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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll
Autoren: Chuck Palahniuk
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Peters Methode, seine Frau an die Insel zu bi n den. Der Köder, der sie in die Falle gelockt hat. Noch einmal ein grünes Aufbli t zen, und Tabbi ist im Hotel.

27. August
    ...und sieben achtel
    Heute geht in der Dunkelheit der dämmerigen Waldlic h tung, in der grünen Samtlandschaft des Foyers, heute geht da der Feue r alarm los. Ein lang gezogener Klingelton schrillt so laut durch die Eingangstür, dass der Fernsehr e porter schreien muss: »Das hört sich gar nicht gut an.«
    Die Sommerleute, die Männer alle mit zurückgekämmten Ha a ren, dunklen, drahtigen Haaren mit Gel oder was drin. Die Fra u en alle blond. Und alles schreit gegen den schrillen Alarm an.
    Misty Wilmot, die größte Künstlerin der Menschheitsgeschic h te, schiebt sich durch die Menge, krault und wühlt sich zur Bü h ne im Goldenen Salon durch. Greift nach Ellbogen und Hüftkn o chen dieser dünnen Leute. Die Wand hinter der Bühne ist ve r hängt, bereit zur Enthüllung. Das Wandgemälde, ihr Werk, ist noch nicht zu sehen. Versi e gelt. Ihr Geschenk an die Zukunft. Ihre Zeitbo m be.
    Ihre Millionen Farbkleckse, alle richtig zusammeng e setzt. Urin von Kühen, die Mangoblätter fressen. Tintenbeutel von Tintenf i schen. Die ganze Chemie und Biologie.
    Ihr Kind irgendwo in dieser Meute. Tabbi.
    Der Alarm schrillt, schrillt unablässig. Misty steigt auf einen Stuhl. Sie steigt auf einen Tisch, Tisch sechs, auf dem sie Tabbi tot aufgebahrt hatten, der Tisch, an dem Misty erfahren hat, dass Angel Delaporte erstochen wurde. Sie steht in ihrem weißen Kleid über der Menge, die Leute sehen zu ihr auf. Die Somme r männer grinsen zu ihr hoch, weil Misty keine Unte r wäsche trägt.
    Das wiedergeborene Hochzeitskleid zwischen die knochigen Schenkel geklemmt, schreit Misty: »Feuer!«
    Köpfe werden gedreht. Augen richten sich auf sie. Detective Stilton erscheint im Eingang des Speiseraums und schiebt sich ins Gedränge.
    Misty schreit: »Raus hier! Rettet euch!« Misty schreit: »Wenn ihr hier bleibt, passiert etwas Furchtbares!«
    Peters Warnungen. Misty versprüht sie über die Menge.
    »Wir werden alle Kinder Gottes töten, wenn wir damit unsere e i genen retten können.«
    Der Vorhang hinter ihr bedeckt die ganze Wand, verhüllt ihr Selbstporträt, das, was Misty von sich selbst nicht weiß. Was sie nicht wissen will.
    Die Sommerleute blicken auf, ihre Corrugator-Muskeln ziehen ihnen die Augenbrauen zusammen. Triangularis-Muskeln zi e hen ihnen die dünnen Lippen nach unten.
    Der Feueralarm bricht ab, und so lange, wie es dauert, den nächsten Atemzug zu tun, hört man draußen den Ozean, das Ra u schen und Brechen der Wellen.
    Misty schreit, sie sollen alle still sein. Sie sollen ihr zuh ö ren. Sie schreie zwar, aber sie wisse, wovon sie rede. Sie sei die größte Künstlerin aller Zeiten. Die Reinkarnation von Thomas Gain s borough und Claude Monet und Mary Cassatt. Sie schreit, dass ihre Seele Michelangolo und da Vinci und Rembrandt sei.
    Und eine Frau schreit: »Das ist sie, die Künstlerin. Misty Wi l mot.«
    Und ein Mann schreit: »Liebste Misty, Schluss mit dem The a ter.«
    Die Frau schreit: »Zieh den Vorhang weg, dass wir's hi n ter uns kriegen.«
    Der Mann und die Frau, die da schreien, das sind Harrow und Grace. Zwischen sich halten sie Tabbi an den Händen. Tabbi, d e ren Augen mit Klebeband zugeklebt sind.
    »Diese Leute«, schreit Misty und zeigt auf Grace und Harrow. Die Haare hängen ihr ins Gesicht, und sie schreit: »Diese bösen Leute haben ihren Sohn benutzt, mich schwanger zu machen!«
    Misty schreit: »Sie halten mein Kind fest!«
    Sie schreit: »Wenn ihr seht, was hinter diesem Vorhang ist, ist es zu spät!«
    Und Detective Stilton erreicht den Stuhl. Ein Schritt, und er ist oben. Noch ein Schritt, und er steht neben ihr auf Tisch sechs. Hinter ihnen der riesige Vorhang. Die Wah r heit über alles, nur Zent i meter entfernt.
    »Ja«, schreit eine andere Frau. Eine alte Tupper von der Insel, ihr Schildkrötenhals hängt in den Rüschenkragen ihres Kleids. Sie schreit: »Zeig's uns, Misty!«
    »Zeig's uns«, schreit ein Mann, der sich auf einen Stock stützt, ein alter Woods von der Insel.
    Stilton greift mit einer Hand hinter sich. Er sagt: »Fast hätten Sie mich überzeugt, dass Sie hier die einzige Ve r nünftige sind.« Und seine Hand kommt wieder zum Vorschein, Handschellen ba u meln darin. Er legt sie ihr an, zieht Misty weg, vorbei an Tabbi, deren Augen zugeklebt sind, vorbei an all den kopfschüttelnden
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