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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder
Autoren: Peter Berling
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hättest Missionar werden sollen, Rik«, spöttelte der
Emir, »der letzte, der sich nach Kairouan in die große
Moschee verirrte, erzählte den Ulama dort auch von
allerlei Wundern. Als er dann in das Faß gesetzt wurde,
hob er schon zu schreien an, bevor das Öl überhaupt zu
sieden begann –.«
    »Dazu werdet Ihr mich nicht bewegen«, verwies Rik ihm
streng die aufkommende Heiterkeit, »schon aus Prinzip
werde ich meine wundersame Geschichte keinesfalls
beschwören!«
    Der Emir winkte sogleich ab, doch für den ›Erzieher des
Prinzen‹ nicht ernsthaft genug. »Wenn Ihr meinen Worten
keine Glauben schenkt –.«
    Rik schien beleidigt.
Kazar gab Marius ein Zeichen, mit der Niederschrift
fortzufahren, und senkte schuldbewußt sein Haupt, um den
Freund zu versöhnen.

Im Wald von Farlot
Bericht des Rik van de Bovenkamp
    Wir, dieser kriegsmüde Haufen deutscher Söldner, waren
inzwischen längst weitergezogen, genau auf diesen Wald
von Farlot zu. Am Rande des Forstes trafen wir auf einen
Bauern mit seinem hochbeladenen Heuwagen. Oben auf
der Fuhre thronte sein Sohn, der uns für mein Empfinden
nicht gerade freundlich anstarrte. Da unser Capitán der
verwirrenden Wegbeschreibung des Hirtenjungen wenig
Vertrauen schenkte, fragte er erneut nach dem Weg nach
Bordàs. Der Alte zögerte, aber sein Sohn gab von oben
bündig die Auskunft: »Der kürzeste führt schnurstracks
durch den Forlat!«
    Das bestärkte Karl Ripke in seiner Unlust, lange
Umwege zu reiten. Beherzt und unbekümmert betraten wir
den Pfad, der sich zwischen den hohen Stämmen des
dunklen Waldes auftat. Unter all den Mannen von Ripke
waren mein Compán Oliver von Arlon und ich, Richard
van de Bovenkamp, mit Abstand die Jüngsten. Wir, die
beiden tapferen Rittersöhne aus den deutschen Gauen
zwischen Maas und Mosel, ritten an der Spitze…
    Vernehmlich räusperte sich der Emir. »Wenn du jetzt die
frommen Legenden von heiligen Drachentötern durch
Heldengesänge ersetzen willst, haben wir uns gründlich
mißverstanden –.«
    Der Emir erhob sich. »Abgesehen davon, daß mir die zu
rettende Prinzessin abgeht, kann das bei uns jeder
Märchen erzählende Haqawati auf dem Markt allemal
besser!«
    Kazar legte Rik die Hand freundschaftlich auf die
Schulter. »Ich würde lieber wissen, wer du bist, was dich
und deinen Freund in das Land der Franken verschlagen
hat, wo du dann die junge Frau –.«
    »Darauf steuerte ich gerade los!« wehrte sich der
Angesprochene. »Wenn Ihr uns nicht unterbrochen hättet,
wäre ich schon –.«
»Muhdithan daja!«
    Kazar Al-Mansur hob abwehrend die Hände. »Das geht
mir zu sehr über Stock und Stein, ich will genau wissen,
wie das Land beschaffen ist, aus dem sie stammt, und
warum ihr es überfallen habt!«
    Rik gab dem wartenden Mönch ein Zeichen, daß er eine
Pause einlegen könne. Der Emir wies Marius daraufhin
aus dem Raum, nicht ohne zuvor Riks Verweigerung
leicht zu rügen.
    »Ich hätte es gern schriftlich festgehalten –.« grummelte
er.
»Alles, was mich betrifft, habe ich Euch längst
berichtet.«
Jetzt war es Rik, der, wenn auch verhalten, Unmut
zeigte. »Von meiner Jugend auf einem Kastell, das wenig
Pracht zeigte, aber über reiche Ländereien verfügte, der
frühe Tod meiner Eltern und die hemmungslose Besitzgier
des Bischofs und einiger Klöster. Meine Brüder ließen
sich von einer vielversprechenden Laufbahn in der Kirche
korrumpieren, mir, dem Letztgeborenen paßte es nicht,
den Räubern auch noch im schwarzen Priesterrock zu
huldigen. Ich verdingte mich bei einem Grafen, der für
Frankreichs König in den Süden zog, gegen das aufsässige
Okzitanien –.«
»War es nicht der christlichen Kirche oberster Herr, der
zu diesem ›Kreuzzug‹ gegen ein christliches Land
aufrief?« fragte der Emir mit beißendem Spott
dazwischen. »Trugt Ihr jetzt nicht das Kreuz auf der Brust,
das in den Händen zu halten – wie Eure Priester – du so
entschieden von dir gewiesen?!«
Dieser Vorwurf, den er sich ja auch selber machte, saß
schon lange wie ein Stachel in seiner Brust, und Rik
suchte auch nach keiner Entschuldigung. »Ich hatte keine
Ahnung, wie brutal dieser Krieg geführt wurde,
genausowenig, was es hieß, Soldat zu sein, bezahlter dazu!
Niemand gab was auf meinen ritterlichen Stand, nach drei
Jahren war ich nicht besser als jeder gemeine Söldner und
ließ mich von einem Ripke herumkommandieren – Karl
Ripke auf Röpkenstein« – er ließ den
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