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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor
Autoren: Stefan Wolf
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— wie versprochen — Oskar mitgebracht.
    Der schlappohrige Cocker war
überwiegend weiß, hatte aber schwarze Flecken und auf der Nase einen braunen
Punkt. Auf einem Auge war er leider blind. Aber das fiel kaum auf. Gaby hatte
sich den treuen Hund aus dem Tierheim geholt.
    Kaum daß er Tarzan sah, stimmte
er sein Freudengeheul an und wedelte so heftig mit dem Stummelschwanz, daß der
ganze Hund wackelte. In Tarzan war er nun mal vernarrt. Wie üblich dauerte die
Begrüßung minutenlang.
    „Die halbe Stadt ist draußen“, berichtete
Gaby. „Die Polizei setzt jetzt Hubschrauber ein.“
    „Nützt nichts“, meinte Tarzan.
„Im Moor könnten sich Tausende verstecken.“
    „Ich möchte nur wissen“,
überlegte Klößchen, „ob diese Schatzsucher ehrlich sind. Wollen sie den Schatz
behalten, oder sind sie auf den Finderlohn aus?“
    „Fünf Prozent von 15 Millionen
ist ja auch ganz nett“, sagte Karl. „Ich jedenfalls käme mit 750 000 Mark eine
Weile aus.“
    „Wie schnell du rechnest“,
meinte Klößchen betrübt. „Einfach so im Kopf, oder hast du’s zu Hause schriftlich
gemacht?“
    „Und das fragt einer“, Karl
schüttelte den Kopf, „der allmählich in die höheren Gefilde der Mathematik
aufsteigen will.“
    „...soll“, sagte Klößchen. „Von
Wollen kann keine Rede sein. Mein Lieblingsfach wäre Kochen. Ich bin ja nicht
Tarzan, der in jeder Mathe-Arbeit ‘ne Eins schreibt.“
    Das mit der Eins stimmte. Mathe
war neben Sport Tarzans Glanzfach. In Mathe brachte er noch bessere Noten als
Karl.
    „Also los!“ sagte Tarzan und
schwang sich auf sein Rennrad. „Gaby, soll ich Oskar nehmen?“
    Sie gab ihm die Leine, und die
vier Freunde fuhren los — hintereinander, wie es auf befahrenen Straßen am
sichersten ist.
    Die Sonne brannte. Lauer Wind
strich über die Felder. Das Getreide stand hoch. Mohnblumen leuchteten. Im
hohen Blau schossen Schwalben hin und her. Dann fiel das Gelände ab. Sumpfige
Wiesen begleiteten jetzt die Straße. Immer häufiger sah man Erlen und Birken,
die für eine Moorlandschaft typischen Bäume.
    Sie erreichten das Gasthaus
Höllenmühle. Auf dem Parkplatz standen mindestens 100 Wagen. Aber in dem
schattigen Biergarten unter Kastanien und Eichen saß kein einziger Gast.
    Hier endete die Straße. Hinter
dem Gasthaus führte ein breiter Sandweg weiter — aber nur noch ein Stück. Dort
waren Polizeifahrzeuge geparkt. Ein paar Uniformierte saßen im Schatten, hatten
die Mützen abgenommen und offensichtlich den Dienst gründlich satt bei diesem
herrlichen Wetter.
    Tarzan hielt an.
    „Vertraut meinen
pfadfinderischen Fähigkeiten“, sagte er schmunzelnd. „Ich kenne hier
Schleichwege, die wären sogar für die Moorgeister neu. Gut, daß du Jeans
anhast, Gaby. Der Weg wird ein bißchen dornig, aber er lohnt sich.“
    „Mit den Rädern?“ fragte Karl.
    „Die lassen wir hier.“
    Sie lehnten die Räder an eine
schlanke Birke und sicherten sie mit Kabelschlössern.
    Tarzan ging mit Oskar voran.
Anfangs führte der Weg über eine sumpfige Wiese. Dahinter begann die scheinbar
undurchdringliche Wildnis. Büsche und Sträucher aller Art wuchsen kreuz und
quer, hatten sich verfilzt und eine Wand gebildet, die wie ein Verhau war.
    „Sollen wir da etwa durch?“
stöhnte Klößchen.
    „Wart’s ab.“
    Tarzan steuerte eine Stelle an,
die von weitem noch dichter wirkte. Erst wenn man vor den Weidensträuchern
stand, war der kaum schulterbreite Pfad zu erkennen: Ein Wildwechsel.
    Oskar begann schon wie toll zu
hecheln. Er zerrte an der Leine, aber Tarzan ließ ihn nicht los.

    Er zwängte sich in das
Gestrüpp. Klößchen folgte ihm, schnaufend und schwitzend. Gaby blieb einen
Moment stehen, zog eine Spange aus der Tasche und band ihre blonde Mähne zum
Pferdeschwanz zusammen. Dann hastete sie den beiden nach. Aber ganz wohl war
ihr nicht. Obwohl sie Tiere sehr mochte, schätzte sie die Berührung mit Spinnen
nicht so sehr. Und in dem Gestrüpp hier hatten viele Kreuzspinnen ihre Netze
gebaut.
    Karl machte wie üblich das
Schlußlicht.
    Endlos schien sich der Pfad
durch das Gestrüpp zu ziehen. Rechts dichtes Buschwerk, links das gleiche, über
den Köpfen wabernde Hitze, Sonne und blauer Himmel, unter den Füßen dicke
Mooskissen, manchmal Heidekraut und dann wieder tümpelige Lachen, in denen
mooriges Wasser stand.
    Nasse Füße hatten sie bald alle
vier. Aber das machte keinem was aus.
    „Soll das ein Moor sein?“
schimpfte Klößchen. „Dagegen ist ja der Amazonas ein
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