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Das leere Grab

Titel: Das leere Grab
Autoren: André Marx
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eine Wand. Unter größter Anstrengung richtete er seinen Oberkörper auf und lehnte sich dagegen. Dann verschnaufte er und lauschte. Nichts war zu hören. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er hatte einen Schlag auf den Kopf bekommen und war ohnmächtig geworden. Wie lange mochte das her sein? Wo war er überhaupt?
    Als das Pochen in seinem Kopf etwas nachgelassen hatte, stemmte er seine Füße in den Boden und versuchte sich an der Wand hochzuschieben. Es gelang erst beim dritten Versuch. Als er endlich stand, dröhnte sein Kopf mehr als vorher. Er blieb einige Augenblicke ruhig stehen, bis er sich besser fühlte, dann ging er Schritt für Schritt an der Wand entlang, die Füße tasteten vorsichtig nach Hindernissen. Bald hatte er herausgefunden, dass es sich in einem etwa fünf mal fünf Meter großen, völlig kahlen Raum befand. Es gab eine niedrige, hölzerne Tür, die jedoch verschlossen war. Justus vermutete, dass es ein Kellerraum war. Langsam ging er einmal quer durch den Raum, als sein Fuß plötzlich gegen etwas stieß, das auf dem Boden lag. Erschrocken zuckte er zurück. Zaghaft betastete er es erneut. Es war weich und lang.
    »Hier liegt noch jemand!«, flüsterte Justus entsetzt und ging in die Knie. Er versuchte den Körper zu berühren, doch das war mit auf den Rücken gebundenen Händen kaum möglich. »Hallo!«, rief er. »Wachen Sie auf! Hallo!« Er horchte. Doch außer dem Pochen seines eigenen Herzens vernahm er nichts. Nicht einmal ein leises Atmen neben ihm. Justus wich zurück. Lag neben ihm ein Toter? War dies der Keller, in den sie die Leute brachten, die ihnen im Weg waren, um sie sterben zu lassen? »Reiß dich zusammen, Justus Jonas«, murmelte er. Vorsichtig setzte er sich auf den Boden, drehte sich etwas und befühlte den Körper mit den Händen. Erst erwischte er nur Kleidung, doch dann berührte er einen nackten Arm. Er war warm. Justus atmete auf. Wer immer dort lag, er war am Leben.
    Justus wanderte noch einmal durch den Raum auf der Suche nach einem Lichtschalter, doch er fand nichts. Probeweise trat er an die Tür und rief um Hilfe. Nichts rührte sich. Er hatte auch nicht damit gerechnet. Richard und Wendy hatten ihn sicher an einem Ort eingesperrt, wo niemand ihn hören konnte. Die absolute Dunkelheit machte ihn nervös. Immer wieder ging er an der Wand entlang, um das Gefühl für den Raum nicht zu verlieren.
    Nachdem er schon unzählige Runden gedreht hatte, hörte er ein leises Stöhnen aus der Mitte des Raumes. »Hallo?«, fragte Justus. Das Stöhnen wiederholte sich. »Hallo? Sind Sie wach?«
    »Justus?«
    »J.J.! Du bist das! Ich hatte es mir fast gedacht.«
    »Wo ... wo sind wir? Kannst du Licht machen?«
    »Nein, kann ich leider nicht. Aber ich kann dir helfen dich aufzurichten.« Mit vereinten Kräften gelang es ihm, J.J. an die Wand zu lehnen. »Was ist passiert? Wie kommst du hierher?«
    J.J. stöhnte erneut. »Wenn du mir sagst, wo hier ist, kann ich dir die Frage vielleicht beantworten.«
    »Ich weiß es selbst nicht«, gestand Justus.
    »Ich denke, du bist Detektiv. Kombinier gefälligst etwas.«
    »Na schön. Ich kombiniere, dass Wendy und Richard in dir einen Mitwisser vermuteten. Sie haben dich gesucht, gefunden, dir eins über den Kopf gezogen und dann bist du hier aufgewacht.«
    »Wer sind Wendy und Richard?«, fragte J.J. verwirrt.
    »Du kannst sie auch Catherine und Julius nennen. Aber das wäre mir nicht so lieb. Hab ich richtig vermutet?«
    »Nicht ganz. Nachdem du nach zwei Stunden nicht wieder da warst, ging ich zu Zimmer 108 und klopfte an, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei. Mr Jonas ... Richard empfing mich recht freundlich, dann sah ich dich reglos auf dem Bett liegen. Einen Augenblick später explodierte mein Kopf. Und jetzt bin ich hier in irgendeinem dunklen Loch. Ich glaube, du bist mir mal wieder eine Erklärung schuldig.«
    »In Ordnung. Doch während ich erzähle, können wir versuchen unsere Fesseln zu lösen. Wir setzen uns Rücken an Rücken.« Sie rutschten in eine Position, die es ihnen ermöglichte, an die Fesseln des anderen zu kommen. Die Knoten des Seils saßen fest, und während sie daran herumfummelten, berichtete Justus, was ihm passiert war. Schließlich löste sich seine Fessel. Kurze Zeit später hatte er auch J.J. befreit. Erleichtert rieben sie sich die schmerzenden Handgelenke.
    »Und was machen wir jetzt? Wir müssen hier irgendwie rauskommen.«
    »Die Tür hat kein Schloss, sondern einen Riegel von außen, soweit
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