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Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder

Titel: Das Leben ist kein Spiel -kleine Bilder
Autoren: Christian Boris u Schommers Becker
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Nachwuchsförderung zusammen – ist zwar vorhanden, aber es fehlt an qualifiziertem Personal. Obwohl es mit diesen Mitteln eigentlich ein Leichtes sein sollte, ein Team zusammenzustellen, das aus den besten Trainern, den besten Sportmedizinern, Scouts, Beratern und Physiotherapeuten der Welt besteht, ein Team also, das nur die eine Aufgabe hat, nämlich den britischen Nachwuchs zu fördern, geht nichts so richtig voran. Ein Lichtblick ist der Schotte Andy Murray, der erste Brite, der 2012, nach 76 Jahren, endlich wieder einmal im Wimbledon-Finale stand, dann zwar nur Zweiter wurde, aber sein Jahr mit einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen krönte und sogar die US Open gewonnen hat. Und 2013 schrieb er seine Erfolgsgeschichte weiter und hat das Turnier der Turniere für sich entschieden. Der letzte Engländer, der Wimbledon gewinnen konnte, hieß Fred Perry. Das war 1936, und die Herren trugen noch lange Hosen. Es hat also 77 Jahre gedauert, bis ein Schotte (!) den »Fluch« überwinden und die Trophäe nach Hause holen konnte. Tolle Sache, Andy, mein Glückwunsch! Es gibt also Hoffnung für das englische Tennis.
    Ganz anders, nämlich erfolgreicher, agieren die Franzosen! Sie haben in Roland Garros ein Trainingszentrum, und aus dem erwächst jedes Jahr ein neuer 17-, 18-, 20-Jähriger, der bis ins Viertelfinale vorstößt. Die haben zwar momentan keine definitive Nummer eins, keinen aktuellen Grand-Slam-Sieger, aber die haben unglaublich viele unter den ersten 50, die einfach sehr gut spielen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Franzose wieder ganz nach oben kommt. Und die haben diese Masse an guten Spielern, weil sie eben von ehemaligen Tennisprofis rechtzeitig gesichtet werden. Da ist ein Thierry Tulasne, ein Guy Forget, ein Henri Leconte, ein Cédric Pioline – alles ehemalige Spieler, die Grand-Slam-Erfahrung haben und in die Nachwuchsförderung des französischen Tennisverbandes fest eingebunden sind. Wenn man solche Talentsucher am Start hat, ist es nicht mehr gar so schwer. Denn wenn ein Forget einen vielversprechenden 14-Jährigen sieht, dann hat sein Urteil Gewicht. Da braucht man nicht lange hin und her zu diskutieren. Bei uns in Deutschland steht, genauer gesagt stand, ein Patrik Kühnen allein auf weiter Flur. Zehn Jahre lang hat er hervorragende Arbeit als Daviscup-Teamchef geleistet und ist – das ist symp tomatisch für die Zustände – wegen mangelnder Rückendeckung seitens des DTB im Herbst 2012 zurückgetreten. Auch in puncto Sichtungsarbeit hat Kühnen sich hervorgetan. Aber die anderen Figuren, die da tätig sind, haben von internationalem Spitzentennis, ich will nicht sagen keine, aber wenig Ahnung – sonst hätten wir mehr Talente.

    Der typische Urschrei und die Becker-Faust nach ›Big Points‹ und Siegen
    © picture-alliance / Augenklick / Foto Rauchensteiner
    Zurück zu der Frage nach einer Tätigkeit im Nachwuchsbereich des Deutschen Tennis Bundes. Entwicklungsarbeit ist sehr zeitaufwendig. Da braucht man Jahre, bis sich Erfolge zeigen und Hoffnungen Wirklichkeit werden. Vom Geldverdienen will ich gar nicht erst sprechen. Und ob sich der Einsatz lohnt, den man tagein, tagaus bringen muss, das ist die Frage. Um bei einem Zwölfjährigen eine gute Rückhand und einen guten Aufschlag zu erkennen, dafür brauche ich keine zweite Meinung. Nur: Die Zeit, die ich dafür aufbringen müsste, um diesen Jungspund zu fördern, und der Return des Investments lohnen sich unter den gegebenen Umständen für mich definitiv nicht.

    Rothenbaum war einstmals ein wichtiger Termin im Tenniskalender: Hier bin ich im Gespräch mit Walter Knapper, dem ehemaligen Turnierdirektor des Tennis Masters am Hamburger Rothenbaum, im Mai 2005
    © ullstein bild / Claus Bergmann
    Ich stelle mir immer wieder die Frage, ob ich noch mal die Leitung eines Tennisturniers übernehmen soll. Ich war fünf Jahre Chairman vom Hamburger Rothenbaum-Turnier. Das hat großen Spaß gemacht, und wir hatten echte Erfolge. Ich habe dann – zusammen mit weiteren Investoren – dem Deutschen Tennis Bund ein Angebot unterbreitet, um das Turnier komplett zu übernehmen. Aber die Verantwortlichen haben sich damals für eine Gruppe aus Katar entschieden und gegen das, wie ich finde, starke Trio aus Hans-Dieter Cleven, Heiner Kamps und mir. Das war ein Riesenfehler, und wo das Turnier heute steht, wissen wir ja alle … Rothenbaum war mal ein wichtiger Termin im Tenniskalender, und heute ist es leider ein drittklassiger Event.
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