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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition)
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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uns zu umarmen, uns zu küssen und darüber zu staunen, dass es uns wirklich gab. Ich hatte Mom angelogen. Ich war vielleicht nicht aus Zucker, aber ich schmolz trotzdem dahin, immer wieder.
    Nach einer Stunde des Suchens, Küssens und Umarmens fanden wir schließlich zwei Fahrräder. »Mit denen fahren wir jetzt zurück«, schlug ich vor. »Dann gehen wir los und suchen noch mehr davon.«
    »Gute Idee«, sagte Alex und küsste mich wieder. »Und wir versuchen, noch mindestens zwei zu finden, damit deine Mutter ihres behalten kann.«
    Wir machten uns auf den kurzen Heimweg. Obwohl wir Seite an Seite fuhren, hatte ich trotzdem das Gefühl, dass Alex viel zu weit entfernt war. Ich dachte: Jetzt habe ich mich also entschieden, den Rest meines Lebens mit diesem Jungen zu verbringen, obwohl ich ihn kaum kenne . Doch ich spürte keine Angst mehr, nur noch Aufregung und ungeduldige Erwartung, dass dieser Teil meines Lebens endlich beginnen würde.
    Wir waren schon wieder auf der Howell Bridge Road, vielleicht noch fünfhundert Meter von zu Hause entfernt, als plötzlich Wind aufkam und eine heftige Bö mich umwarf. Alex stieg ab, um mir hochzuhelfen, aber stattdessen zog ich ihn zu mir herunter und wir küssten uns.
    Was für ein dämliches Wort – »küssen«. Ich hab meine Großeltern geküsst, meine Brüder, meine Freunde, meinen Teddybären. Ich habe sogar schon andere Jungs geküsst.
    Aber dieser Kuss war ganz anders. Dieser Kuss war die Verbindung zweier Körper, die sich verzweifelt danach sehnen, eins zu werden.
    »Willst du mich immer noch heiraten?«, fragte ich ihn. »Vor Gott und der Kirche?«
    »Heißt das, du sagst Ja?«, fragte er.
    Ich nickte. Wir hielten uns umschlungen und liebten uns, als wäre es für den Rest unseres Lebens.
    Aber dann fing es an zu hageln. Erst nur kleine Eiskörner, die aber immer mehr wurden und auch immer größer und gefährlicher.
    »Los, wir müssen nach Hause«, sagte Alex. Er zog mich von der Straße hoch und half mir aufs Rad.
    Ein Jahr ist es her, dass ich blauen Himmel gesehen habe, und ich hatte gedacht, inzwischen müsste ich eigentlich jede Schattierung von Grautönen kennen. Aber jetzt hatte der Himmel eine ganz neue und bedrohliche, fast schon grünliche Farbe angenommen. Wie die Irren schossen wir den Hügel hinunter und stürzten beide, als unsere Reifen auf den Hagelkörnern wegrutschten. Der Donner wurde lauter und folgte immer dichter auf die Blitze.
    Und dann sah ich die Windhose. Ich konnte nicht erkennen, wie weit sie noch entfernt war, nur, dass sie sich mit rasender Geschwindigkeit auf uns und unsere Häuser zubewegte.
    Ich rief Alex’ Namen, und er schaute in die Richtung, in die ich zeigte. Immer schneller fuhren wir, im Wettlauf mit dem Tod. Aber als wir unser Haus erreichten, bog Alex nicht in die Einfahrt ein. Stattdessen schrie er mir etwas zu und raste dann in einem Tempo weiter, wie ich es nie bei ihm oder sonst jemandem für möglich gehalten hätte.
    Mit einem Schlag begriff ich, was er vorhatte. Er fuhr Jon und Julie entgegen, um sie zu warnen, sie zu retten. Und er hatte mir zugerufen, ich solle sein Messbuch holen.
    Mir blieben nur noch Sekunden, um mich zu entscheiden. Sollte ich zu uns zurückfahren, Mom und Syl informieren und mit ihnen zusammen den Tornado im Keller überstehen? Oder sollte ich zu Dad weiterradeln, Lisa und Charlie warnen und tun, worum Alex mich gebeten hatte?
    Ich bog nicht in die Einfahrt ein, sondern fuhr weiter zu Dads Haus, sprang vom Rad und hämmerte verzweifelt gegen die Hintertür.
    Charlie machte mir auf.
    »Tornado!«, brüllte ich. »Runter in den Keller!«
    Ich wartete nicht ab, ob er mich verstanden hatte, ob er Lisa und den Kleinen in Sicherheit bringen würde. Ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte, so wie Alex mir vertraut hatte.
    Ich rannte also weiter ins Wohnzimmer und suchte fieberhaft nach dem Messbuch. Zuerst ging ich den Stapel mit Schulbüchern durch, aber da war es nicht. Dann befühlte ich die Kissen aller Möbel, falls es vielleicht daruntergerutscht war, aber da war auch nichts zu finden. Schließlich ging ich auf die Knie und schaute unter alle Sessel und Sofas. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich suchte, vielleicht eine Minute, vielleicht auch länger. Aber dann sah ich etwas unter einem Stapel ordentlich gefalteter Kleidung hervorlugen. Ich warf die Klamotten achtlos beiseite und da lag das Messbuch.
    Ich raste zurück in Richtung Küche, aber an dem schrecklichen Brüllen und an der Art,
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