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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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ein paar hundert Meter schmelzen. Du hast sie gesehen. Ihre Technologie war primitiv. Sie waren eine junge Spezies. Sie hatten keine Möglichkeit, vom Planeten zu fliehen, den Eindringling abzulenken oder den Einschlag zu überleben. Sie waren dem Untergang geweiht. Aber sie sind nicht verzweifelt.«
    »Sie haben das Lager angelegt, und zwar so tief, dass der Hitzepuls es nicht erreichte.«
    »Ja. Siehst du, Bobby? Sie haben alles getan, damit das Leben – wir – die größte Katastrophe überdauerte, von der der Planet je heimgesucht wurde.
    Das ist auch unser Schicksal, Bobby. Wie die Sisyphaner ein paar thermophile Mikroben deponiert hatten, damit sie den Einschlag überleben konnten – wie die Algenmatten und der Seetang die Eiszeiten überlebt hatten, wie das höher entwickelte und angepasste Leben die Katastrophen in Form von Vulkanismus, Meteoriteneinschlägen und geologischen Vorgängen überlebt hatte – müssen wir das auch tun. Selbst die Verbundenen, die neue Evolution des Bewusstseins, sind Teil eines Strangs, der zu den Ursprüngen des Lebens zurückreicht.«
    Bobby lächelte. »Erinnerst du dich daran, was Hiram zu sagen pflegte? ›Wir können alles erreichen, wenn wir zusammenarbeiten.‹«
    »Ja. Das stimmt genau. Hiram war kein Dummkopf.«
    Bobby berührte seinen Bruder sanft an der Schulter. »Ich glaube…«
    … und wieder implodierte die Welt ohne Vorwarnung in Dunkelheit.

 
EPILOG
     
     
    »Bobby. Bitte wach auf. Bobby. Hörst du mich?«
    Die Stimme schien aus weiter Ferne an seine Ohren zu dringen. Er hörte die Stimme und verstand die Worte, bevor das Körpergefühl sich wieder eingestellt hatte.
    Seine Augen waren geschlossen.
    Er lag auf dem Rücken auf etwas, das sich wie ein weiches Bett anfühlte. Er spürte die Glieder, den langsamen Takt des Herzens, das Heben und Senken der Brust. Alles schien normal.
    Doch es war nicht alles in Ordnung: Etwas stimmte nicht, hatte sich subtil verändert wie der violette Himmel der Kreidezeit.
    Er verspürte namenlose Angst.
    Langsam schlug er die Augen auf.
    Das Gesicht einer Frau schwebte über ihm: Schmal, mit blauen Augen, blondem Haar, ein paar Fältchen um die Augen. Er schätzte sie auf vierzig, vielleicht fünfzig. Und doch erkannte er sie.
    »… Mary?«
    War das seine Stimme?
    Er hob die Hand. Ein knochiges Handgelenk schob sich aus einem Ärmel aus silbrigem Gewebe. Die Hand war feingliedrig mit dünnen und langen Fingern, wie die Hand eines Klavierspielers.
    War das seine Hand?
    Mary – falls das Mary war – beugte sich über ihn und nahm sein Gesicht in die Hände. »Du bist wach. Hiram sei gedankt. Verstehst du mich?«
    »Ja. Ja, ich…«
    »Woran erinnerst du dich?«
    »David. Das Wurmwerk. Wir waren…«
    »Auf einer Zeitreise. Ja. Gut, du erinnerst dich. Nach seiner Anastasis erzählte David uns, was du gesehen hattest.«
    Anastasis, sagte er sich. Wiederauferstehung. Die Angst verstärkte sich.
    Mühsam versuchte er sich aufzusetzen. Sie half ihm. Er fühlte sich schwach und ausgezehrt.
    Er befand sich in einer Kammer mit glatten Wänden. Es war dunkel. Eine Tür führte zu einem lichtdurchfluteten Korridor. Es gab ein einziges Fenster, wie ein Bullauge. Dahinter war ein blauschwarzer Ausschnitt zu sehen.
    Blaue Erde. Schwarzer Himmel.
    Die Luft der Erde war kristallklar. Die blauen Meere wurden von einem silbernen Gespinst überzogen, einer Art Struktur Hunderte von Kilometern über der Oberfläche. War er im Orbit? Nein; die Erde drehte sich nicht unter ihm. Also war er in einer Art orbitalem Turm.
    Mein Gott, sagte er sich.
    »Bin ich tot? Bin ich wiederauferstanden, Mary?«
    Sie knurrte und fuhr ihm durchs Haar. »David hat mich schon gewarnt. Fragen, nichts als Fragen.« Ihre Intonation war schwerfällig und die Stimme heiser, als ob sie lang nicht mehr gesprochen hätte.
    »Wieso bin ich zurückgeholt worden…? Ach so. Der Wurmwald. Ist es das?«
    Mary runzelte die Stirn und schien für einen Moment fernen Stimmen zu lauschen. »Der Wurmwald? Du meinst den Kometen? Den haben wir längst weggestoßen.« Sie sagte das so beiläufig, als ob sie eine Fliege weggeschnippt hätte.
    »Was dann?« fragte er verwirrt.
    »Ich kann dir sagen, wie du hierher gekommen bist«, entgegnete sie sanft. »Das warum wirst du selbst herausfinden müssen…«
    Sechzig Jahre waren vergangen, erklärte sie ihm.
    Es war natürlich die WurmCam. Inzwischen war es möglich, in die Zeit zurückzublicken und in jedem Moment des Lebens eines
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