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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor
Autoren: Stefan Wolf
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Tarzan. Hat sich
rumgedreht.
    Detlef war der dickste Junge
der Schule — noch dicker als Klößchen.
    Tarzan schloß ein Auge. Mit dem
andern sah er zum Nachthimmel. Wie die Sterne funkelten! Rötlich, grünlich —
einige sogar wie die Diamanten im Schaufenster vom Juwelier Mayer. Und der
kleine dort hinten, der schien sich zu bewegen.
    Optische Täuschung, dachte
Tarzan halb im Einschlafen und wollte auch das andere Augen schließen.
    In diesem Moment explodierte
der Stern.
    Glühendrot wie eine
Silvesterrakete sprühten Funken am Nachthimmel.
    Erschrocken richtete Tarzan
sich auf. Er glaubte, einen Knall gehört zu haben. Angestrengt schaute er zum
Fenster hinaus, aber da war der Spuk schon verschwunden.

    Für einen Moment wußte er
nicht: Habe ich geträumt? Oder habe ich das wirklich gesehen und gehört? Eine
Sternschnuppe? Dann schnell was wünschen! Oder war’s vielleicht ein Ufo, eine
fliegende Untertasse?
    Nee, dachte er. Das bestimmt
nicht. Das wäre verrückter als Klößchens Kannibalen. Ist ja auch egal.
    Immerhin — es hätte sein
können, daß es eine Sternschnuppe war. Deshalb meldete er vorsichtshalber seine
Wünsche an. Viel Glück für alle Menschen, die ihm nahestanden. Vor allem für
seine Mutter. Einen Vater hatte er nicht mehr. Der war Diplomingenieur und
schon vor Jahren tödlich verunglückt. Und viel Dusel auch für seine Freunde:
Gaby, Klößchen und Karl.
    Noch während er das dachte,
sanken ihm die Lider herab, und er schlief ein.
    Um halb sieben war Wecken.
Tarzan, ein Frühaufsteher, sprang sofort aus dem Bett. Klößchen grunzte nur und
zog sich die Decke über den Kopf. Jeden Morgen mußte Tarzan ihn piesacken,
damit er endlich aus den Federn kam. So langsam Willi anfangs herumtrödelte,
später, beim Frühstück, legte er einen Zahn zu, daß man nur so staunen konnte.
Er aß mindestens dreimal so schnell wie der Durchschnitt. Und er konnte das
Tempo noch steigern, wenn es Käsesemmeln und Kakao gab: seine Lieblingsspeise.
Sie kam gleich nach Schokolade.
    Ein paar hundert Jungs hatten
sich im Speisesaal versammelt. Mädchen wohnten im Internat nicht. Freilich, die
Klassen waren gemischt, aber die drei, vier Mädchen, die es in jeder Klasse
gab, kamen morgens mit dem Schulbus aus der Stadt. Manche auch mit Rädern.
    Die Stadt war nicht weit — nur
etwa 20 Trablaufminuten von der Schule entfernt. Es war eine Großstadt. Mit
Flughafen, U-Bahn und Sportstadion. Eine Zubringerstraße, die durch Felder und
Wiesen führte, verband die Schule mit der Stadt.
    „Heute nacht“, sagte Tarzan,
als er nach dem Frühstück mit Klößchen zum Klassenraum der 9 b ging, „habe ich
‘ne ulkige Sternschnuppe gesehen. Wie eine Granate ist die am Himmel
explodiert.“
    „So sehen Sternschnuppen
manchmal aus“, sagte eine Stimme hinter ihnen.
    Die beiden drehten sich um.
    Es war ihr Freund Karl
Vierstein, genannt Computer. Er grinste. Hinter den Gläsern seiner Nickelbrille
leuchteten intelligente Augen. Links hatte er sich die Schulmappe unter den Arm
geklemmt, rechts den Beutel mit Turnzeug. Seine Arme besaßen eine beachtliche
Länge, weshalb ein gehässiger Mensch mal behauptet hatte, Karl könne sich —
aufrecht stehend — in den Kniekehlen kratzen. Aber das war übertrieben. Die
Behauptung, er könne sich hinter einem Laternenpfahl verstecken, kam dagegen
der Wahrheit sehr nahe. Karl war lattendürr. Den Spitznamen Computer hatte er
sich redlich verdient, weil er sein unglaubliches Gedächtnis tagtäglich
schulte. Mittlerweile war es wirklich wie ein Computer, in dem er speichern
konnte, soviel er nur wollte.
    Ist vererbt, meinten manche
Mitschüler, denn Karls Vater war Mathematikprofessor an der hiesigen
Universität.
    „Grüß’ euch!“ sagte Karl. Und
er setzte in seiner immer ein wenig belehrenden Art hinzu: „Im übrigen:
Sternschnuppen sind Meteore. Oder — anders herum: Meteore ist die Bezeichnung
für die Lichterscheinungen, die durch außerirdische Kleinkörper, welche in die
Erdatmosphäre eindringen, ausgelöst werden. Lichtschwache Meteore werden
Sternschnuppen, größere werden Feuerkugeln genannt. Sternschnuppen haben Massen
bis zu einigen Gramm. Mehr nicht. Das Aufleuchten in den hohen
Atmosphärenschichten erfolgt in etwa 120 bis 80 Kilometer Höhe, das Erlöschen
durch Verdampfung in etwa 80 bis 20 Kilometer Höhe.“
    „Bitte, nicht!“ Klößchen verzog
das Gesicht. „Nicht vor dem Unterricht! In den nächsten sechs Stunden erfahre
ich sowieso mehr als ich
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