Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder

Titel: Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
Autoren: Christian Boris u Schommers Becker
Vom Netzwerk:
Das wieder neu aufzubauen ist nicht unmöglich, dauert aber Jahre.
    Bleiben wir beim Thema Förderung: Das Problem ist, dass aus den erfolgreichen Jahren, von Mitte der Achtziger bis Ende der Neunziger, leider nichts gemacht wurde. Der Deutsche Tennis Bund ist der größte Tennisverband der Welt. Aber was nutzt das? Es ist ja immer leicht, zu sagen: »Ja, wenn wir einen Federer oder einen Nadal hätten, dann hätten wir wieder einen Tennisboom.« Das ist Blödsinn! Fakt ist: International erlebt Tennis einen absoluten Boom. Und wenn Federer, Djoković, Murray und Nadal um die Welt reisen, dann werden deren Spiele in aller Herren Länder live übertragen. Auf allen fünf Kontinenten finden große Turniere statt. Nur in Deutschland hat man die Chance verpasst, und bei keinem großen, flächendeckend verbreiteten Sender ist Tennissport an exponierter Stelle zu sehen. Also nichts gegen Eurosport und schon gar nichts gegen Sky, das sind wichtige Sender, aber es sind Spartensender. Ich rede von ZDF, ARD, von RTL, Sat1 und ProSieben. Aber da findet leider Tennis nicht mehr statt, weil der Fokus woanders liegt. Wenn ich die Gelegenheit habe, mit den Sender-Chefs zu sprechen, und in dieser Sache nachfrage, lautet die Antwort: »Tja, wenn wir eine Steffi Graf oder einen Boris Becker hätten, dann würden wir wieder übertragen.« Meine Antwort darauf ist gebetsmühlenartig immer dieselbe: »Ja, aber um den Sport wieder populär zu machen und zu stärken, muss man erneut Basisarbeit leisten.« Denn der deutsche Tennisfan weiß ja nicht einmal mehr, wie zeitgenössischer Tennis gespielt wird, weil er den gar nicht sieht. Er kennt ja auch die jungen deutschen Spieler nicht. Also wo fängt man an – bei der Henne oder beim Ei? Was war zuerst da? Tennis ist ein so faszinierender Sport, dass der deutsche Fan zumindest die Möglichkeit haben sollte, die Grand-Slam-Turniere auf einem öffentlich-rechtlichen oder einem großen privaten Sender zu sehen. Wenn ich an meine Jugend zurückdenke und an den Grund, warum ich mich in Wimbledon verliebt habe und Tennisspieler werden wollte, dann, weil die wichtigen Spiele in den Siebzigern immer bei ARD oder im ZDF zu sehen waren. Aber das findet heute nicht mehr statt. Und irgendwo im Land sitzt vielleicht der nächste kleine »Boris Becker« und sieht Federer oder Nadal und ist vielleicht sieben Jahre alt und möchte gerne eines Tages so gut werden wie die, und dann entsteht diese Leidenschaft. Leider ist das die Lust des Konjunktivs. Denn heute sehen wir Fußball, und zwar den lieben langen Tag. Jedes Freundschaftsspiel, jedes Training, die Busfahrt, ja selbst die Massage der Spieler – alles wird live übertragen. Ich finde das – obgleich selbst ein ausgewiesener Fußballfan – etwas übertrieben. Das tut der Sache auch nicht wirklich gut. Man wird irgendwann fußballmüde, weil halt nicht jedes Spiel ein Champions-League-Finale oder ein EM-Topspiel sein kann. Momentan gibt’s das zwar noch her. Aber das ist leider auch ein Grund, warum für andere Sportarten, wie zum Beispiel Tennis, so wenig Raum bleibt. Und das finde ich dann sehr schade. Das ist in anderen Ländern anders.

    Im Dezember 2003 treffe ich in Genf bei der Swatch Tennis Dream Night auf Roger Federer
    © picture-alliance / dpa / dpaweb

    Bei der Siegerehrung der Pacific Life Open am 18. März 2007 in Indian Wells werde ich flankiert von Gewinner Rafael Nadal (l) und dem im Finale unterlegenen Novak Djokovic (r)
    © ZUMA PRESS Inc. / action press
    Auf die immer wieder gern gestellte Gretchenfrage, ob es denn wirklich genug Talent in dieser Republik gibt, ob noch solche Stützpunkt-Trainingslager existieren, in denen ich ausgebildet und gefördert wurde, antworte ich immer: »Warum sollten unter 85 Millionen Bundesbürgern nicht zehn talentierte Jugendliche zu finden sein, die das Zeug zum Tennisprofi haben? Natürlich haben wir die! Warum sind wir im Fußball wieder erfolgreich? Weil der DFB nach der Ära Völler einen Schnitt gemacht und gesagt hat: ›Wir geben dem jungen Tandem Klinsmann und Löw einfach die Möglichkeit, unsere Strukturen zu modernisieren.‹« Das hat natürlich bei den ganzen Fußball-Siegelbewahrern, die wir in unserem Land haben, und den ganzen Welt- und Europameistern nicht gerade für Begeisterung gesorgt. Aber was haben Klinsmann und Löw gemacht? Die haben den Fußball zusammen mit Sportdirektor Matthias Sammer internationalisiert. Und wenn man heute von Özil, Khedira, Boateng, Reus und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher