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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord
Autoren: ANNE HERRIES
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Natürlich würde sie keinen Prinzen ken nenlernen und niemals in einem Schloss wohnen. Doch sie hoffte auf ein Schicksal, das ihr ein realistisches Glück bescheren würde.
    Der Abend verlief sehr angenehm. Susannah freute sich für ihre Mutter, die so fröhlich war wie schon lange nicht mehr, und sie beschloss, das belauschte Gespräch zu verschweigen.
    Aber nach dem Dinner führte Amelia sie beiseite, als Mama die Haushälterin nach einem Kochrezept fragte.
    „Meine Liebe“, begann die Gastgeberin mit leiser Stimme. „Mrs. Winters erzählte mir, du wärst heute Nachmittag in den Rosengarten gegangen.“
    „Ja“, gab Susannah errötend zu. „Da hörte ich Mamas Namen und danach – einen Streit. Allzu lange lauschte ich nicht. Verzeihen Sie mir, Amelia. Ich hätte sofort weggehen müssen, aber …“
    „Falls du etwas gehört hast, das deine Mutter und dich beleidigt, musst du mir verzeihen. Es würde mir sehr leidtun, wenn du gekränkt wurdest, und ich hoffe, es wird dir die Saison in London nicht verderben – oder unsere Freundschaft beeinträchtigen?“
    „Natürlich nicht, denn Sie haben nur Gutes über uns gesagt. Und ich fand es sehr unfreundlich von Ihrem Bruder, so mit Ihnen zu reden … Oh, entschuldigen Sie, das hätte ich nicht sagen dürfen.“
    „O ja, Michael war sehr unfreundlich“, betonte Amelia traurig. „Und Louisa, seine Frau, ist sogar bösartig. Ich wollte höflich sein und nicht in die Stadt fahren, ohne meine Familie vorher über meine Absichten zu informieren. Nachdem mein Bruder den Brief erhalten hatte, kam er hierher, und wir stritten. Nun werde ich die unerfreuliche Angelegenheit nicht mehr erwähnen. Ich wollte dir nur klarmachen, dass ich seine Meinung nicht teile – und dass ich glücklich bin, weil deine Mama meine Einladung angenommen hat.“
    „Das weiß ich“, versicherte Susannah. „Sie sind so liebenswürdig und großzügig, Amelia, und ich glaube, wir werden eine wundervolle Zeit miteinander verbringen.“
    „Genau das wünsche ich mir. Geh jetzt ins Bett. Nach der langen Reise musst du müde sein.“
    Impulsiv küsste Susannah ihre Gönnerin auf die Wange. „Wie gut Sie sind, und ich hasse Ihren grausamen Bruder!“, stieß sie hervor. Dann eilte sie ohne ein weiteres Wort zur Treppe, denn sie fürchtete, sie hätte zu viel gesagt. Aber als sie sich umdrehte, sah sie Amelia lächeln.

2. KAPITEL

    Die Stirn gerunzelt, schaute Toby Sinclair seinen Onkel an. Nachdem er mit zwanzig Jahren sein Studium in Oxford beendet hatte, verbrachte er seine erste Saison in London. Soeben hatte Harry Pendleton versprochen, ihn in mehrere Clubs einzuführen. Vor allem interessierte Toby sich für den Four-in-Hand-Club, dem eine ausgewählte Schar sportbegeisterter Gentlemen angehörte, die insbesondere bei Kutschenrennen brillierte.
    Als er seinem Onkel heute zufällig auf einem Ball begegnete, beschloss er, seine Chance zu nutzen. „Verdammt, Harry, du weißt, wie gut ich mit Pferden umgehen kann. Von dir habe ich gelernt, ein Gespann zu lenken. Warum willst du dich nicht für mich einsetzen?“
    „Weil die Clubmitglieder mich sofort ausschließen würden“, scherzte Harry. Er mochte den Sohn seiner Schwester sehr gern. Schon in dessen Kindheit hatte er ihn unter seine Fittiche genommen und ihm alles beigebracht, wozu der kranke Vater des Jungen nicht fähig gewesen war. Sir James Sinclair hatte erst in späten Lebensjahren geheiratet. Jetzt verließ er seinen Landsitz nicht mehr, da er meistens ans Bett gefesselt war. „Erstens würde deine Kleidung einer strengen Musterung nicht standhalten. Und zweitens hätten Coleridge und Ravenshead eine ganze Menge an deinen Fähigkeiten auszusetzen, wenn sie dich auf einem Fahrersitz beobachten würden. Wenn du fleißig übst, will ich nächstes Jahr ein gutes Wort für dich einlegen.“
    „Nächstes Jahr!“ Angewidert verzog Toby sein Gesicht. „Wie gut du mit diesen Gentlemen befreundet bist, weiß ich. Und wenn du mir deine Rappen leihst, würde ich die beiden bei jedem Rennen besiegen.“
    „Das kommt gar nicht infrage.“ Harry schnippte eine imaginäre Fluse vom feinen Wollstoff seines Gehrocks. „Schau nicht hin, Tony, gerade ist Northaven hereingekommen. Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe. Da der Marquess überall empfangen wird, kannst du ihm nicht aus dem Weg gehen. Aber nimm dich vor diesem Mann und seinen Kumpanen in Acht, du darfst keinesfalls in ihre Netze geraten. Dein Vater hat mich gebeten, auf dich
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