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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord
Autoren: ANNE HERRIES
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meine liebe Freundin!“ Margaret Hampton umarmte und küsste die Gastgeberin. „Wie dankbar ich dir bin, kann ich gar nicht in Worte fassen.“
    „In meinem Brief habe ich dir bereits erklärt, du würdest mir einen Gefallen erweisen. Auf keinen Fall will ich in London bei meiner Schwägerin wohnen. Und ich kann nicht allein in der Hauptstadt leben. Bis jetzt habe ich noch keine Gesellschafterin engagiert. Außerdem ist es viel netter, ein Haus mit Freundinnen zu teilen, nicht wahr? Alle gesellschaftlichen Veranstaltungen werden wir gemeinsam besuchen.“
    Als Susannah diese Worte hörte, fühlte sie sich viel besser. Gewiss, Mama und sie selbst waren Miss Royston zu Dank verpflichtet. Doch nun wusste sie, wie unglücklich die arme Frau im Haus ihres Bruders gewesen sein musste. Wenn sie Mama und mich bei sich aufnimmt, pro fi tieren nicht nur wir von diesem Arrangement. Auch für sie ist es vorteilhaft, denn es er spart ihr eine weiteren Aufenthalt unter dem Dach ihrer verhassten Schwägerin …
    „Ja, in der Gesellschaft von Freundinnen ist das alles viel angenehmer“, stimmte Mrs. Hampton zu, während Susannah den Blick durch den Raum schweifen ließ, der mit dunklen Mahagonimöbeln eingerichtet war – eher gemütlich als elegant. „Wie gut du aussiehst, Amelia! Das graue Kleid steht dir ausgezeichnet. Welche Farben wollen wir für die Stadt aussuchen?“
    „Grau und Violett würden sich gut eignen“, erwiderte Amelia. „Und in den nächsten Wochen vielleicht ein paar andere dunkle Farben. Meine Trauerkleidung habe ich erst vor Kurzem abgelegt. Tante Agatha würde nicht erwarten, dass ich für alle Zeiten Schwarz trage. Wahrscheinlich hätte sie mir von Anfang an davon abgeraten. Aber ich dachte, unter den Umständen müsste ich ihr Respekt erweisen. So großzügig war sie zu mir. Wenn ich auch wusste, sie würde mir etwas hinterlassen – dass sie mich zu ihrer Haupterbin bestimmen würde, hatte ich nie vermutet.“
    „Sicher verdienst du ihren Entschluss“, meinte Mrs. Hampton. Dann winkte sie Susannah zu sich. „Komm zu uns, Liebes. Zweifellos erinnerst du dich an meine Freundin.“
    Susannah knickste formvollendet und lächelte schüchtern. „Ja, ich erinnere mich an Miss Royston. Ma’am, es ist so freundlich von Ihnen, uns nach London einzuladen. Wie ich Ihnen danken soll, weiß ich nicht. Möchten Sie das alles wirklich für uns tun?“ Diese Frage musste sie stellen, nachdem sie das Streitgespräch zwischen Sir Michael und seiner Schwester gehört hatte.
    Aber Amelia antwortete ohne Zögern. „Danke mir ganz einfach, indem du glücklich bist, Kindchen.“ Die Herzenswärme in ihren Augen zerstreute Susannahs letzte Bedenken. „Nach eurem schrecklichen Verlust hattet ihr beide mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Und wie ich deiner Mama bereits erklärt habe – ich werde mich in London viel besser fühlen, wenn Freundinnen bei mir wohnen. Also tut ihr mir einen Gefallen.“
    „O Ma’am, Sie sind überaus gütig.“ Vor dieser Begegnung war Susannah ziemlich nervös gewesen. Und jetzt erweckte Miss Royston den Eindruck, im Grunde würden sie gar keine Wohltaten empfangen. „Ich bin ja so aufgeregt. Voller Ungeduld fiebere ich unserer Ankunft in London entgegen.“
    „Sobald sich herumspricht, wir seien in der Stadt eingetroffen, werden wir sehr viele Einladungen erhalten. Du wirst Freundinnen finden. Und ich glaube, du wirst zu den hübschesten Debütantinnen zählen – wenn du nicht sogar die allerhübscheste bist.“
    Errötend schüttelte Susannah den Kopf. Sie fand Miss Royston sehr schön mit dem rötlichen Haar und den grünen Augen. Natürlich würde sie niemals wagen, ihr das zu sagen. Für eine so reiche Frau kleidete sich die Gastgeberin erstaunlich schlicht, aber geschmackvoll. Nur ein einziges Schmuckstück zierte das graue Kleid, eine silberne, mit erlesenen Perlen besetzte Brosche.
    In Bath war Miss Royston ihr still und zurückhaltend erschienen, aber ihr Lächeln gewinnend und liebenswürdig. Damals hatte sie selten gelächelt – kein Wunder, wenn man ihre problematische Situation berücksichtigte. Da sie bei ihrem anmaßenden Bruder und ihrer unfreundlichen Schwägerin gelebt hatte, war ihr das Lächeln meistens vergangen.
    „Trinken wir Tee.“ Amelia zeigte auf einen Tisch, an dem sie Platz nahmen. „Nach der Reise braucht ihr sicher eine Erfrischung. Tut mir leid, dass ihr warten musstet. Mein Bruder kam unangemeldet zu Besuch.“ Nur flüchtig spiegelte ihr
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