Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das leere Grab

Titel: Das leere Grab
Autoren: André Marx
Vom Netzwerk:
sein.«
    »Nicht nur die.« Peter dachte an seine Freundin Kelly. Sie neigte ohnehin zur Hysterie. Wenn er ihr sagte, dass er noch heute nach Südamerika flog, würde sie ausrasten. Sie würde ihm zum wiederholten Male vorwerfen, dass seine Freunde ihm wichtiger seien als sie. Aber was sollte er denn tun, wenn Justus vielleicht in Lebensgefahr schwebte? Die Ferien seelenruhig mit ihr verbringen? Peter sah auf die Uhr. Es war schon eine Viertelstunde vergangen. »Wo bleiben die denn?«
    »Meine Mutter ist schwer zu überreden«, sagte Bob. »Das kann etwas dauern.«
    Peter ging unruhig im Zimmer auf und ab.
    Bob lachte. »Jetzt benimmst du dich wie Tante Mathilda vor drei Tagen. Die hat auch fast den Fußboden durchgelaufen.«
    »Das zerrt nun mal an meinen Nerven«, verteidigte sich Peter. »Ich muss mich einfach bewegen.«
    »Am liebsten würdest du jetzt ein paar Kilometer joggen, um deinen Kopf durchzupusten, was?«, lästerte Bob.
    »Nein. Am liebsten würde ich zum Flughafen fahren und losfliegen.«
    Eine weitere Viertelstunde verging, bevor Tante Mathilda und Onkel Titus zurückkamen. Beide grinsten breit, als sie Bobs und Peters erwartungsvolle Gesichter sahen. »Wir haben bei euren Eltern angerufen«, sagte Tante Mathilda.
    »Und? Was haben sie gesagt?«, fragte Peter aufgeregt.
    »Ihr dürft fliegen.«
    Peter streckte die Faust in die Luft. »Juhu! Vielen Dank! Wie haben Sie das nur gemacht?«
    Tante Mathilda lächelte selbstbewusst. »Wenn sich eine Mathilda Jonas etwas in den Kopf setzt, bekommt sie es auch. Schließlich will ich Justus wohlbehalten zurückhaben. Und wer könnte besser dafür sorgen als zwei erfahrene Detektive wie ihr!«
    »Dann fahren wir am besten gleich los«, schlug Bob vor. »Wir müssen noch einiges erledigen.«
    »Halt, nicht so schnell!«, fuhr Onkel Titus dazwischen. »Die Sache hat nämlich noch einen Haken.«
    Bob verharrte. »Nämlich?«
    »Wir kommen mit.«
    »Was?«, rief Peter und biss sich auf die Lippen. Es hatte nicht so schockiert klingen sollen. »Aber…«
    »Kein aber«, entgegnete Tante Mathilda. »Das war die einzige Möglichkeit, eure Eltern davon zu überzeugen, dass euch nichts Schlimmes passieren kann. Wir sind sozusagen eure Anstandsdamen.« Sie lachte. »Keine Angst, wir werden euch schon nicht auf die Nerven gehen. Aber schließlich geht es um Justus.« Sie wurde wieder ernst. »Er ist mehr als unser Neffe. Er ist ... er ist unser Sohn. Und wenn er seine richtigen Eltern schon nicht gefunden hat, wird er uns brauchen.« Plötzlich schimmerten Tränen in ihren Augen.
    Bob legte ihr die Hand auf die Schulter. »Sie dürfen gerne mitkommen«, sagte er und lächelte. »Wir haben nichts dagegen.«
    Onkel Titus räusperte sich. »Der Flieger geht in vier Stunden. Bis dahin müssen wir gepackt, einen Flug reserviert und die Blumen gegossen haben. Mathilda, spar dir die Tränen, bis wir Justus gefunden haben.« Er lächelte sie liebevoll an. »Auf geht’s!«
    »Wir laufen noch schnell in die Zentrale. Dort liegt eine Kopie mit der genauen Adresse und der Wegbeschreibung«, sagte Peter. Sie verließen das Haus, überquerten den Schrottplatz und betraten den Campinganhänger. »Hier herrscht ja immer noch das Chaos«, stöhnte Peter. »Hatte ich ganz vergessen. Wo ist denn nur die Kopie?« Er wühlte in den Papierbergen herum. »Hab sie schon gefunden«, sagte Bob und wedelte mit einem Stück Papier. Dann runzelte er die Stirn. »Wenn Justus wiederkommt und es sieht hier immer noch so aus, wird er ziemlich sauer sein.«
    »Willst du etwa jetzt noch aufräumen? Wir haben nur noch ein paar Stunden Zeit!«, ereiferte sich Peter.
    Bob schüttelte den Kopf. »Ich weiß was Besseres.« Er schob mit dem Fuß die Aktenstapel zur Seite, bis die Bodenklappe zu Tunnel II freilag. Dann öffnete er sie und warf die Ordner stapelweise in das dunkle Loch. »Dort waren sie meiner Meinung nach am besten aufgehoben.«
     
    Justus’ Kopf schmerzte. Das spürte er schon, bevor er richtig wach war. Der Schmerz war so stark, dass er noch nicht tot sein konnte. Er versuchte die Augen zu öffnen. Aus irgendeinem Grund gelang ihm das nicht. Erst nach einigen Momenten begriff er, dass seine Augen schon längst offen waren, um ihn herum jedoch tiefste Finsternis herrschte. Er lag auf kaltem Steinboden. Justus versuchte sich zu bewegen, doch man hatte ihm die Hände auf dem Rücken gefesselt. Mühsam gelang es ihm, sich vorwärts zu schieben. Schon nach kurzer Zeit stieß er mit dem Kopf gegen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher