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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition)
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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zusammen rüber, Miranda«, sagte Syl. »Dann kannst du dich selbst davon überzeugen.«
    »Bleibt aber nicht so lange weg«, sagte Matt. »Wir sollten zusehen, dass wir Lisa da rausholen.«
    »Ich weiß«, sagte Syl. »In ein paar Minuten sind wir zurück.« Sie legte mir den Arm um die Schulter und führte mich nach Hause.
    Gleich darauf stand ich auch schon im Wintergarten, in Moms Armen. Sie drückte mich so fest an sich, dass ich mich kaum noch rühren konnte. Aber das wollte ich auch gar nicht. Ich wusste, dass sie weinte, aber auch das war okay.
    »Komm, Miranda, wir müssen jetzt mithelfen, die Trümmer wegzuräumen«, sagte Syl. »Du auch, Laura. Komm mit.«
    »Nein«, sagte Mom. »Ich warte hier auf Jon. Er wird hier nach mir suchen.«
    »Er wird uns schon finden«, sagte Syl. »Du kannst ihn nicht als Vorwand nehmen, Laura. Lisas Leben hängt von dir ab.«
    »Wenn Mom hierbleiben will, dann lass sie doch«, sagte ich.
    »Hör auf, sie in Schutz zu nehmen, Miranda«, sagte Syl. »Laura, du sagst doch immer, das Baby sei das Einzige, was zählt. Dann komm jetzt und beweise es.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, sagte Mom. »Es klingt vielleicht verrückt, aber ich hab schreckliche Angst, dieses Haus zu verlassen, weil ich denke, dass dann alles zusammenbrechen wird. Als wäre ich die Einzige, die das hier zusammenhält.«
    »Es ist doch gerade alles zusammengebrochen«, sagte Syl. »Da hast du mit deiner Zusammenhalterei aber ziemlich versagt, Laura.« Sie packte Mom am Arm und zerrte sie förmlich aus dem Wintergarten heraus. »Schau dich um«, sagte sie. »Die Welt ist längst untergegangen, während du dich hier versteckt hast. Und jetzt lauf!«
    Ich blieb ganz still stehen. Und Mom rannte tatsächlich zu Mrs Nesbitts Haus hinüber – oder vielmehr zu dem, was einmal Mrs Nesbitts Haus gewesen war, jetzt aber nur noch aus einem Haufen Schutt bestand. Syl und ich folgten ihr. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, Syl hat gelächelt.
    Der Schuttberg vor der Kellertür war viel höher als der vor meiner Schranktür, er war sogar höher als wir. Da brauchten wir hier unten gar nicht erst anzufangen, den musste man von oben abtragen.
    »Miranda, holst du mal unsere Leiter?«, fragte Matt.
    Ich rannte zur Garage, froh über einen Auftrag, den ich bewältigen konnte. Die Garage sah völlig unbeschädigt aus, ganz im Gegensatz zu unserem Haus. Ein dicker Ast lag auf dem Dach, von dem ein ganzer Teil fehlte, und einige der Fensterscheiben waren rausgeflogen.
    Trotzdem hatten wir noch Glück gehabt.
    Ich ging mit der Leiter zurück, und Matt lehnte sie gegen den Trümmerhaufen. »Ich kletter rauf«, sagte Syl. »Schaffst du das auch, Miranda?«
    Ich nickte. Wir stiegen auf der Leiter ganz nach oben auf den Haufen und fingen an, alles, was wir anheben konnten, möglichst weit wegzuwerfen.
    »Sollte nicht einer von uns nach den anderen suchen?«, fragte ich. »Vielleicht brauchen sie Hilfe?«
    »Die brauchen sie bestimmt«, sagte Syl. »Aber wir wissen nicht, wo sie sind, während wir ganz genau wissen, wo sich Lisa und das Baby befinden. Denen müssen wir als Erstes helfen und ansonsten darauf hoffen, dass die anderen irgendwie nach Hause finden.«
    Sie hatte natürlich Recht, aber ich wollte es trotzdem nicht hören. Hier draußen, umgeben von Schuttbergen, wurde mir zum ersten Mal so richtig klar, wie zerstörerisch der Tornado gewütet hatte. Mrs Nesbitts Haus hatte das meiste abbekommen, aber keiner wusste, wie es weiter unten im Tal aussah, näher an der Stadt. Ich fing wieder an zu zittern.
    Syl packte mich am Arm und drückte ihn. »Nicht nachdenken«, sagte sie. »Einfach weiterarbeiten.«
    Hier oben war Platz für drei und so kletterte auch Mom zu uns rauf. Sie sagte kein Wort, ging uns nur schweigend zur Hand. Der Schuttberg unter uns schien stabil zu sein, was beruhigend und beängstigend zugleich war. Einerseits konnten wir sicher sein, dass er nicht einfach zusammenbrechen würde. Andererseits war aber auch klar, dass es sehr lange dauern würde, auch nur so viel davon abzutragen, dass man einen Unterschied sah.
    Ich weiß nicht, wie lange wir immer weiter Trümmerteile nach unten geworfen haben, während Matt von unten Sachen wegräumte.
    Dad hatte angefangen, sich zu dem kleinen Kellerfenster an der Seite des Hauses vorzuarbeiten, um mit Lisa sprechen und sie mit allem Nötigen versorgen zu können.
    Der Hagel hatte inzwischen wieder aufgehört und das Gewitter war weitergezogen. In
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