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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor
Autoren: Stefan Wolf
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was muß die Polizei auch noch tun.“ Er lachte, als er hinzufügte: „Für
ihr Geld.“
    „Mann!“ Klößchen schnalzte und
rieb sich genießerisch die Hände. „Dann kriegen wir den riesigen Finderlohn. Ab
morgen sind wir steinreich.“
    Karl nickte eifrig. Nur Tarzan
blieb kühl.
    „Ich weiß nicht“, sagte er, „ob
ich soviel Geld überhaupt haben möchte. Eine nette Belohnung — ja. Aber gleich
so einen Reichtum? Zu einem Scheich paßt das vielleicht. Aber ich glaube nicht,
daß ich mich damit wohlfühlen würde.“
    „Du hast aber komische
Ansichten“, sagte Willi.
    Tarzan hob die Schultern. „Ist
eben alles Geschmacksache.“
    Er stieß sich vom Bordstein ab.
„Jetzt aber los! Sonst graut der Morgen, und wir sind hier immer noch beim
Kaffeekränzchen.“
    Freilich — mit dem
Morgengrauen, das hatte noch Zeit. Es war noch längst nicht Mitternacht, und
die Straßen der Innenstadt belebt. Bald trennten sich die Freunde. Karl und
Klößchen radelten zur Bricheisenstraße. Tarzan fuhr mit Oskar zu Gaby.
    Als er sich dem Haus näherte,
wedelte Oskar immer freudiger mit seinem Stummelschwanz. Hin und her sprang er,
obwohl Tarzan sehr rasch fuhr, kaum daß der Cocker noch zu halten war.
    Als Tarzan vor dem
Lebensmittelgeschäft vom Rad sprang, sah er Herrn Grützner. Die Grützners
wohnten über den Glockners, und Herr Grützner kam eben nach Hause.
    „Da ist ja der Oskar“, staunte
er. „Donnerwetter, Tarzan! Da wird dir Gaby um den Hals fallen.“
    „Ach“, meinte Tarzan verlegen.
„Das... eh... Sowas ist doch selbstverständlich. Ich hätte nicht mehr schlafen
können, wenn Oskar was passiert wäre.“
    „Hast ihn also gefunden“, sagte
Herr Grützner, der offensichtlich an einen Zufall dachte. Er schloß die Haustür
auf.
    Tarzan hatte sein Rad
abgestellt und führte Oskar an der Strippe. Sie stiegen die Treppe hinauf. Herr
Grützner wünschte Gute Nacht und ging hoch in seine Wohnung.
    Tarzan klingelte bei Glockners.
Selbstverständlich waren Gaby und ihre Mutter noch auf. Frau Glockner kam an
die Tür.
    Als sie öffnete, wurde ihre
Miene fassungslos.
    Oskar stieß ein Freudengeheul
aus, sprang an Frau Glockner hoch, schleckte wild um sich, raste in die Diele
und riß Gaby, die sofort aus ihrem Zimmer stürmte, beinahe um.
    Was sich dann abspielte, hätte
man filmen müssen. Oskar wickelte sich fast um sein Frauchen. Gaby lachte,
weinte, drückte den Hund an sich, streichelte ihn, nahm ihn hoch, herzte ihn
und hatte minutenlang keine Hand frei, um sich die dicken Kullertränen
wegzuwischen.

    Lächelnd sahen Frau Glockner
und Tarzan den beiden zu.
    Dann, als Oskar sich etwas
beruhigte, ging Gaby zu ihrem Freund.
    „Das werde ich dir nie
vergessen“, sagte sie und sah ihn an. „Nie. Im ganzen Leben nicht.“ Dann
stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm ein Bussi auf die Wange.
    Ein bißchen rot wurde sie
dabei, aber nicht halb so rot wie Tarzan. Er spürte, wie es durch seine
gebräunte Haut schimmerte, und dachte: Nichts sonst macht mich verlegen.
Nichts! Nur Gaby schafft’s immer wieder. Zum Kuckuck! Woran das wohl liegt?
    „Komm’ rein, Tarzan!“ sagte
Frau Glockner lachend.
    Sie gingen ins Wohnzimmer.
Tarzan mußte sich setzen. Natürlich wollten die beiden wissen, wie er Oskar
gefunden hatte. Und da es auf ein paar Minuten mehr oder weniger nicht ankam,
erzählte er den ganzen Hergang — mit allen Einzelheiten.
    Das wäre fast zu aufregend für
die beiden geworden. Frau Glockner wurde bleich, Gabys blaue Augen doppelt so
groß wie sonst, und der Schreck verschlug ihr die Sprache.
    „Nein!“ flüsterte sie dann.
„Nicht auszudenken, wenn dieser Stulla... Dieser Lump! Wenn der Oskar... Nein!
Ich kann den Gedanken nicht denken. Wie kann ein Mensch so sein? Ich verstehe
das nicht.“
    „Tierquälerei und Tiermord sind
Verbrechen“, sagte Tarzan grimmig. „Aber was steht als Strafe darauf?
Lächerliche Geldbußen. Weil vor dem Gesetz ein Tier nicht als Lebewesen, sondern
als Sache gilt. Unerhört ist das. Ob jemand eine Scheibe einschlägt oder einen
Hund umbringt, macht kaum einen Unterschied. Ich finde, Verbrechen an Tieren
sollten viel strenger bestraft werden. Aber Stulla“, sagte er, und sein Gesicht
wurde hart, „hat sein Fett weg. Ich glaube nicht, daß sich der nochmal an einem
Tier vergreift.“
    Gaby nickte. „Ich bin sonst
gegen Gewalt. Aber daß du’s dem gegeben hast, freut mich.“
    „Und was geschieht jetzt mit
den anderen Verbrechern?“ fragte
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