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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen
Autoren: Nicolas Barreau
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was haben Sie denn so Schlimmes gemacht?
Haben Sie etwa Silberlöffel geklaut? Irgendeiner Mitarbeiterin unter den Rock
gefaßt? Geld unterschlagen?« Er wippte auf seinem Stuhl vor und zurück.
    Und dann
dachte ich an Mademoiselle Mirabeaus Worte und beschloß, reinen Tisch zu machen.
    »Es geht um
Robert Miller. Ich war in dieser Sache ... nun ich war nicht ehrlich zu Ihnen,
Monsieur Monsignac.«
    Er beugte sich
aufmerksam vor. »Ja?« fragte er. »Was ist mit diesem Miller? Gibt's Probleme
mit dem Engländer? Nur heraus mit der Sprache!«
    Ich schluckte.
Es war nicht einfach, die Wahrheit zu sagen.
    »Die Lesung
war doch grandios. Mon Dieu, ich habe Tränen gelacht«, fuhr Monsignac
fort. »Was ist los mit dem Kerl? Der wollte doch bald schon seinen nächsten
Roman liefern. «
    Ich stöhnte
leise auf und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Was ist los?«
fragte Monsignac alarmiert. »André, jetzt werden Sie nicht melodramatisch, sondern
sagen Sie mir einfach, was passiert ist. Miller schreibt doch weiter für uns -
oder gab es Probleme zwischen Ihnen beiden? Haben Sie sich etwa überworfen?«
    Ich schüttelte
kaum merklich den Kopf.
    »Ist er
abgeworben worden?«
    Ich holte tief
Luft und sah Monsignac in die Augen.
    »Versprechen
Sie mir, daß Sie nicht ausrasten und nicht schreien?«
    »Ja, ja ...
jetzt reden Sie endlich!«
    »Es wird
keinen weiteren Roman von Robert Miller mehr geben«, sagte ich und machte eine
kleine Pause. »Aus dem einfachen Grund, weil es in Wirklichkeit keinen Robert
Miller gibt.«
    Monsignac
schaute mich verständnislos an. »Jetzt reden Sie aber wirklich irre, André. Was
ist los, haben Sie Fieber? Haben Sie Ihr Gedächtnis verloren? Robert Miller war
in Paris, erinnern Sie sich nicht mehr?«
    Ich nickte.
»Das ist es ja gerade. Dieser Mann auf der Lesung war nicht Robert Miller. Das
war ein Zahnarzt, der sich für Miller ausgegeben hat, um uns einen Gefallen zu
tun.«
    » Uns?«
    »Na ja, Adam
Goldberg und mir. Der Zahnarzt ist sein Bruder. Er heißt Sam Goldberg und er
wohnt auch nicht allein im Cottage mit seinem Hund, sondern mit Frau und
Kindern in Devonshire. Er hat mit Büchern so wenig zu tun wie ich mit
Gold-Inlays. Es war alles inszeniert, verstehen Sie? Damit die Sache nicht
auffliegt.«
    »Aber ...«
Monsignacs blaue Augen flackerten beunruhigt. »Wer hat denn dann eigentlich das
Buch geschrieben?«
    »Ich«, sagte
ich.
    Und dann
schrie Jean-Paul Monsignac doch.
     
    Das Schlimme an Monsieur
Monsignac ist, daß er zur Naturgewalt wird, wenn er sich aufregt. »Das ist ja
ungeheuerlich! Sie haben mich betrogen, André. Ich habe Ihnen vertraut und
hätte meine Hand ins Feuer gelegt für Ihre Ehrlichkeit. Sie haben mich hinters
Licht geführt - das wird Konsequenzen haben. Sie sind gefeuert!« schrie er und
sprang erregt von seinem Stuhl auf.
    Das Gute an Monsieur
Monsignac ist, daß er sich ebenso schnell beruhigt, wie er sich aufregt, und
daß er einen großartigen Humor hat.
    »Unglaublich«,
sagte er nach zehn Minuten, in denen ich mich schon als arbeitsloser Lektor
sah, auf den die Branche mit Fingern zeigte. »Unglaublich, was ihr beide da für
einen Coup gelandet habt. Die ganze Presse an der Nase herumführen. Ein starkes
Stück, das muß man erst mal bringen.« Er schüttelte den Kopf und fing plötzlich
an zu lachen. »Ich hatte mich ehrlich gesagt schon etwas gewundert; als Miller
auf der Lesung davon sprach, daß der Held seines neuen Romans ein Zahnarzt sei.
Warum haben Sie mir nicht einfach von Anfang an gesagt, daß Sie
dahinterstecken, André? Meine Güte, ich wußte doch gar nicht, daß Sie so gut
schreiben können. Sie schreiben wirklich gut«, wiederholte er noch
einmal und fuhr sich über seine grauen Haare.
    »Es war
einfach so eine spontane Idee. Sie wollten einen Stephen Clarke, erinnern Sie
sich noch? Und es gab in diesem Moment keinen Engländer, der lustig über Paris
schrieb. Wir wollten Sie auch nicht über den Tisch ziehen oder dem Verlag
schaden. Sie wissen ja noch, daß die Garantie für diesen Roman eine überaus
bescheidene war. Die ist lange schon eingespielt.«
    Monsignac
nickte.
    »Keiner von
uns konnte ahnen, daß sich das Buch so gut entwickeln würde, daß irgend jemand
an dem Autor Interesse haben würde«, fuhr ich fort.
    »Bon«, sagte
Monsignac, der die ganze Zeit in meinem Büro auf- und abgegangen war, und
setzte sich wieder hin. »Das wäre also geklärt. Und jetzt reden wir mal von
Mann zu Mann.« Er verschränkte die Arme vor der
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