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Das leere Grab

Titel: Das leere Grab
Autoren: André Marx
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von der Stadt entfernt, als Justus sagte: »Sie können uns gar nicht entkommen. Selbst wenn sie Canaima jetzt schon erreicht hätten: Das Flugzeug geht erst in einer Stunde. Bis dahin sind wir längst da.«
    »Vielleicht nehmen sie nicht das Flugzeug«, mutmaßte Bob.
    »Anders kommt man aus Canaima aber nicht heraus«, mischte J.J. sich ein. »Außer in diese Richtung.«
    »Da vorne sind sie!«, rief Peter plötzlich.
    Onkel Titus schüttelte den Kopf. »Nein, dieser Wagen kommt uns entgegen, das können sie nicht sein.«
    Justus kniff die Augen zusammen. »Doch, das sind sie! Sie ... sie fahren direkt auf uns zu! Und sie werden schneller!«
    »Die beiden scheinen gemerkt zu haben, dass sie uns nicht entkommen können«, stellte Bob fest. »Sie wollen uns rammen!«
    Die Straße war so schmal, dass zwei Autos nur knapp aneinander vorbeifahren konnten. Der entgegenkommende Geländewagen fuhr jedoch mitten auf der Straße. Er kam immer näher – und wurde schneller.
    »Titus, bleib stehen!«, riefTante Mathilda. »Bremsen!«
    Als der Wagen nur noch zwanzig Meter entfernt war, trat Onkel Titus auf die Bremse. Die Räder blockierten und der Jeep rutschte auf der schlammigen Straße weiter. Onkel Titus riss das Steuer herum. Der Wagen stellte sich quer, schlitterte seitlich weg und prallte auf der Fahrerseite mit einem gewaltigen Knall gegen einen Baum. Glas splitterte und die Motorhaube sprang auf. Dann war es still. Nur ein leises Zischen war zu hören, das Wenden des anderen Fahrzeugs, das sich langsam entfernte, und leises Stöhnen.
    Justus öffnete die Augen. Er sah sich um. Glas lag überall auf seinem Schoß. Ein Splitter hatte sich in seinen Unterarm gebohrt. Langsam ging er in Gedanken seinen ganzenKörper durch. Abgesehen von seinem blutenden Arm schien alles noch ganz zu sein. Justus versuchte die Beifahrertür zu öffnen. Sie war verbogen und ging erst auf, nachdem er sich mit der Schulter dagegengeworfen hatte. Vorsichtig kletterte der Erste Detektiv aus dem Auto. Dann kümmerte er sich um die anderen. »Alles in Ordnung? Tante Mathilda?«
    Sie nickte benommen und schob sich behutsam aus dem Wagen heraus. Peter, Bob und J.J. waren zwar erschrocken, kletterten aber ebenfalls unverletzt ins Freie. Nur Onkel Titus blieb im Auto sitzen. Er biss die Zähne zusammen und starrte auf seinen linken Arm.
    »Onkel Titus? Was ist mit dir?«
    »Der Arm«, stöhnte er. »Er war im Weg, als diese Wagenseite sich um den Baum wickeln wollte.«
    »Komm, wir helfen dir raus!« Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, Onkel Titus zu befreien. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. »Ich glaube, er ist gebrochen.«
    »Tut es weh, wenn ich ihn berühre?«, fragte Justus und tippte vorsichtig an den Unterarm.
    Onkel Titus schrie auf. »Ja, verdammt! Lass das gefälligst!«
    »Was machen wir denn jetzt?«, fragte Tante Mathilda verzweifelt. »Hier kommt doch nie im Leben ein Wagen vorbei.«
    »Wir müssen zu Fuß nach Canaima«, sagte Peter. »Dort können wir einen Arzt holen.« Er sah auf die Uhr. »In einer knappen Stunde hebt das Flugzeug ab. Vielleicht schaffen wir es sogar noch, die Fletchers aufzuhalten.«
    »Niemals.« Justus schüttelte den Kopf. »Auf dieser Straße kommt man nicht schnell voran.«
    »Du vielleicht nicht, aber ich«, entgegnete Peter. »Ich laufe gleich los. Bleibt ihr ruhig hier, ihr seid mir sowieso zu langsam.«
    »Ich komme mit«, sagte J.J. »Einer kümmert sich um den Arzt, der andere um die Polizei.«
    Peter sah ihn zweifelnd an. »Schaffst du die ganze Strecke?«
    J.J. grinste. »Ich bin sportlicher als ich aussehe. Worauf wartest du noch? Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Die schlammige Straße schien sich an ihren Füßen festzusaugen. Jeder Schritt war doppelt so anstrengend wie auf einer normalen Straße. Auch das ungewohnte Klima machte dem Zweiten Detektiv zu schaffen. Innerhalb weniger Minuten schien sein Körper sämtliche Flüssigkeit ausgeschwitzt zu haben. J.J. hingegen machte die Anstrengung wenig aus. Ruhig und gleichmäßig behielt er sein Tempo bei.
    »Wie machst du das?«, keuchte Peter, nachdem sie eine halbe Stunde unterwegs waren.
    »Ich laufe zu Hause jedes Wochenende zwanzig Meilen«, erklärte er. »Das hält fit.«
    Peter verdrehte die Augen. Er war es nicht gewohnt, dass jemand schneller oder ausdauernder war als er. J.J. war beides.
    Eine weitere halbe Stunde später brannten Peters Lungen. Seine Beine waren schwer wie Blei. Sein ganzer Körper war inzwischen
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