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Das Leben ist ein Kitschroman

Das Leben ist ein Kitschroman

Titel: Das Leben ist ein Kitschroman
Autoren: Sophie Benning
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ich, die Sache pragmatisch anzugehen. Vielleicht war dieser Wohnungsbrand tatsächlich ein Zeichen, meine Situation als Ganzes zu überdenken. Ein Zeichen, in mich hineinzuhorchen, ob es nicht doch eine Alternative zu dem gab, was in nächster Zukunft auf mich wartete.
    Aber wo konnte ich auf die Schnelle erfahren, wo meine Stärken lagen? Hatte ich überhaupt welche oder war ich von vornherein ein hoffnungsloser Fall?
    Ich nahm ein leeres Blatt Papier und einen Stift und schrieb groß »Was ich mag« oben hin.
Krimis und Liebesgeschichten
Kino
Flohmärkte
leckeres Essen
meine Badewanne
mit Luise und Marie shoppen gehen
komische Geschichten spinnen
    Alles schön und gut, aber diese Liste brachte mich der Lösung kein bisschen näher.
    Ich drehte das Blatt um und begann eine weitere Liste: Liste: »Was ich kann«
BWL & Marketing

    Ich kaute auf meinem Stift herum, aber mir fiel beim besten Willen nichts weiter ein. Ich konnte kein Instrument spielen, war eine lausige Köchin und alles andere als ein Sport-Ass. Auch handwerklich war ich eine Obernull. Einmal hatte ich es geschafft, für das Aufstellen eines einfachen Regals zwei Tage zu brauchen. Und als es dann endlich an der Wand stand und ich meine Bücher reingepackt hatte, brach es in der Nacht wieder zusammen. Ich bekam noch immer Herzklopfen, wenn ich an den Schlag dachte. Und meine Nachbarn sicher auch. Mit anderen Worten: Ich war ein hoffnungsloser Fall.
    Manche Promis hatten einen eigenen Fitnesstrainer. Ob es persönliche Zukunftstrainer gab? Ich seufzte. Wenn es sie gab, kosteten sie bestimmt ein Heidengeld. Und dann war es auch noch die Frage, ob sie sich mit so einem Loser wie mir überhaupt abgeben wollten.
    Ich lehnte mich zurück und starrte an die Decke. Ich sollte mein Geld in nächster Zeit lieber nicht für unsinnige Sachen ausgeben. Es reichte, dass ich in zehn Tagen auf der Straße stehen würde. Die Misere sollte nicht so weit ausufern, dass ich mich auch noch zum Betteln in die Fußgängerzone setzen musste.

3
    »Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was heute passiert ist.« Außer Atem und zehn Minuten zu spät setzte ich mich zu meinen Freundinnen an den Tisch. »Da ruft mich heute Morgen doch tatsächlich dieser – Aaah!«
    Etwas Kaltes, Feuchtes hatte meine Wade gestreift und ich fuhr mit einem lauten Schrei hoch.
    »Vorsicht, Mister Big sitzt da unten«, rief Marie. »Komm, Kleiner!« Sie setzte den Mops zwischen uns auf die Bank.
    »Seit wann nimmst du Big mit zum Italiener?«, fragte ich.
    »Es geht ihm nicht gut. Er hat schrecklichen Durst, muss dauernd Pipi und ist völlig schlapp. Ich mache mir echt Sorgen um ihn.«
    »Geh doch mal zu meinem Tierarzt.« Luise kraulte den Hund am Ohr. »Das ist ein ganz lieber älterer Herr, der sich seit Jahren rührend um Dr. Oetker kümmert.«
    Das konnte ich bestätigen. Es war noch gar nicht lange her, dass ich Luise und ihren halbzerfetzten Kater in die Praxis begleitet hatte. Dr. Oetker kloppte sich gerne und musste regelmäßig zum Doc. Luise nannte den Mann mittlerweile Dr. Mäuschen, weil er die Angewohnheit hatte, Katzen mit »Mäuschen« anzusprechen.
    »Gute Idee«, sagte Marie. »So. Und nun zurück zu dir. Wer hat angerufen?«
    »Der Makler.«
    »Kannst du schon eher in die Wohnung?«
    »Von wegen. Ich bin in zehn Tagen obdachlos.«
    »Wie bitte?« Beide Freundinnen rissen synchron die Augen auf. »Obdachlos?«
    »In dem Haus in der Bismarckstraße hat es gebrannt und es kann Monate dauern, bis alles renoviert ist«, wiederholte ich die Nachricht von Herrn Weiß.
    »Ein Glück, dass du nicht schon dort wohnst«, bemerkte Marie, als sie die Info verdaut hatte. »Stell dir vor!«
    Von der Seite hatte ich die Katastrophe noch nicht betrachtet, aber es war kein echter Trost.
    »Und was machst du in der Zwischenzeit mit deinen Möbeln?«, fragte Luise. »Ziehst du solange mit Sack und Pack zu deinen Eltern?«
    »Bist du wahnsinnig? Eher gehe ich auf den Strich.«
    Es war kurz still am Tisch, dann fing Marie an zu lachen.
    »Wenn du das so siehst, passt ja alles!«
    Hallo?
    »Kann es sein, dass du dir ein paar Aperol Sprizz genehmigt hast, bevor ich hier eintrudelte?«
    Marie tätschelte meinen Arm. »Nein. Aber Luise hat mir vorhin von Christians Vertragsverlängerung erzählt und zusammen mit diesem Brand haben wir die Lösung für all eure Probleme!«
    Zum Glück stand ich nicht als Einzige auf der Leitung. Auch Luise sah Marie an, als würde sie Suaheli sprechen.
    Unsere Freundin zog
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