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Das Licht der Hajeps - Erster Kontakt (German Edition)

Das Licht der Hajeps - Erster Kontakt (German Edition)

Titel: Das Licht der Hajeps - Erster Kontakt (German Edition)
Autoren: Doska Palifin
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unzähligen Zöpfchen geflochten und mit allerlei Tand geschmückt worden war. Diese streckten sich nun und standen ihm schließlich vom Kopf ab wie der Kamm eines Hahnes. Die Seiten seines dichten Haares waren allerdings kurzgeschnitten, doch waren noch zusätzlich kleine Bahnen hineinrasiert worden, in die man Muster tätowiert hatte. ‚Verrückte Mode so etwas!’ dachte Margrit. ‚Ja und?’
    Nun lenkte er ihr Gesicht ein wenig nach unten und sie sah, wie er die beiden Zipfel seiner überlangen Ärmel mit einer eleganten Bewegung zurückwarf, den Ring vom Finger streifte und dann erstaunlich langsam seine weichen, nahtlosen Handschuhe auszog, erst den einen, dann den anderen. Er stellte dabei seinen Fuß quer über die Spitzen ihrer Turnschuhe und sie rollte deshalb ihre Zehen ein und dann streckte er Margrit etwas zögernd seine linke Hand entgegen.
    „Hey!“ krächzte er ausdruckslos.
    Sie zeigte jetzt dafür umso mehr Ausdruck, griff nicht zu, starrte stattdessen entgeistert auf diese Hand und ihr Herz zuckte dabei in ihrer Brust, als würde es in lauter kleine Stückchen zerfetzt, denn das war gar keine richtige Hand mehr, sondern nur noch ein ekelhaft weißlich bis graues Gebilde. Zwar schien dieses Gebilde trotzdem aus fünf Fingern zu bestehen, aber sämtliche Finger hatten eines gemeinsam: keine Nägel, nur teilweise verkrüppelte, lange Krallen, zum Teil fehlten aber auch völlig die Kuppen. Er seufzte leise – etwa bekümmert? Oder hatte sie sich das schon wieder eingebildet?
    Margrit betrachtete mit weitaufgerissenen Augen diese Hände und er studierte dabei sehr genau ihr Mienenspiel. Mein Gott, war ihr mit einem Male schwummerig, denn diese Klauen sahen ja grässlich aus.
    „Kolka!“ sagte er leise. Sollte das eine Erklärung sein?
     Er schob nun die überweiten, halb transparenten Ärmel seines Hemdes mit einer flinken Bewegung etwas höher, so dass sie auch seine Handgelenke sehen konnte.
    Hier war die Haut weder welk noch bleich, sondern hatte ein helles graublau. Er öffnete den Ausschnitt seines Hemds und sie sah einen Teil seiner nackten Brust. Margrits Blick glitt über diese unnatürlich gefärbte Haut und huschte dann zu seinem Gesicht und mit einem Mal war ihr Gehirn bereit, diese unfassbare Tatsache, welche sie die ganze Zeit so verzweifelt zu verdrängen versucht hatte, zu erfassen. Er war ihr Feind und seine Haut hatte eben klar erkennbar die Farbe seiner Art!
    Dieses Geschöpf hatte wohl einst jene eigenartige Pigmentierung auch an den Händen besessen. Irgendetwas war jedoch geschehen, was er mit Kolka bezeichnete, dass die Hände und womöglich sogar die Füße verkrüppeln ließ.
    Vorhin, als Margrit ihn gefunden hatte, hatte er sich nur, aus welchem Grund auch immer, derart schlecht gefühlt, dass er ganz einfach blass im Gesicht gewesen war, eben wie ein Mensch!
    Oh Gott, und nun nahm er auch noch seine Brille ab. Margrit wankte leicht, während sie in diese unwirklich erscheinenden, weil viel zu lang geschnittenen Augen starrte. Herr im Himmel, die gesamte Nickhaut war ja total schwarz und dort, wo der Augapfel beim Menschen weiß war, erschien er hier in einem satten Gelb. Die Iris darin war rot, wie es George nie für möglich gehalten hatte, rot, worüber die Menschheit schon so viele Witze gemacht hatte, rot, wie eben alles Boshafte und Entsetzliche schlechthin und dazu hatte dieses Rot eine vertikale, spaltförmige Pupille wie die einer Katze, jedoch giftgrün.
    Der Blick des Hajeps war trüb, schien von undurchdringlichen, tieftraurigen Nebeln verhangen zu sein, und seine Nase hatte – Margrit schluckte – gleich drei Nasenlöcher! Zwei auf der rechten Seite direkt übereinander und nur eins auf der linken. Weshalb brauchten denn diese Kreaturen ausgerechnet drei? Daher jedenfalls diese Sprache durch die Nase! Also hatte Margrit einen Hajep vor den Hajeps gerettet. Ja, das war doch geradezu lächerlich! Welch ein Blödsinn, welch ein Wahnsinn!
    Margrit biss sich auf die Lippen, um nicht hysterisch aufzulachen, um nicht ihr entsetzliches Unglück laut und verzweifelt hinauszuschreien.
    Mit einer langsamen, vorsichtigen Geste verstaute er nun auch die Sonnenbrille in einer frisch entstandenen Tasche seines Hemdes. Diese hatte sich von alleine geöffnet und wieder zusammengezogen, als wäre sie irgendwie – Margrit blinzelte nervös – lebendig.
    Aber warum hatte sich der Feind von Margrit überhaupt retten lassen? Weshalb hielt er ihr schon wieder – oh, er war
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