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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord
Autoren: ANNE HERRIES
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Schneiderin gehen und ihr die Rechnungen schicken.“
    „Dann kauft sie mir auch Kleider?“ Überwältigt starrte Susannah ihre Mutter an. „O Mama, dieses Wunder übertrifft meine kühnsten Träume! Miss Royston muss wirklich sehr reich sein.“
    „Ja, Liebes, aber sie weiß, wie es ist, wenn man von einem kleinen Einkommen leben muss und von den Verwandten schlecht behandelt wird. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum sie uns hilft.“
    Überglücklich nickte Susannah. Sie konnte es kaum erwarten, bis ihr Abenteuer beginnen würde. Doch die nächsten Tage würden sehr schnell vergehen. Sie musste ihre Kleider begutachten und sehen, was sich damit machen ließ. Einige konnte sie sicher mit neuen Bändern, Spitze oder Bordüren auffrischen. Allzu sehr wollte sie Miss Roystons Großzügigkeit nicht beanspruchen.
    Fasziniert betrachtete Susannah das Haus, als ein Reitknecht ihr aus der Kutsche half – ein schönes L-förmiges Gebäude aus gelbem Stein mit einem imposanten Portal und bleiverglasten Fenstern, von einem gepflegten Garten und alten Bäumen umgeben. Sobald sich eine Gelegenheit bot, würde sie den Garten erforschen.
    Sie folgte ihrer Mutter in die Eingangshalle. Dort wurden sie von der Haushälterin begrüßt. „Miss Royston lässt sich entschuldigen, Mrs. Hampton“, sagte die Frau. „Ich bin Mrs. Winters, die Wirtschafterin. Wenn Sie gestatten, führe ich Sie nach oben zu Ihren Räumen. Sie wird Sie bald willkommen heißen. Vor einigen Minuten ist ein unerwarteter Besucher eingetroffen …“
    „Oh, das ist wirklich nicht schlimm“, erwiderte Mrs. Hampton. Dann wandte sie sich zu ihrer Tochter. „Sehen wir uns erst einmal oben um, Liebes.“
    „Darf ich im Garten spazieren gehen, Mama? Offenbar ist er sehr schön. Oder würde das Miss Royston stören?“ Fragend schaute Susannah die Haushälterin an.
    „Oh, Miss Royston ist eine leidenschaftliche Gärtnerin“, erklärte Mrs. Winters lächelnd. „Seit sie hier wohnt, gibt sie sich sehr viel Mühe mit ihrem Garten, und er ist ihr ganzer Stolz. Schauen Sie sich nur um, Miss Hampton. Nachdem Sie so lange im Wagen gesessen haben, wird Ihnen die Bewegung guttun. Aber bleiben Sie in der Nähe des Hauses. Wenn Miss Royston bereit ist, Sie zu empfangen, werde ich Sie rufen.“
    „Also gut, dann geh hinaus, Susannah“, sagte Mrs. Hampton. „Allerdings musst du auf deinen gewohnten langen Spaziergang verzichten. Das wäre sehr unhöflich.“
    „Keine Bange, Mama, ich gehe nur zur Rosenlaube und bin bald wieder zurück.“
    Susannah eilte zur Vordertür hinaus, die ihr ein beflissener Lakai öffnete. Lächelnd dankte sie ihm und freute sich, weil sie vor der Begegnung mit der Gastgeberin ein paar Minuten mit sich allein sein würde.
    Als die Kutsche vor dem Haus gehalten hatte, war ihr der Rosengarten aufgefallen. Schon jetzt, zu dieser frühen Jahreszeit, gediehen die Büsche überraschend üppig. Doch ihre ganze Pracht würden sie erst in einem Monat entfalten. Dann würde der Garten in einem wahren Farbenrausch leuchten und der Rosenduft bis ins Haus wehen. Außerdem gab es große Beete mit Lavendel, Peonien und anderen mehrjährigen Blumen. Tatsächlich, Miss Royston musste sehr viel Zeit in ihrem Garten verbringen, und sie hatte die Gestaltung fachkundig geplant.
    Auf dem Weg zur Laube hörte Susannah eine Frauenstimme. Zögernd verlangsamte sie ihre Schritte. Da sie nicht stören wollte, beschloss sie umzukehren. Doch dann wurde der Name ihrer Mutter erwähnt, und sie blieb stehen.
    „Margaret Hampton ist eine gute Freundin. Dieses Angebot habe ich ihr aus eigenem Antrieb gemacht, Michael. Darum wurde ich nicht gebeten, das versichere ich dir. Und ich erlaube dir nicht, so schreckliche Dinge zu sagen. Margaret und Susannah werden mein gutes Herz sicher nicht ausnutzen.“
    „Was für eine Närrin du bist, Amelia!“, erwiderte eine scharfe Männerstimme. „Wirklich, ich verstehe dich nicht! Du weigerst dich, bei Louisa und mir zu wohnen – und jetzt öffnest du dein Haus fremden Leuten …“
    „Wie ich dir bereits erklärt habe, werde ich nie wieder unter einem Dach mit Louisa leben, Michael. Deine Frau mag mich nicht. Von Anfang an war sie gegen mich. Und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.“
    „Bevor du ein Vermögen geerbt hast, warst du dankbar für meine Großzügigkeit“, stieß der Mann hervor. „Hätte Agatha ihr Geld mir vererbt, mit einem Einkommen für dich – was jede vernünftige Frau getan hätte
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