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Das Lächeln der Frauen

Das Lächeln der Frauen

Titel: Das Lächeln der Frauen
Autoren: Nicolas Barreau
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Buch gerade beendet hat.
    »Wie sieht der
denn aus?« fragte ich.
    »Völlig
fertig, aber mit diesem ganz besonderen Glanz in den Augen«, sagte Monsignac.
Dann sah er mich prüfend an. »Und?« fragte er.
    Ich
überreichte ihm die Kopie des Manuskripts. »Keine Ahnung, ob es gut ist«, sagte
ich. »Aber es steckt viel Herzblut drin.«
    Monsignac
lächelte. »Herzblut ist immer gut. Ich drücke Ihnen die Daumen, mein Freund.«
    »Na ja«, sagte
ich. »Ich hab's erst gestern abend vorbeigebracht, so schnell wird da nichts
passieren ... wenn überhaupt.«
    »Wenn Sie sich
da nicht mal täuschen, André«, sagte Monsignac. »Ich jedenfalls bin auf die Lektüre
sehr gespannt.«
     
    Der Nachmittag schlich dahin. Ich
sah meine Post durch, ich beantwortete meine Mails, ich sah aus dem Fenster, wo
immer noch dicke Flocken vom Himmel fielen. Und dann schloß ich die Augen,
dachte an Aurélie und hoffte, daß meine Gedanken auch mit geschlossenen Augen
ihr Ziel erreichten.
     
    Es war halb fünf, und draußen
wurde es schon dunkel, als das Telefon klingelte und Jean-Paul Monsignac mich
bat, in sein Büro zu kommen.
    Als ich
eintrat, stand er am Fenster und starrte auf die Straße. Auf seinem
Schreibtisch lag mein Manuskript.
    Monsignac
drehte sich um. »Ah, André, kommen Sie, kommen Sie«, sagte er und wippte wieder
vor und zurück, wie es seine Art war. Er wies auf das Manuskript. »Was Sie da
geschrieben haben ...«, er schaute mich streng an, und ich preßte nervös die
Lippen aufeinander, »... ist leider sehr gut. Ihr Agent soll ja nicht auf die
Idee kommen, damit zu anderen Verlagen zu gehen und eine Auktion zu starten,
sonst fliegen Sie hier raus, verstanden?!«
    »C'est bien
compris«, entgegnete ich lächelnd. »Das freut mich wirklich sehr, Monsieur
Monsignac.«
    Er drehte sich
wieder zum Fenster und winkte mich heran. »Ich wette, das hier freut Sie noch
mehr«, sagte er und deutete auf die Straße.
    Ich sah ihn
fragend an. Nur eine Sekunde lang glaubte ich, daß er die Schneeflocken meinen
könnte, die immer noch vor dem Fenster wirbelten, dann fing mein Herz an, schneller
zu schlagen, und ich hätte den alten Monsignac am liebsten umarmt.
    Draußen auf
der Straße, auf der gegenüberliegenden Seite von dem Gebäude, in dem sich die
Editions Opale befanden, ging eine Frau auf und ab. Sie trug einen roten Mantel,
und sie blickte immer wieder zu dem Eingangstor des Verlages, so als ob sie auf
jemanden wartete.
    Ich nahm mir
nicht mehr die Zeit, etwas überzuziehen. Ich flog die Treppen nur so hinunter,
zog die schwere Tür des Portals auf und lief über die Straße.
    Und dann stand
ich vor ihr, und mein Atem ging so schnell, daß ich einen Moment glaubte, keine
Luft zu bekommen.
    »Du bist
gekommen!« stieß ich leise hervor, und dann sagte ich es noch einmal, und meine
Stimme war ganz rauh, so sehr freute ich mich, sie zu sehen.
    »Aurélie ...«,
sagte ich und sah sie fragend an.
    Die
Schneeflocken fielen auf sie herab und verfingen sich in ihren langen Haaren
wie kleine weiße Mandelblüten.
    Sie lächelte
und ich faßte nach ihrer Hand, die in einem bunten Wollhandschuh steckte, und
spürte, wie mir plötzlich ganz leicht ums Herz wurde.
    »Weißt du was?
Das zweite Buch von Robert Miller gefällt mir eigentlich noch ein bißchen
besser als das erste«, sagte sie, und ihre grünen Augen schimmerten.
    Ich lachte
leise und zog sie in meine Arme.
    »Soll das etwa
der letzte Satz sein?« fragte ich.
    Aurélie
schüttelte langsam den Kopf. »Nein, ich glaube nicht«, sagte sie.
    Sie sah mich
einen Augenblick so ernsthaft an, daß ich voller Unruhe in ihren Augen nach einer
Antwort suchte.
    »Ich liebe
dich, Dummkopf«, sagte sie.
    Dann schlang
sie die Arme um mich und alles versank in einem weichen Mantel aus karmesinroter
Wolle und einem einzigen nicht enden wollenden Kuß.
    Natürlich
hätte ich diesen Satz in einem Roman etwas konventionell gefunden. Aber hier,
im wirklichen Leben, auf dieser kleinen verschneiten Straße einer großen Stadt,
die man auch die Stadt der Liebe nennt, machte er mich zum glücklichsten Mann
von Paris.

Nachwort
    Wenn man einen Roman zu Ende
geschrieben hat, ist man sehr erleichtert, daß es vorbei ist. (Danke für's
Zuhören, Jean!) Und genau aus ebendiesem Grund ist man auch sehr traurig. Denn
die letzten Zeilen eines Romans zu schreiben bedeutet immer auch, Abschied zu
nehmen von den Helden, die einen für eine lange Zeit begleitet haben. Und auch
wenn sie (mehr oder weniger)
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