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Das Leuchten der Insel

Das Leuchten der Insel

Titel: Das Leuchten der Insel
Autoren: Kathleen McCleary
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Susannah!«, sagte ihre Mutter erneut. »Ich werde es dir wieder und wieder sagen, jeden Tag deines Lebens, wenn ich das muss, bis du es glaubst. Es war nicht deine Schuld! «
    Susannah umklammerte das Handy und drückte es mit aller Kraft an ihr Ohr. »Ich weiß«, sagte sie. Und das Gewicht, das dreiunddreißig Jahre auf ihr gelastet hatte, glitt von ihrem Herzen herab, sickerte aus ihren Poren hinaus und verdampfte und ließ sie leicht, atemlos und durchsichtig zurück. »Ich weiß«, wiederholte sie. »Es war nicht meine Schuld.«
    Und dieses Mal wusste sie zum ersten Mal, dass es stimmte.
    Susannah klappte das Handy zu. Sie lehnte sich an die Wand und glitt langsam nach unten, bis sie auf dem hell gefliesten Boden saß, das Handy noch immer mit der Hand umklammert.
    »Mom?« Katie stand in der Tür des Warteraums und musterte Susannah. »Ist alles gut mit dir?«
    Susannah wischte sich mit ihrer freien Hand die Tränen von den Wangen. »Ja. Mir geht es gut, Liebes.« Sie lächelte. »Mir geht es wirklich gut. Ich bin müde, aber mir geht es gut.«
    Katie ging zu ihr und setzte sich neben sie auf den Boden. »Weinst du wegen Quinn? Er wird doch wieder okay werden, ja?«
    »O Schatz, Quinn wird es wieder bestens gehen.«
    Susannah holte tief Luft. Obwohl Quinn noch immer im OP war; obwohl Matt irgendwo in der Luft über einem dunklen Staat war und sich beeilte, zu ihnen zu kommen; obwohl sie physisch vollkommen erschöpft war von all dem, was sie in den vergangenen zwölf – konnten es wirklich nur zwölf sein? – Stunden durchgemacht hatte; trotz alldem empfand Susannah ein merkwürdiges Gefühl von Frieden.
    »Wir müssen reden, Katie«, sagte sie. Sie hob eine Hand und schob eine Strähne von Katies dunklem Haar hinter ihr Ohr, und diesmal rückte Katie bei dem Körperkontakt nicht von ihrer Mutter weg.
    »Ich war nicht drauf und dran, mit Hood Sex zu haben. Ehrlich. Es ist mir absolut peinlich, mit dir darüber zu reden, aber ich will, dass du das weißt.«
    »In Ordnung«, sagte Susannah und sah sie an. »Ich glaube dir. Ich vertraue dir.« Und zu ihrer eigenen Überraschung tat sie das auch. »Manchmal machen auch Erwachsene Fehler. Ich habe Fehler gemacht, indem ich versucht habe, dich zu sehr zu beschützen. Mein Dad hat an dem Tag, als meine Schwester starb, einige schreckliche Fehler gemacht.
    Meine Mom ebenfalls. Wir alle machen Fehler. Wir alle müssen lernen, einander zu vergeben und uns selbst.«
    »Okay.«
    Susannah musterte Katies braune Augen und streckte ihre Hand aus, um damit durch Katies dichte Haare zu streifen. »Du erinnerst mich an meine Schwester. Ich frage mich die ganze Zeit, wie Janie in deinem Alter gewesen wäre oder als Erwachsene. Sie hatte sehr viel Mut, so wie du.«
    »Du hast nie über sie gesprochen.«
    »Ich habe gerade mit meiner Mom über sie gesprochen.«
    »War sie das am Telefon?«
    »Ja.« Susannah schloss die Augen. »Ich musste mit ihr reden. Ich musste wirklich ein paar Dinge über den Tag verstehen, an dem meine Schwester Janie starb. Meine arme Mom …« Susannah schüttelte den Kopf. »Jedenfalls habe ich eine Menge begriffen. Und alles, alles wird von jetzt an besser werden. Ich meine, was ich sage!«
    Katie sah sie aus den Augenwinkeln an, wobei ihr Gesicht verriet, dass sie auf der Hut war. »Okay.« Sie warf ihren Kopf zurück und blickte zu den weißen Schalldämmplatten an der Decke hoch. »Du meinst, dass du nicht mehr jedes Mal, wenn ich etwas tun will, ausflippen wirst?«
    »Genau«, nickte Susannah. »Zumindest werde ich versuchen, es nicht mehr zu tun. Ich bin wirklich stolz darauf, wie du dich auf dem Boot verhalten hast. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft. Als ich nervös wurde, warst du großartig! Das ist eines der vielen Dinge, die ich an dir liebe: Du wirst nicht so schnell ängstlich und hast den Willen, Chancen zu nutzen. Du bist sehr tüchtig.« Susannah legte ihre Hand auf Katies Bein. »Du könntest ein wenig an dem Erst-denken-dann-handeln-Ding arbeiten.« Susannah hob Daumen und Zeigefinger so, dass sie einen kleinen Spalt bildeten. »Versuch einfach, so viel weniger impulsiv zu handeln, wenn du kannst.«
    »Du meinst wie die Sache mit dem Marihuanatörtchen, das ich dir gegeben habe? Das tut mir leid.«
    »Ich weiß.« Susannahs Ärger schien sich zusammen mit ihrer Angst und ihren Schuldgefühlen verflüchtigt zu haben. »Du könntest auch netter sein zu Quinn«, sagte sie. »Er ist ein guter Junge. Und er blickt wirklich zu dir
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