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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor
Autoren: Stefan Wolf
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den murkse ich vorher noch ab. Das
Mistvieh hat mich gebissen.“
    „Komm’, wir gehen rein“, sagte
Funke.
    Tarzan sah, wie er die Hand
sinken ließ. Die Pistole zwischen seinen Fingern wirkte klein wie ein
Spielzeug. Er schob sie in die Tasche.
    Sie gingen in den Wohnraum.
Hinter ihnen fiel die Tür zu.
    Lautlos wand Tarzan sich unter
dem Bett hervor. Horchend blieb er vor der Tür zum Wohnraum stehen.
    Jetzt hörte er die Stimmen
etwas gedämpfter. Aber er verstand jedes Wort.
    „Das mit den Kindern gefällt
mir nicht“, sagte Funke in diesem Moment. „Ich meine, daß sie so rumschnüffeln.
Es scheinen dieselben zu sein, über die ich mich geärgert habe. Die wissen, daß
ich nicht so aufs Alter achte, wenn ich Jugendlichen mal ‘ne Flasche Schnaps
verkaufe. Schließlich bin ich nicht der Vater. Sollen sich doch die Eltern drum
kümmern, wenn die Bälger saufen — jedenfalls: Dieser braungebrannte Bursche,
der Anführer, hat sich auch hier eingeschlichen! Bei Olga. Unter einem Vorwand.
Ist durchaus möglich, daß die was von dem Schatz wittern. Das heißt:
Wahrscheinlich nicht. Sonst hätten sie uns längst die Polizei auf den Hals
geschickt. Sicherlich ist alles blinder Alarm. Aber... Wenn die ins Leere Grab
geguckt haben, ist meine Ausrüstung entdeckt. Also werde ich mich hüten, das
Zeug nochmal anzufassen. Juckt mich auch gar nicht. Mit ein paar Millionen in
der Tasche pachte ich mir meine eigene Jagd. Wilderei“, er lachte schallend,
„wäre dann nicht mehr standesgemäß.“
    Eine Weile bleib es still. Dann
sagte Funke: „Wir sollten unsere Verbrüderung begießen. Olga, hol’ mal den
Cognac.“
    „Mir bitte keinen“, wehrte
Stulla ab. „Ich muß noch fahren. Das kommt sowieso nur alle paar Jahre mal vor
und ist nicht meine Stärke. Es wäre eine Katastrophe, wenn ich jetzt — drei
Schritt vor dem großen Glück — wegen Alkohol am Steuer geschnappt werde.“
    „Einen kleinen Schluck kannst
du nehmen“, widersprach Funke.
    Stulla fügte sich. Gläser
klirrten. Irgendwer sagte: „Prost! Und auf gute Zusammenarbeit.“
    Dann ließ sich Stulla
vernehmen: „Jetzt sage ich Teske Bescheid. Anschließend fahre ich raus zu dem
Köter. Bis nachher, Freunde.“
    Tarzan hörte, wie er aufstand.
Mit zwei Schritten war der Junge an der Tür zur Trockenkammer. Lautlos ließ sie
sich öffnen.
    Das Fenster, dessen Scheibe
eingedrückt war, stand offen. Tarzan flankte hinaus. An der Hausecke wartete
er.
    Ein paar Sekunden vergingen,
dann trat Stulla ins Freie. Er trug seine Pennerkluft. Alles schlotterte an der
dürren Gestalt des Zwei-Meter-Riesen.
    Du willst Oskar töten, dachte
Tarzan. Unseren armen kleinen Kumpan, der jetzt irgendwo in einer einsamen
Scheune festgebunden ist und fast umkommt vor Angst. Das hast du vor, Stulla!
Und alle hielten dich für harmlos. Gut, mein Freund, sag’ Teske Bescheid. Das
gestatte ich dir noch. Würde sonst auffallen, daß du soooo lange wegbleibst.
Aber dann, mein Freund, reden wir miteinander. Und jede Sekunde werde ich mich
an das erinnern, was du mit Oskar vorhast. Mit unserem Schlappohr.
    Stulla ging zur Straße. Er sah
sich nicht um.
    Tarzan folgte ihm wie ein
Schatten.
    Stulla ging an den
Holunderbüschen vorbei. Aber Karl und Klößchen verhielten sich mäuschenstill.
Stulla merkte nichts.
    Tarzan huschte zu seinen Freunden.
„Einzelheiten“, flüsterte er, „erzähle ich euch nachher. Nur soviel jetzt: Auf
keinen Fall dürfen wir Stulla aus den Augen verlieren. Nur er weiß, wo Oskar
ist. Und er will hin, um ihn zu töten. Irgendwo hat er einen Wagen geparkt.
Also äußerste Aufmerksamkeit!“
    „Was...?“ flüsterte Karl.
„Töten? Oskar?“
    „Den mache ich kalt“, wisperte
Klößchen. „Den Penner mache ich kalt. So ein Schwein!“
    „Überlaßt Stulla mir!“ sagte
Tarzan. „Los, jetzt!“
    Sie folgten ihm, aber mit
sicherem Abstand. Weit vor ihnen schlurfte die Vogelscheuchen-Gestalt. Der
Penner sah sich kein einziges Mal um, und die drei konnten etwas aufrücken.
    Stulla bog in eine Nebenstraße
ab.
    Sofort preschte Tarzan zur
Ecke.
    Er sah gerade noch, wie Stulla
in einem schäbigen Mietshaus verschwand. Über dem Eingang funzelte eine trübe
Beleuchtung.
    Tarzan hielt vor der Tür. Neben
den Klingelknöpfen waren die Namenschilder. Mit einem Blick überzeugte er sich,
daß ein gewisser Ferdinand Teske hier wohnte. Dann sauste er zur Ecke zurück,
wo die beiden warteten.
    Mindestens zehn Minuten blieb
Stulla im Haus.
    Tarzan benutzte die
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