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Das Leben nach dem Happy End

Das Leben nach dem Happy End

Titel: Das Leben nach dem Happy End
Autoren: Pia Juul
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warum kannst du ihn nicht beim Namen nennen? Er ist abgereist und hat den Hund meiner Schwester mitgenommen, sie ist zutiefst beleidigt!«
    »Bist du dir sicher, dass er den Hund mitgenommen hat? Hier tobt schon die ganze Zeit ein freilaufender Hund durch die Gegend.«
    »Es gibt wohl auch noch andere Hunde? Manchmal erscheint mir deine Welt ein wenig beschränkt.«
    Die Amsel sang. Alle möglichen Vögel sangen. Ein Moped fuhr unten auf der Allee entlang. Das war verboten.
    »Ich habe das Gefühl, mein Leben ist vergebens«, sagte ich.
    »Wenn dein Leben vergebens ist, dann ist meins es auch.«
    »Du bist Arzt! Dein Leben kann gar nicht vergebens sein!«
    »Wenn du unzufrieden bist, dann ändere etwas daran!«
    »Gestern habe ich etwas geschrieben, was lustig war. Soll ich es dir vorlesen?«
    »Nein danke. Du sollst dein Leben ändern, da waren wir stehengeblieben.«
    »Ich bin gerade nicht in der Stimmung für eine kritische Selbstprüfung.«
    »Das bist du doch nie.«
    »Nicht?«
    »Leg dir ein paar Freunde zu! Verkauf das Haus! Zieh um!«
    »Weg von dir?«
    »Du langweilst dich!«
    »Ich langweile mich nie!« Ich drehte mich um und betrachtete meine Laken, die sich im Wind bewegten. Einmal hatte ich mich in der Dämmerung in ein Laken eingewickelt, das auf der Leine hing, und Halland hatte mich geküsst. Beim Gedanken an Hallands Kuss wurde mir schwindelig. All die Male, wenn er gerufen hatte Komm! und ich gesagt hatte Gleich!
    »Langweilig!«, sagte Brandt.
    »Ja«, sagte ich. »Was bin ich doch langweilig.«
    »Wir wandeln in der Dämmerung umher und schlafen!«, sagte er.
    »Ja, das sagtest du bereits. Aber ist das nicht eigentlich auch sehr vernünftig? In meinen Ohren klingt es gesund und gut.«
    »Hast du herausgefunden, wer Halland erschossen hat?«
    Ich versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, ob er mich auf den Arm nehmen wollte. »Ich spiele doch nicht Detektiv!«
    »Aber wie ist der Stand mit Halland?«
    »Was meinst du?«
    »Willst du nicht wissen, was passiert ist?«
    »Mit dir? Ich weiß schon, dass es Troels war. Das tut mir wirklich leid.«
    »Darüber rede ich doch gar nicht. Was ist mit Halland passiert? Wer wird verdächtigt?«
    »Brandt, hör doch auf. Das ist nicht witzig!«
    »Ich frage doch auch nicht zum Spaß!«
    »Aber es ist die Aufgabe der Polizei, da mische ich mich nicht ein.«
    Er blickte mich an.
    »Ich habe ihnen gesagt, dass ich nichts wissen will, bevor sie nicht wirklich etwas wissen.«
    Ganz tief in seinen blauen Augen glaubte ich ein Funkeln zu erkennen.
    Aber es gelang ihm nicht, mich dazu zu bringen, mehr darüber zu erzählen, was ich von Enthüllungen und Aufklärungen hielt.
    »Man hat ihn dem Haftrichter vorgeführt«, sagte er.
    »Troels? Warum das denn nur? Er ist doch nicht gefährlich?«
    Brandts Augen.
    »Er ist doch nicht gefährlich?«, wiederholte ich.

35
    Ich bin übrigens jetzt endlich in den
wirklichen inneren Gemächern gewesen,
und ich muß sagen, es existieren gar keine.
    Jakob von Gunten , Robert Walser
    Ich ging gerade den Hügel hinab, als ich Funder begegnete. Er schob die Sonnenbrille hoch. »Gut, dass ich Sie treffe!«, sagte er. »Ich komme gerade von Troels’ Lagerhaus. Eine abenteuerliche Schweinerei. Er war dort eingezogen.«
    »Aber jetzt muss er wohl wieder ausziehen?«
    »Ja, ganz bestimmt!«, sagte Funder.
    Er blinzelte zum Schutz gegen die Sonne. »Ich fange langsam an zu glauben, dass er verrückt genug gewesen wäre, Halland zu erschießen.«
    Das glaubte ich allerdings auch, also sagte ich nichts.
    »Aber da ist vieles, das nicht passt.«
    »Was denn?«, fragte ich höflich.
    »Wollten Sie das nicht erst erfahren, wenn wir alles wissen, hatten Sie das nicht so gesagt?«
    »Doch. Aus welchem Grund wollten Sie jetzt also mit mir sprechen?«
    Er schob die Brille auf seine Nase zurück. Lächelte. Setzte seinen Weg nach oben fort.
    »Wie kommt es, dass Sie so braun sind?«, rief ich.
    Er drehte sich um und ging rückwärts, zuckte mit den Schultern und zeigte nach oben, zur Sonne.
    Ich ging in die Bibliothek. Trank eine Limo aus dem Automaten, steckte die Sjællandske unter den Arm und durchquerte den halbleeren Raum, um mich auf die Terrasse zu setzen. Sie glich einem Café mit Sonnenschirmen und lag direkt am Wasser. An einem der Tische saß Lasse mit einem Freund. Sie sahen einander nicht an, sondern waren mit ihrem Handy beschäftigt. Lasses war blau, ein altes Modell, so wie Hallands. »Hallo Lasse!«, rief ich, und seine Hand steckte
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