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Das Letzte Protokoll

Das Letzte Protokoll

Titel: Das Letzte Protokoll
Autoren: Chuck Palahniuk
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Maschinen Luft und Vitamine pu m pen.
    Dünn wie du.
    Ihre Haare sind länger als vor dem Unfall mit dem Knie. Ihre Haut ist von der langen Zeit im Dachgeschoss ausgebleicht. Misty hat eine Taille und eingesunkene Wangen. Misty hat kein Doppe l kinn mehr, ihr Hals ist lang und sehnig.
    Sie hat gehungert, bis ihre Zähne und Augen nun riesengroß aussehen.
    Vor Beginn der Ausstellung heute Abend hat Misty die Polizei angerufen. Nicht nur Detective Stilton, sie hat auch die Lande s polizei und das FBI angerufen. Sie hat gesagt, das OFF plane e i nen Angriff auf die Ausstellung heute Abend im Hotel W a ytansea. Danach hat Misty die Feue r wehr angerufen. Zwischen sieben und halb acht werde es auf der Insel eine Katastrophe g e ben. Schaffen Sie Kra n kenwagen herbei, hat sie gesagt. Dann hat sie beim Fernsehen angerufen und den Leuten von der Nachric h tenredaktion gesagt, sie sollten mit dem größten, leistungsfähig s ten Übertragungswagen anrücken, den sie auftre i ben könnten. Dann hat sie die Rundfunksender angerufen. Sie hat alles ang e rufen, bis auf die Pfadfinder.
    In Grace Wilmots Zimmer, in diesem Haus mit dem Vermäch t nis von Namen und Altersangaben gleich neben der Eingang s tür, teilt Misty dann Grace mit, dass ihr Plan für heute Abend durchkreuzt sei. Feuerwehr und Polizei. Fernsehkam e ras. Misty habe die ganze Welt eingeladen, und alle werden sie zur Enthü l lung im Hotel sein.
    Grace steckt sich einen Ohrring ans Ohr, sieht Misty im Toile t tenspiegel an und sagt: »Ja, natürlich, das hast du letztes Mal auch schon getan.«
    Misty sagt: Letztes Mal, was soll das heißen?
    »Und es wäre uns wirklich lieber, du hättest das gela s sen«, sagt Grace. Sie streicht sich mit den knotigen Hä n den die Haare glatt und sagt: »Dadurch vergrößerst du nur unnötig die Zahl der T o desopfer.«
    Misty sagt, es werde keine Todesopfer geben. Misty sagt, sie habe ihr das Tagebuch gestohlen.
    Hinter ihr sagt eine Stimme: »Misty, meine Liebe, du kannst nicht stehlen, was sowieso schon dir gehört.«
    Die Stimme hinter ihr. Eine Männerstimme. Das ist Harrow, Harry. Peters Vater.
    Dein Vater.
    Er trägt einen Smoking, sein weißes Haar ist schwun g voll von der Stirn nach hinten gekämmt, Nase und Kinn sind scharf g e schnitten. Der Mann, zu dem Peter einmal werden sollte. Du kannst seinen Atem riechen. Die Hände, die Angel Delaporte in Mistys Bett erstochen haben. Die die Häuser in Brand gesteckt haben, in denen Peter seine Botschaften an die Wände geschri e ben hatte, um die Leute von der Insel zu jagen.
    Der Mann, der versucht hat, Peter umzubringen. Dich umz u bringen. Seinen Sohn.
    Er steht im Flur. Er hält Tabbi an der Hand. Die Hand deiner Tochter.
    Nur um das festzuhalten: Es kommt ihr so vor, als hätte Tabbi sie schon vor einer Ewigkeit verlassen. Sich ihrem Griff entwu n den und die kalte Hand eines Mannes ergri f fen, den Misty für einen Mörder hält. Die Statue im Wald. Auf dem alten Friedhof draußen auf der Landspitze.
    Grace schwingt beide Ellbogen in die Luft, nimmt die Hände in den Nacken und legt sich eine Perlenkette um. Sie sagt: »Misty, meine Liebe, du erinnerst dich doch an deinen Schwi e gervater?«
    Harrow beugt sich herab und küsst Grace auf den Hals. Er ric h tet sich auf und sagt: »Natürlich erinnert sie sich.«
    Der Geruch seines Atems.
    Grace streckt die Hände aus und sagt: »Tabbi, komm, gib mir e i nen Kuss. Es wird Zeit, die Erwachsenen müssen jetzt zu ihrer Party.«
    Erst Tabbi. Dann Harrow. Auch das bringen sie einem auf der Kunstakademie nicht bei: Was man zu Leuten sagt, die von den Toten zurückgekehrt sind.
    Misty sagt zu Harrow: »Hat man dich nicht eing e äschert?«
    Und Harrow hebt eine Hand und sieht auf seine Uhr. Er sagt: »Genau genommen erst in vier Stunden.«
    Er lässt die Uhr unter dem Ärmelaufschlag verschwi n den und sagt: »Wir möchten dich heute Abend den Leuten vorstellen. Wir hoffen, dass du ein paar Worte zu ihrer Begrüßung sprichst.«
    Aber Misty sagt, er wisse sehr wohl, was sie zu den Leuten s a gen werde. Sie sollen weglaufen. Die Insel verlassen und nie mehr wiederkommen. Was Peter ihnen auch schon hat sagen wollen. Misty wird ihnen sagen, dass ein Mann tot ist und ein anderer im Koma liegt, und schuld daran sei ein verrückter Fluch, der auf der Insel liege. Sobald man sie auf die Bühne bri n ge, werde sie »Feuer« schreien. Sie werde alles daransetzen, die Leute aus dem Saal zu jagen.
    Tabbi stellt sich neben Grace, die auf
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