Du bist nicht sofort nach Kalifornien gegangen, oder?«, sagt er. »Nach der Highschool?«
    »Zuerst war ich in New York.«
    »Stimmt, ich erinnere mich.«
    » NYU .«
    Es war nicht von Dauer. Nicht mal mit Stipendium. Im zweiten Studienjahr brach ich mitten im Semester ab, legte eine vorübergehende Pause ein, die, wie sich später herausstellte, den Rest meines Lebens dauern sollte. Ungefähr einen Monat lang lebte ich von Kaffee, Zigaretten und der Tageszeitung Christian Science Monitor: Ich behielt meine Atelierwohnung in Hell’s Kitchen, las eine Kurzgeschichtensammlung von Camus, eine Biografie von Jean Cocteau. Ich entdeckte für mich den Luxus von Kate’s Paperie und lernte, Origami-Tiere, -Kästchen und -Sterne zu falten. Ich ließ mir die Nägel lang wachsen und perfektionierte meine Kunst. Mein Apartment war mit bunten Papiertierchen geschmückt. Ich bin von Natur aus nachtaktiv. Es gefiel mir, auf den Beinen zu sein, ein Körper in Bewegung. Ich suchte mir einen Kellnerjob.
    »Also erst New York, dann Kalifornien?«, fragt Ray.
    »Über New Mexico. Von New Mexico nach L. A. Ich dachte, ich würde L. A. mögen.«
    Er nickt und ich merke, dass er die Jahre seit meiner Kindheit, als ich die nervige kleine Schwester seines besten Freundes war, im Kopf kartografiert – er fährt mein Leben nach wie diese geschwungenen Linien in Prospekten von Fluggesellschaften, mit denen die beliebten und weniger gefragten Reiserouten in verschiedenen Farben dargestellt werden.
    Die Luft ist trocken heute, ein Anflug von Frühlingslicht. Ray streckt ein Bein aus, sein Knie knackt, und das Schweigen zwischen uns wirkt zerbrechlich, es ist dieses Gefühl, das ich in seiner Nähe immer habe – als würde alles in mir an einem seidenen Faden hängen.
    Er sieht auf die Uhr. »Wo bleibt dein großer Bruder, das lange Elend? Wir müssen wieder an die Arbeit.«
    »Wahrscheinlich gab es seine Zigarettenmarke nicht.«
    »Entweder das oder er hat sich irgendwo hingestellt und qualmt die ganze Packung leer.«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich sag ihm immer wieder: Wenn er nicht damit aufhört, lese ich bald die neusten Nachrichten über ihn in der Zeitung.«
    Ray lacht. »Da müssen wir noch an ihm arbeiten.«
    »Machen wir.« Dieses wir schlüpft mir aus dem Mund, noch ehe ich es höre, es rutscht mir einfach heraus. Ray blickt nach unten, Ellbogen auf den Knien, aber seinem Gesicht sehe ich an, dass er es gehört hat. Das kleine Nichts.
    Wer hat geschrieben, die Seele sei nicht mehr als ein gelegentlicher Ausbruch des Geistes? Eine Sehnsucht, nicht unähnlich einem Sonnenstrahl, der durch Staubflocken dringt und ihnen den Anschein verleiht, mehr zu sein, als sie wirklich sind.
    »Was übers Wetter gehört?«, frage ich.
    »Angeblich soll’s nächste Woche regnen.«
    »Aber bis dahin seid ihr fertig mit dem Streichen, oder?«
    »Wir müssten morgen damit durch sein.«
    Ich nicke. Ich erwäge, Ray zu fragen, ob er weiß, dass der nächste Tag, ein Freitag, der Tag ist, an dem meine Mutter sich immer noch mit seiner Mutter an den Picknicktisch in den Schatten eines Baumes vor dem Seniorenzentrum setzt, um Scrabble zu spielen, ein Spiel, das sie so liebt.
    »Und, arbeitest du dieses Wochenende?«, fragt er.
    »Morgen, Samstag, Sonntag.«
    »Das ist das ganze Wochenende.«
    »Jedes Wochenende.«
    »Und dann?«
    »Dann muss ich mich wieder ein paar Tage zu Hause sehen lassen.«
    »Machst du immer noch diese kleinen Papiersachen für Polly?«
    Ich nicke. Polly ist die Floristin oben in Head. Jetzt ist ihr Geschäft halb Blumenladen, halb Souvenirshop. Polly verkauft Leuchtturmmagneten, Schmuck aus Strandglas, selbst gemachte Grußkarten und meine kleine Origamikunst.
    Ich arbeite gerade an einem Mobile aus Watvögeln für sie, erzähle ich Ray, doch eigentlich seien die kleinen Bilderrahmen der heimliche Verkaufsschlager gewesen. Polly war sich nicht sicher, wie sie angenommen würden, doch jetzt, da die Sommergäste langsam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher