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Das Leben ist ein listiger Kater. Roman

Das Leben ist ein listiger Kater. Roman

Titel: Das Leben ist ein listiger Kater. Roman
Autoren: Marie-Sabine Roger
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meldest.
    Einverstanden, was das Gänseconfit angeht, ich kümmere mich persönlich darum.
    Gruß und Kuss
    Pierrot

» J unger Freund, ich werde am Mittwoch entlassen – Sie können sich freuen, wir werden bald im
Chapon déluré
zu Abend essen!«
    »Ich bereite mich schon darauf vor: Ich faste seit drei Tagen.«
    »Ich fürchte, das wird nicht genügen. Halten Sie noch etwas durch.«
    »Keine Sorge, ich bin von der zähen Sorte. Brauchen Sie jemanden, der Sie am Mittwoch nach Hause bringt? Je nach Uhrzeit könnte ich Sie vielleicht fahren, rufen Sie mich ruhig an, Sie haben ja meine Handy-Nummer.«
    »Ich soll mich nach wochenlanger unerklärter Abwesenheit von der Polizei nach Hause bringen lassen? Eine reizvolle Vorstellung, das muss ich zugeben, allein um zu sehen, was meine Nachbarn für Augen machen würden.«
    »Ich kann sogar vor dem Haus kurz das Martinshorn anwerfen, wenn es Ihnen Freude macht.«
    »Tststs! Das wäre reine Angeberei. Nein, nein, lassen Sie mal, ich nehme mir ein Taxi.«
     
    Ich gebe ihm den Ken Follett zurück und verspreche ihm einen Umberto Eco, den er noch nicht gelesen hat.
    Ich sage: »Der Junge hat mir die Schlüssel zurückgegeben.«
    »Ach ja? Und, wird er bei Ihnen wohnen? Was hat er gesagt?«
    »Absolut gar nichts, er hat die Schlüssel am Empfang abgegeben.«
    »Oh?«
    »Ja.«
    »Ach, vielleicht ist es besser so, wissen Sie. Es war ja nett von Ihnen, aber doch etwas gewagt. Sie sind dem Jungen nichts schuldig.«
    »Abgesehen von meinem Leben. Aber wenn man bedenkt, was davon übrig ist, ist das natürlich keine große Schuld.«
    Er lacht, der Idiot.
    Er zeigt auf eine Plastiktüte, die er beim Hereinkommen auf den Tisch gelegt hat.
    »Sie haben doch einen DVD -Player, hoffe ich?«
    »Aber sicher! So unglaublich Ihnen das erscheinen mag, die neuesten Wunder der Technik sind sogar bis zu mir vorgedrungen.«
    »Ich habe Ihnen ein paar Filme mitgebracht, Sie können sie mir dann im Restaurant zurückgeben, oder auch später. Sie werden sehen, sie sind großartig!«
    Ich verspreche ihm im Gegenzug eine Sammlung alter amerikanischer Filme aus den Vierzigern, die man
auch
auf Englisch anschauen kann, wenn man unbedingt will.
    Er verabschiedet sich, wir sagen einander Bis bald.
     
    Das Essenstablett wird gebracht, Chicorée mit Schinken, grüne Bohnen, Naturjoghurt.
    Das Krankenhaus ist auf eine Art auch eine Verjüngungskur: Wenn ich die Augen zumachen würde, käme ich mir vor wie im Ferienlager.

» D ann verlassen Sie uns also?«
    »Ja, um 14  Uhr mache ich mich auf den Weg. Sie werden mir fehlen, Morgenröte!«
    »Papperlapapp, meinen Sie vielleicht, das glaube ich Ihnen? Zu Hause wird es Ihnen viel besser gehen!«
    Myriam greift in die Pralinenschachtel, die Maxime in meinem Auftrag für sie gekauft hat. Sie schließt die Augen und stößt ein verzücktes Mmmmmmhh! aus, dann hält sie mir mit einem Augenzwinkern, als würde sie mir ein Schäferstündchen vorschlagen, die Schachtel hin.
    Man muss den Tatsachen ins Auge sehen, die meisten Frauen brauchen uns nicht: Ein Schächtelchen Pralinen reicht ihnen völlig, da ist kein Orgasmus mehr nötig.
    Ich greife auch hinein. Sie würdigt meine kennerhafte Wahl.
    »Danke jedenfalls. Ich freue mich wirklich darüber. Wir bekommen von den Patienten nicht alle Tage etwas geschenkt. Holt Sie nachher jemand ab?«
    »Nein, ich werde ein Taxi nehmen.«
    »Und haben Sie auch daran gedacht, Ihre Reha-Termine auszumachen?«
    Ich versichere ihr, dass ich schon einen Terminkalender wie ein Minister habe: Physiotherapie, Schwimmbad, Nachsorgetermin beim Chirurgen; Kontrollröntgen in drei Monaten …
    »Sie werden mir fehlen, Patienten wie Sie habe ich nicht alle Tage! Na, kommen Sie her, Küsschen!«
    Sie umarmt mich, drückt mir einen herzlichen, aufrichtigen Kuss auf die Wange, ich bin plötzlich ganz gerührt. Ich werde empfindsam, oje.
     
    Man wird als Schilfrohr geboren, wächst zur Eiche heran und endet als Balsaholz.

D as Telefon klingelt. Maxime ist dran.
    »Ach, ich hatte Angst, dass Sie schon weg sind! Ich hatte keine Zeit, im Krankenhaus vorbeizukommen, tut mir leid, aber ich wollte Ihnen sagen, dass ich meine kleine Untersuchung abgeschlossen habe.«
    »Ach ja, so schnell?«
    »Entweder man ist eine außergewöhnliche Spürnase, oder man ist es nicht.«
    »Also?«
    »Also, er heißt Delaroche und hat seine Praxis in der Rue des Grèves  38 . Er hat den Kater gerettet, aber da Sie ihn nicht abholen kamen, hat er ihn einem Verein
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