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Das Leben in 38 Tagen

Das Leben in 38 Tagen

Titel: Das Leben in 38 Tagen
Autoren: Cornelia Scheidecker
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sauber, jedenfalls erst mal besser, als ich
befürchtet hatte.
    Martin
und ich erhielten für sieben Euro mit Frühstück in Bett Nummer sieben und acht
(Gott sei Dank nicht auf dem Fußboden!) oben einen Platz und breiteten gleich
unseren Schlafsack darauf aus. Alle anderen Betten waren schon belegt von
zumeist jungen Leuten aus Europa. Ich war jedenfalls in unserem Raum die
Älteste, was mich schon ein bisschen verwunderte.
    So,
das Wichtigste war geklärt; nun suchten wir erst mal ein Café und unternahmen
einen ausgiebigen Spaziergang durch die Stadt und um die Burganlage. Die Burg
war sehr gut erhalten und wurde noch immer vom Burggraben umschlossen, der nur
an einer Stelle von einer Hängebrücke durchbrochen wurde. Leider konnten wir
nicht in den Innenhof, weil die Burg anscheinend von Privatleuten bewohnt war,
aber Hauptsache, es findet sich überhaupt ein Sponsor, um diese imposanten
Zeugen vergangener Zeiten zu erhalten. Im Außenhof war dafür
interessanterweise ein Basketballplatz angelegt, was so gar nicht zu den
riesigen Mauern passte.
    Die
kleine mittelalterliche Stadt wirkte ziemlich verschlafen, es begegneten uns
kaum Menschen, auch in den Restaurants war nicht viel los. Martin erklärte mir,
dass in den südlichen Ländern die Menschen erst nach 20.00 Uhr unterwegs wären,
und das bestätigte sich im Laufe meiner Reise immer wieder. Nach dem Abendessen
in einer gemütlichen Kneipe und dem anschließenden Bar-Besuch, wo wir auf unser
Abenteuer anstießen, musste ich Martin kurz vor 22.00 Uhr in die Herberge
drängen, da wir sonst Gefahr liefen, ausgesperrt zu werden. Durch meine gute
Vorbereitung wusste ich, dass die meisten Herbergen nach strengen Regeln
abliefen mit Nachtruhe und frühem Wecken.
    Als
wir in unserem Zimmer ankamen, schliefen schon fast alle (was Martin gar nicht
verstehen konnte) und so versuchten wir möglichst leise nach ein bisschen Waschen
und Zähneputzen in unser Bett zu krabbeln und uns in unseren Schlafsack
einzumummeln. Es hatte am Abend noch einmal ganz schön geregnet und innerhalb
dieser dicken Mauern, wo kaum ein Sonnenstrahl in die Räume fiel, waren wir
froh, als wir jeder noch eine Decke in unseren Betten vorfanden. Ich hatte den
Eindruck, dass alle schnell einschliefen, aber ich lag noch lange wach...
    Am
nächsten Morgen wurde ich von Tütenrascheln, Reißverschlussziehen und leisen
Schritten geweckt. Der Mann unter mir zog noch in der Dunkelheit los. Er schien
schon mehrere Tage gelaufen zu sein, denn er hatte bereits geschlafen, als wir gestern
Nachmittag angekommen waren. Als er plötzlich aufwachte, hatte ich ihn
freundlich mit einem: „ Hello , nice to see you !“
begrüßt, worauf er nur kurz „ Hello !“ murmelte und
gleich wieder einschlief.
    Ich
versuchte, in der Dunkelheit meine Uhr zu erkennen, aber das gelang mir erst
kurz vor 7.00 Uhr, als durch das kleine Fenster das erste Tageslicht fiel. Da
waren schon einige Pilger verschwunden und die übrigen beschäftigten sich nun
auch emsig mit ihren Rucksäcken, mit Waschen, Eincremen und Anziehen. Ich
beobachtete das Treiben ein bisschen (natürlich nur, um daraus zu lernen!) und
begann dann, das Gleiche zu tun. Das Licht brannte und es entstand ein
hektisches Durcheinander, bis jeder seine Siebensachen in seinem Rucksack (wie
war das gestern wohl alles reingegangen?) untergebracht hatte, nur einer
schlief noch tief und fest: Martin!
    Um
8.00 Uhr kam die kleine, resolute Französin, die die Herberge betreute, und
rüttelte Martin so lange, bis ihm nichts anderes übrig blieb, als aufzugeben
und aufzustehen. Im Nu hatten nun zwei Französinnen die Betten gerichtet und
drängten uns in den kleinen Aufenthaltsraum. Dort war das Frühstück schon
abgeräumt, die letzten Pilger verließen gerade das Haus. Die kleine ältere
Französin fragte nun ziemlich unfreundlich, ob wir denn jetzt noch Frühstück
haben wollten, was wir bejahten. Martin begann, mit seinem Charme die alte Dame
einzuwickeln, nachdem er munter geworden war (zum Duschen war er zu spät
aufgestanden und ich wollte ihn die Erfahrung selber machen lassen), und ich
staunte, welche Veränderung mit ihr vorging! Zum Schluss sang sie sogar ein
Lied von Edith Piaf, denn sie hatte eine ähnlich rauchige Stimme, nur für uns
allein! Sie servierte uns lauwarmen Milchkaffee oder besser Kaffeemilch mit
Haut in einer Suppenschüssel und wir wussten nicht, ob man das löffeln oder
trinken sollte!
    Dazu
gab es eine Art Zwieback, Butter und Marmelade und
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