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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition)
Autoren: Chris Bergner
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lauschende Steuer cluster genau, dass dieses Mal nicht dessen imitierendes Neuronennetz, sondern Singhs Begleiter gemeint war und stellte ihre Frage zu Johannson durch.
    „Da fragen Sie noch?“, erklang seine Stimme. „Ich liebe diese Dinger!“
    „Dann los, Mikael. Folgen Sie mir, wenn Sie können!“ Sie drückte sofort fest mit beiden Daumen auf das Steuerpanel – „Wow!“
    Die plötzliche Beschleunigung war höher als erwartet und ihre Füße wurden sofort hart gegen die hinteren Halterungen der Kapsel gepresst. Obwohl sie festgeklemmt war und die Dämpfer die G-Kräfte zum Großteil ausgleichen konnten, dachte sie für eine Sekunde, sie würde herausgeschleudert und unsanft im Schnee landen.
    „War was?“, fragte Johannson.
    „Nein, nein!“
    Sie konnte praktisch spüren, wie er hinter ihr grinste. Ihr Blick wanderte zur Geschwindigkeitsanzeige. 200 km/h erreicht in drei Sekunden! Das kann einen schon ein wenig erschrecken , dachte sie und richtete ihren Blick nach vorn.
    Sie schlingerte immer noch und sie versuchte es in den Griff zu bekommen. Unter ihr rasten winzige Schneehügel als verschwommene Streifen auf einer sonst planen weißen Oberfläche hindurch. Vor ihr gerieten immer wieder Schneeflocken in das Licht der Scheinwerfer und waren so schnell wieder vorbei , wie sie erschienen. Dahinter begann die ferne Dunkelheit.
     
    ---
     
    Johannson lächelte noch immer und beobachtete in gebührendem Abstand das  Schlingern von Manta 10 vor ihm. Selbstüberschätzung mochte zwar selten vernünftig sein, aber witzig war sie im Augenblick allemal. Er machte sich keine Sorgen um Singh, sie würde es schon hin bekommen, außerdem gab es hier weit und breit keine Hindernisse und es war praktisch unmöglich, einen Manta umzukippen.
    Er konnte sich aber nicht zurückhalten: „Es sieht so aus als hätten Sie leichte Störungen in der Steuerungseinheit. Benötigen Sie Hilfe?“
    Seine Stimme ließ er dabei wie die eines Technikers klingen, der einem Laien gelangweilt erklärte, wieso sich dessen Holo nicht mit den Datenstrukturen einer gängigen Quantenmatrix kompatibel zeigte. Übrigens war die ehrliche Antwort darauf recht einfach, konnte aber die Entlassung des besagten Technikers zur Folge haben; weil das Konglomerat es schlichtweg nicht zuließ! Zwang zum Neukauf war die geldbringende Devise, wie sie in der Firmenpolitik seit Äonen gang und gäbe war. Nur wurde inzwischen kaum noch darüber gesprochen, weil niemand Ärger wollte.
    „Wird gerade korrigiert“, antwortete Singh knapp, weil konzentriert. Johannson erhöhte seine Geschwindigkeit etwas, um sie zu flankieren. Er wollte eine ernste und besorgte Mine aufsetzen, als er sie in ihrer Kapsel sah, konnte seine Gesichtsmuskeln jedoch nicht von einem Grinsen abhalten.
    Ich muss ziemlich dämlich aussehen , dachte er, als er sich seines eigenen merkwürdigen Gesichtsausdrucks – besorgte Augen und ein spottendes Lächeln – bewusst wurde.
    Sie sah ihn jedoch nicht an, war irgendwie süß wie sie dort drüben mit konzentriert herausgestreckter Zungenspitze versuchte, den Schlitten unter ihre Kontrolle zu bringen und dennoch ständig die Steuerungstasten abwechselnd zu forsch betätigte. Links, rechts, links, rechts...
    Kurz musste Johannson ihrem Manta 10 sogar gekonnt ausweichen, als das hellblau erleuchtete Gefährt plötzlich eine weitere Kurve in seine Richtung schwenkte.
    „Oha!“, stieß er aus, während er seinen Manta ruckartig nach links bewegte. „Passen Sie auf, Alka! Ich bin direkt neben Ihnen...“
    „Entschuldigung. Ich glaub, ich hab es jetzt.“
    Die Schneewolken, die beim hastigen Manövrieren ständig von ihren Kufen aufgepeitscht worden waren, wurden fast augenblicklich kleiner und die eingeschlagene Richtung stabilisierte sich allmählich.
    Endlich hat sie doch noch gelernt, geradeaus zu fahren! dachte Johannson voller Häme und noch mit leichtem Schrecken über den Beinahezusammenstoß.
    Nach etwa zwei Minuten ohne nennenswerte Richtungsänderung ihrerseits, wagte sich Johannson wieder etwas näher an die Flanke von Manta 10 heran. Ganz langsam, damit sie sich nicht erschrak. Er wollte mit Singh reden und Blickkontakt war ihm bei ernsthaften Gesprächen lieber. Ihre Flügelspitzen waren etwa zwei Meter voneinander entfernt. Schneeflocken peitschten zwischen ihnen hindurch.
    „Also gut“, begann er „was ist eigentlich los?“
    Sie sah sich zu ihm um, dann hinter sich, als wollte sie prüfen, ob sie weit genug von der
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