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Das leere Grab im Moor

Das leere Grab im Moor

Titel: Das leere Grab im Moor
Autoren: Stefan Wolf
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Khalun um
den Schatz betrügen, verletzte sich aber beim Absprung und hat sich jetzt mit
einigen hiesigen Verbrechern zusammengetan. Ich weiß, wo sie sind. Den Tresor
haben sie bei sich. Gerade jetzt versucht ein gewisser Ferdinand Teske das Ding
zu knacken.“
    Der Polizeipräsident machte ein
Gesicht, als hätte man ihm den Stuhl unterm Hinterteil weggezogen.
    Der Dolmetscher vergaß zu übersetzen,
sperrte den Mund auf und glotzte Tarzan an.
    Kommissar Glockner unterdrückte
mit Mühe ein Lächeln. Aber Tarzan sah in seinen Augen, wie stolz er auf die
vier Freunde war.
    Mit dem Zeigefinger stieß der
Scheich den Dolmetscher an.
    „Rhabarber, Rhabarber,
Rhabarber...“ Der Bebrillte übersetzte mit Höchstgeschwindigkeit. Trotzdem
brauchte er doppelt soviele Worte als Tarzan.
    Ein Lächeln spielte um die
dünnen Lippen des Scheichs. Er nickte Tarzan zu. Dann sagte er etwas mit
ziemlich schriller Stimme. Es klang, als locke er Hühner an.
    „Abu Yassir Khalun“, sagte der
Dolmetscher, „wird eure Tüchtigkeit belohnen. Allerdings — eine fünfprozentige
Prämie, wie man hier annimmt, ist aus bestimmtem Grunde nicht möglich. Später
wird der Prinz das erläutern.“
    Prinz? Welcher Prinz? überlegte
Tarzan. Aber dann begriff er, daß der ältliche, vertrocknete Scheich ein Prinz
war. Du meine Güte! dachte er. Nur gut, daß Dornröschen das nicht weiß. Bei so
einem Prinzen wäre sie nach 100jährigem Schlaf von allein aufgewacht und hätte
aufs Wachgeküßtwerden verzichtet.
    Natürlich mußte Tarzan
erzählen. Er ließ alles Unwichtige weg und legte einen knappen, aber
vollständigen Bericht ab. Mit Pausen. Damit der Dolmetscher übersetzen konnte.
    Immer wieder nickte der
Scheich. Er schien nicht überrascht zu sein. Und wenn — dann höchstens über die
Findigkeit der vier Freunde.
    Wenig später fuhren mehrere
Polizeiwagen vom Präsidium ab. Im ersten saßen: Der Präsident, Kommissar
Glockner und Tarzan. Ohne Sirene und Blaulicht ging’s in Richtung
Bricheisenstraße. Daß der Polizeipräsident persönlich mitfuhr, war eine große
Geste gegenüber dem Scheich. Der und seine Leute mußten im Präsidium bleiben,
obwohl der Prinz am liebsten seine Leibwache mitgeschickt hätte.
    „Das wäre was geworden“, sagte
der Präsident leise. „Die hätten zumindest von Smith nichts übriggelassen.“
    Eine Weile fuhren sie
schweigend.
    Tarzan fühlte, wie der Stolz
ihm die Brust schwellen ließ. Es war schon ein tolles Gefühl, der Polizei so
helfen zu können.
    „Daß du Oskar gerettet hast“,
sagte Herr Glockner plötzlich, „dafür danke ich dir ganz besonders, Tarzan.“ Er
drückte ihm die Hand.
    „Das war das Wichtigste“, sagte
Tarzan. „Die Millionen — naja.“
    Die Polizeiaktion verlief wie
geschmiert.
    Die Wagen hielten am Anfang der
Bricheisenstraße, außer Sichtweite des Hauses.
    Sofort kamen Karl und Klößchen
mit ihren Rädern heran.
    Teske sei vor einer
Viertelstunde nach Hause gegangen, berichteten sie aufgeregt, aber nur, um
Werkzeug zu holen. Jedenfalls sei er dann mit einer Werkzeugtasche zu Funke
zurückgekehrt.
    „Funke, Smith und die Frau
haben sich nicht vor die Tür gerührt“, sagte Klößchen.
    Leise Kommandos ertönten. In
wenigen Augenblicken war das Haus umstellt.
    Aus sicherer Entfernung sahen
die Kinder zu.
    Kommissar Glockner und drei
Polizisten gingen dann zur Tür. Olga Kretschmer öffnete, nachdem sie geklingelt
hatten. Was im einzelnen geredet wurde, hörten die Kinder natürlich nicht. Aber
die Verbrecher begriffen offenbar, daß es keine Möglichkeit zum Entkommen gab.
Und daß Gegenwehr sinnlos wäre.
    Die Festnahme verlief völlig
undramatisch. Mit Handschellen gefesselt, wurden Smith, Funke und Teske
abgeführt. Auch die Frau war verhaftet. Aber auf Handschellen verzichtete man
bei ihr.
    Der Tresor stand in Funkes
Wohnzimmer auf dem Tisch. Er wies Kratzer auf, Dellen und zwei Bohrlöcher —
hatte aber Teskes Geldschrankknacker-Fertigkeit noch widerstanden.
    Der Präsident nahm der Tresor
in Empfang, als handele es sich um ein Nationalheiligtum. Er wurde in den
Kofferraum gestellt. Dann fuhren sie ins Präsidium zurück.
    Im Büro des Präsidenten, wo der
Scheich wartete, fand dann die Übergabe statt.

     
    Tarzan war dabei, Karl und
Klößchen warteten im Vorzimmer. Beinahe hätte Tarzan gelacht über das verstörte
Gesicht des Präsidenten.
    Denn der Dolmetscher erklärte:
„Prinz Abu Yassir Khalun bedankt sich herzlich für das Bemühen der
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