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Das Leben ist ein listiger Kater. Roman

Das Leben ist ein listiger Kater. Roman

Titel: Das Leben ist ein listiger Kater. Roman
Autoren: Marie-Sabine Roger
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jetzt ist gut, alles erledigt, in drei Tagen verschwinde ich hier.«
    Ich denke gerührt, dass ich bald wieder meine Ruhe haben werde. Nur noch drei Tage.
    Erlösung in Sicht!
    Maëva fährt fort, gesprächig wie noch nie: »Wir wollen heiraten, Lucas und ich, dann gelte ich als volljährig. Danach kann ich machen, was ich will, dann bin ich frei.«
     
    Frei mit einem Balg? Na, das wird sich zeigen …

I m Krankenhaus ist das Telefon nach wissenschaftlichen Erkenntnissen installiert, unter Berücksichtigung zweier wesentlicher Parameter: des Abstands zum Bett, der ein wenig zu groß sein muss, als dass man bequem beim ersten Klingelton den Hörer abheben könnte, und der Lautstärke des besagten Klingeltons, die stark genug sein muss, um einen Tinnitus auszulösen.
    Nach fünf Versuchen schaffe ich es abzuheben.
    Ich erkenne sofort die Stimme des guten alten Serge.
    Er ruft aus: »Mann, du bist vielleicht schwer zu erreichen! Jedes Mal wenn ich anrufe, bist du entweder bei der Krankengymnastik oder beim Röntgen. Vor lauter Strahlung wirst du noch im Dunkeln leuchten, pass auf.«
    »Hallo, Kumpel, seit wann bist du aus dem Urlaub zurück?«
    »Seit zwei Tagen, ich konnte dich nicht früher anrufen.«
    »Wie geht’s?«
    »Ich würde dir gerne ›sehr gut‹ antworten, aber ehrlich gesagt, es geht so mittelmäßig.«
    »Was ist denn los?«
    »Mein Kardiologe ist mit mir unzufrieden. Ihm zufolge läuft meine Pumpe total aus dem Ruder. Er behauptet, es sind die Zigaretten, ich glaube eher, es ist der Kouignamann. Ich fürchte, ich habe mir eine tödliche Dosis reingezogen.«
    Ich kenne Serge, je schlechter es ihm geht, desto mehr spielt er den Kasper.
    »Und was kann man da machen?«
    »Ich soll mich aufschlitzen lassen, damit ein paar Verbindungsstücke ausgewechselt werden können. Er nennt das eine dreifache Bypassoperation, ich nenne das ein Gemetzel.«
    »Wann denn?«
    »Nächsten Montag bin ich dran.«
    »Oh?!«
    »Du sagst es. Anscheinend habe ich nicht das ganze Leben Zeit, darüber nachzudenken …«
    »Wenn ich recht verstehe, kommst du ins Krankenhaus, kurz bevor ich entlassen werde.«
    »Genau, ein Clown kommt, der andere geht!«
     
    Er lacht, ich auch.
    Wir können lachen: Wir sind noch am Leben.

» D as ist schon eine Nummer, Ihre Kleine.«
    Myriam schwatzt wie immer ununterbrochen, während sie ihre Inspektion vornimmt. Es ist nur noch Routine, mein Zustand gibt keinen Anlass mehr zur Besorgnis, aber sie bleibt doch gewissenhaft. Sie kontrolliert meinen Blutdruck, misst mir im linken Ohr die Temperatur.
    Seit ich hier bin, komme ich mir vor wie ein Auto, das einem Haufen besessener Mechaniker in die Hände gefallen ist. Ölstand, Reifendruck, 67 000 -Kilometer-Inspektion.
    Ich erwarte jeden Moment, dass man mir die Motorhaube aufklappt.
    »Wieso ›eine Nummer‹?«
    »Sie lebt seit etwa einem Jahr im Heim, habe ich gehört.«
    »Ach ja? Mir hat sie erzählt, bei ihr ›zu Hause‹ dürfe sie nie irgendwas machen.«
    »Oh, ›zu Hause‹ wohnt sie schon eine ganze Weile nicht mehr! Eine Kollegin von mir hat sich mit einer ihrer Erzieherinnen unterhalten. Sie sind im gleichen Sportclub.«
    »Und, also?«
    »Der Vater der Kleinen ist für mehrere Monate im Knast, wegen einer Messerstecherei, bei der jemand schwer verletzt wurde. Könnten Sie Ihr Bein etwas zur Seite rücken, nur ein bisschen, so? Genau, sehr gut. Wir werden das alles mal an der Luft lassen. Es verheilt gut, man wird die Narben kaum sehen, da haben Sie Glück. Also, worüber haben wir gerade gesprochen?«
    »Die Kleine …«
    »Ach ja! Also, anscheinend verstand sie sich überhaupt nicht mehr mit ihrer Mutter, die beiden bekamen sich ständig in die Haare. Als dann der Vater eingebuchtet wurde, ist die Kleine von zu Hause abgehauen, hat mehrere Wochen auf der Straße gelebt und ist dann wegen Ladendiebstahl geschnappt worden. Mit nicht mal dreizehn!«
    »Mmmhm. Kein besonders toller Start ins Leben.«
    »Wem sagen Sie das. Man hat sie zu ihrer Mutter zurückgebracht, sie ist noch fünf- oder sechsmal abgehauen, dann hat man sie schließlich ins Heim gesteckt, weil sie keine andere Familie hat. Und da hat sie ihren Freund kennengelernt.«
    »Schau einer an! Der lebt also auch im Heim?«
    »Nein, überhaupt nicht: Er ist da Koch in der Kantine. Die Erzieherin meint, die beiden seien wirklich sehr verliebt. Er sei ein sehr verantwortungsbewusster, zuverlässiger junger Mann.«
    Ich lache mir einen Ast.
    »Die hat ja eine komische
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