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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen
Autoren: Nicolas Barreau
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Brust und sah mich streng an.
»Ich ziehe meine Kündigung zurück, André. Zur Strafe kommen Sie heute abend mit
in die Brasserie Lipp, verstanden?!«
    Ich nickte
erleichtert.
    »Und jetzt
möchte ich, daß Sie mir erklären, was diese ganze Kabale mit Ihrem gebrochenen
Herzen zu tun hat. Mademoiselle Mirabeau macht sich nämlich große Sorgen. Und
ich für meinen Teil habe das Gefühl, daß wir jetzt zu des Pudels Kern
vorstoßen.«
    Er lehnte sich
behaglich in seinem Stuhl zurück, zündete sich einen Zigarillo an und wartete.
     
    Es wurde eine lange Geschichte.
Draußen gingen die ersten Laternen an, als ich endlich aufhörte, zu reden. »Ich
weiß nicht mehr, was ich tun soll, Monsieur Monsignac«, schloß ich unglücklich.
»Endlich habe ich die Frau gefunden, nach der ich immer gesucht habe, und jetzt haßt sie mich! Und selbst, wenn ich ihr beweisen könnte, daß es wirklich
keinen Autor namens Miller gibt, ich glaube, es würde gar nichts nützen. Sie
ist so unglaublich wütend auf mich ... so verletzt in ihren Gefühlen ... sie
wird mir das nicht verzeihen ... niemals ...«
    »Papapa!«
unterbrach mich Monsieur Monsignac. »Was reden Sie da, André? So, wie die Geschichte
bisher gelaufen ist, ist noch nichts verloren. Glauben Sie einem Mann, der ein
bißchen mehr Lebenserfahrung hat als Sie.« Er streifte die Asche ab und wippte
mit seinem Fuß. »Wissen Sie, André, ich bin mit drei Sätzen immer gut durch
schwierige Zeiten gekommen. Je ne vois pas la raison, Je ne regrette rien und
nicht zuletzt: Je m'en fous!« Er lächelte. »Aber ich fürchte, in Ihrem
Fall helfen weder Voltaire noch Edith Piaf und die Canaille schon gar nicht. In
Ihrem Fall, mein lieber Freund, hilft nur noch eines: die Wahrheit. Und zwar
die ganze Wahrheit.« Er stand auf und trat an meinen Schreibtisch. »Folgen Sie
meinem Rat und schreiben Sie diese ganze Geschichte so auf, wie sie sich
zugetragen hat - vom ersten Moment, als Sie durch die Scheibe dieses
Restaurants geschaut haben, bis zu unserem Gespräch hier. Und dann lassen Sie
Ihrer Aurélie das Manuskript mit dem Hinweis zukommen, daß ihr Lieblingsautor
einen neuen Roman geschrieben hat und daß ihm sehr viel daran liegt, daß sie
das Manuskript als erste liest.«
    Er klopfte mir
auf die Schulter. »Das ist eine unglaubliche Geschichte, André. Sie ist einfach
großartig! Schreiben Sie sie auf, fangen Sie morgen damit an, oder besser noch
heute nacht! Schreiben Sie um Ihr Leben, mein Freund. Schreiben Sie sich in das
Herz dieser Frau, die Sie schon mit Ihrem ersten Roman verführt haben.«
    Er ging zur
Tür und drehte sich dort noch einmal um. »Und egal, wie die Sache ausgeht« - er
zwinkerte mir zu - »da machen wir einen Robert Miller draus!«

17
    Es gibt Schriftsteller, die beschäftigen sich tagelang
mit dem ersten Satz ihres Romans. Der erste Satz muß stimmen, dann geht alles
wie von selbst, sagen sie. Ich glaube, es gibt mittlerweile sogar
Untersuchungen über Romananfänge, denn der erste Satz, mit dem ein Buch
beginnt, ist wie der erste Blick zwischen zwei Menschen, die sich noch nicht
kennen.
    Dann wiederum gibt es Schriftsteller, die einen Roman
nicht anfangen können, ohne den letzten Satz zu kennen. John Irving zum
Beispiel wird nachgesagt, daß er sich gedanklich vom letzten Kapitel
vorarbeitet bis an den Anfang seines Buches. Und dann erst beginnt er mit dem
Schreiben.
    Ich hingegen schreibe diese Geschichte auf ohne ihren
Ausgang zu kennen, ja ohne auch nur im geringsten Einfluß auf ihren Ausgang nehmen
zu können.
    Die Wahrheit ist, daß es das Ende der Geschichte noch
nicht gibt.
    Denn den letzten Satz muß eine Frau schreiben, die ich an
einem frühlingshaften Abend vor etwa eineinhalb Jahren hinter dem Fenster eines
kleinen Restaurants mit rot-weiß gewürfelten Tischdecken sah, das sich in der
Rue Princesse in Paris befindet.
    Es ist die Frau, die ich liebe.
    Sie lächelte hinter der Scheibe - und ihr Lächeln
bezauberte mich so über die Maßen, daß ich es stahl. Ich lieh es mir aus.
    Ich trug es mit mir herum. Ich weiß nicht, ob so etwas
möglich ist - daß man sich in ein Lächeln verliebt, meine ich. Jedenfalls
inspirierte mich dieses Lächeln zu einer Geschichte - einer Geschichte, an der
alles erfunden war, sogar der Verfasser derselben.
    Und dann ist etwas Unglaubliches passiert. Ein Jahr
später, an einem wirklich gräßlichen Novembertag, stand die Frau mit dem
schönen Lächeln wie vom Himmel gefallen vor mir. Und das Wunderbare
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