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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition)
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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der Ferne zuckten immer noch Blitze, aber es dauerte viele Sekunden, bis wir den Donner hörten. Es regnete allerdings immer noch, und man musste aufpassen, auf dem Trümmerberg nicht abzurutschen. Matt ermahnte uns immer wieder, vorsichtig zu sein, vor allem Syl, die am leichtsinnigsten war, aber das war uns egal.
    Wir mussten Lisa und den Kleinen aus dem Keller befreien, bevor die Kellerdecke einstürzte. Was, wie alle wussten, jederzeit passieren konnte.
    Es war Syl, die Jon als Erste entdeckte. Von ihrem Standort aus hatte sie die Straße im Blick und sah, wie Jon auf uns zugerannt kam.
    »Da ist Jon!«, schrie sie. »Er lebt!«
    Mom kletterte so hastig die Leiter hinunter, dass Dad sie fast hätte auffangen müssen, und lief auf ihn zu.
    »Ist Alex auch dabei?«, fragte ich Syl. »Oder Julie?«
    »Nur Jon«, sagte Syl.
    Ich stieg die Leiter hinunter. Syl blieb, wo sie war, und arbeitete weiter. Matt und Dad unterbrachen ebenfalls ihre Arbeit und wir folgten dem Weg, den Mom eingeschlagen hatte. Sie drückte Jon genauso fest an sich, wie sie es zuvor mit mir getan hatte. Ihre Kinder hatten alle überlebt.
    »Julie«, sagte Jon. »Sie ist verletzt, Mom, richtig schlimm.«
    »Schon gut, mein Sohn«, sagte Dad. »Du musst uns nur zeigen, wo sie ist, dann bringen wir sie her.«
    »Was heißt ›schlimm‹?«, fragte Matt. »Blutet sie?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Jon. »Ich glaube nicht. Aber sie kann ihre Arme und Beine nicht mehr bewegen. Und sie sagt, dass sie überhaupt nichts mehr spürt.«
    Mom und Dad wechselten einen Blick. Nur Matt schaute Jon weiterhin eindringlich an.
    »Was genau ist passiert?«, fragte er. »Wobei hat sie sich verletzt? Hol einmal tief Luft, Jon, und dann erzähl uns alles, was du weißt.«
    »Wir haben gesehen, dass eine Windhose auf uns zukam«, sagte Jon. »Wir wollten in Deckung gehen, aber die Zeit war zu kurz, deshalb konnten wir uns nur an einem Baum festhalten. Ich hab sie so umfasst, aber der Wind hat sie einfach hochgeschleudert. Dann muss sie irgendwie falsch gelandet sein, denn jetzt liegt sie da und kann sich nicht mehr bewegen. Ich wollte sie nicht allein lassen, aber ich konnte sie auch nicht die ganze Straße rauftragen, und unsere Räder sind kaputt.« Er blickte sich um. »Alles ist kaputt«, sagte er und fing an zu weinen.
    Mom nahm ihn in die Arme. »Schon gut, schon gut«, sagte sie. »Dein Vater und Matt werden Julie holen. Unser Haus steht noch. Wir werden uns um sie kümmern.«
    »Was ist mit Alex?«, fragte ich Jon. »Hast du ihn gesehen?«
    Jon schüttelte den Kopf. »Julie und ich waren allein.«
    »Komm jetzt, mein Sohn«, sagte Dad. »Matt, lauf kurz rüber und hol ein paar Decken. Die können wir als Trage nehmen.«
    Matt rannte zu unserem Haus und war kurz darauf mit den Decken wieder da.
    »Laura, du und die Mädchen, ihr macht hier weiter«, sagte Dad. »Und Jon, du zeigst uns, wo Julie liegt. Wir sind gleich wieder zurück.«
    »Seid vorsichtig«, sagte Mom.
    Wir sahen ihnen nach, als sie die Straße hinuntergingen. »Mom«, sagte ich. »Dürfen sie Julie denn überhaupt bewegen? Vielleicht ist sie ja an der Wirbelsäule verletzt?«
    »Hört sich ganz danach an«, sagte Mom. »Aber es gibt keine Ärzte und keine Krankenhäuser mehr. Jedenfalls nicht hier. Wir können nur versuchen, es Julie so leicht wie möglich zu machen.«
    »Nein, Mom«, sagte ich. »Bitte nicht.«
    »Du musst jetzt stark sein, Miranda«, sagte Mom. »Ich mache am Kellerfenster weiter, wo dein Vater schon angefangen hat. Du bleibst hier unten. Schaffst du das, den Schutt beiseitezuräumen?«
    Ich nickte, obwohl ich kaum hörte, was sie sagte. Julie war schwer verletzt und Alex verschwunden. Charlie lag im Keller, wahrscheinlich tot. Lisa und Gabriel waren da unten eingesperrt, und wir hatten nichts als unsere Hände und unseren Willen, um sie zu befreien.
    Syl hatte gesagt, ich sollte nicht denken. Ich folgte ihrem Rat.
    Nach ein paar Minuten sah Syl die vier zurückkommen. Ich ließ alles stehen und liegen und rannte auf sie zu. Dad und Matt hatten eine Trage improvisiert, auf der sie Julie vorsichtig transportierten.
    Ich traute mich nicht zu fragen, aber ich suchte Matts Blick, und er schüttelte fast unmerklich den Kopf.
    In einem ersten, schrecklichen Moment dachte ich schon, dass er damit meinte, Julie sei tot. Aber dann hörte ich Dad sagen: »Halt durch, Liebes. Gleich haben wir’s geschafft.«
    »Alex?«, fragte Julie.
    Ich lief neben ihr her, damit sie mich sehen und
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