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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder
Autoren: Peter Berling
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Erfüllung des Traumes, um dessentwillen
wir unreife, aber vom Glauben beflügelte Kinder aus
Frankreich und Deutschland einst übers Meer gefahren
sind, als es sich nicht teilen wollte. So auch deine Mutter
Melusine de Cailhac und der deutsche Ritter Rik van de
Bovenkamp. Am Heiligen Grab will ich für Euch, Karim,
und Eure lieben Eltern beten!
Inna Allaha ’andahu
’almusaatí
ua yunsilu al ghaitha ua
ya’alamu ma fi al arhami
ua ma tadri nafsu
    madna taksibu
gnaddan. Ua ma tadri
nafsu bí aye ’ardín
tamout.
Inna Allah ’alímun
khabirun.
    Wahrlich bei Allah
allein liegt die Kenntnis
der Stunde.
    Er sendet den Regen
nieder, und Er weiß, was
in den Mutterschößen
geschieht.
    Niemand weiß, was der
Morgen seiner Seele
bringen wird.
    Und niemand weiß, in
welchem Lande er
begraben wird.
Wahrlich, Allah ist
     
allwissend und weise.
Sure 31,35

ANHANG

Nachwort: ZUR HISTORISCHEN LAGE
zu Beginn des 13. Jahrhunderts
Im christlichen Abendland
    Im ›Hohen Mittelalter‹, das mit dem Einsetzen der
Kreuzzüge eingeläutet worden war, eskalierten –
gleichzeitig mit dem Beginn seiner Endphase im 13.
Jahrhundert – die Umwälzungen infolge der Erfahrungen
und Auseinandersetzungen mit dem Orient auf allen
wissenschaftlichen Gebieten, bis sie schließlich in die
Renaissance mündeten (Dante, La vita nova, um 1293).
Die oft schockartige Begegnung mit dem ›Neuen‹
beschied sich jedoch nicht mit der Diskussion neuer
Denkweisen, sondern entlud sich zunehmend im Bruch
traditioneller Strukturen, vor allem im erstarrten
Feudalsystem.
    Die einschneidendste Veränderung im bestehenden
Machtgefüge war zweifellos die mutwillige Zerstörung
von Byzanz, bis dahin zuverlässiges, wenn auch
ungeliebtes Bollwerk christlichabendländischer Kultur
gegen die herandrängenden Kräfte des islamischen Ostens.
    Doch auch in den Kernländern Europas schwächten
Bruderkriege und fortschrittfeindliche Reaktion ein
geordnetes Wachstum, konnten aber nicht verhindern, daß
auf dem blutgetränkten Humus, aus der Asche der
Scheiterhaufen sich dennoch die geistigen Kräfte
entwickelten, die dann die Zukunft des Abendlandes
bestimmten.
    Nicht verdrängen läßt sich, daß soziale Verelendung,
religiöser Wahn und die allerorten präsente Gewalt des
Schwertes die Kehrseite der Medaille bildeten, die den
wirtschaftlichen Aufschwung der Städte mit ihren reichen
Kaufherren und wohlhabenden Zünften bereits in den
ärmlichen Vororten und erst recht auf dem offenen Land
begleiteten.
Die Ereignisse des Jahres 1212 stehen symptomatisch
für diese Zeit des Aufruhrs und des Umbruchs.
     
Die Rolle Roms
    Die merkwürdigen Wanderzüge jener Zeit, die, ausgehend
von Frankreich, auf den Westen Deutschlands übergriffen,
erhielten die irreführende und romantisierende
Bezeichnung ›Kinderkreuzzug‹ erst viel später, im
ausgehenden 18. Jahrhundert. Mit einem der
herkömmlichen Kreuzzugsunternehmen nicht vergleichbar, waren es – aus der Sicht der Zeit – keineswegs
›Kinder‹, die sich in Paris und Köln zusammenrotteten.
Mit vierzehn Jahren galt ein Heranwachsender damals
bereits als mündig und ehefähig und unterlag der vollen
Härte des Strafgesetzes.
    Vom Schicksal der meist jugendlichen Teilnehmer – das
auch niemanden sonderlich interessierte – hätte das in sich
zersplitterte Abendland kaum etwas erfahren, wenn nicht
nach Jahrzehnten einige wenige lebend aus der
Gefangenschaft des Orients zurückgekehrt wären.
    Die betrügerischen Händler aus Marseille konnten nicht
mehr zur Rechenschaft gezogen werden, weil sie bereits
wegen eines versuchten Staatsstreichs gegen Friedrich II.
auf Sizilien dem Henker anheimgefallen waren, der Vater
des deutschen Nikolaus wurde für die Taten seines Sohnes
zu Köln aufs Rad geflochten.
    Die entsprechend karge und zeitversetzte Quellenlage –
zu der ich auch nur beitragen kann, daß der Marseiller
Händler Guglielmus Porcus (›Guillem das Schwein‹)
offensichtlich identisch ist mit einem zuvor in Unehren
entlassenen Admiral der sizilianischen Flotte – hat mich
veranlaßt, die ›Nachrichten aus zweiter Hand‹ ebenfalls
als Erzählebene im vorliegenden Buch einzusetzen.
    Die Vorkommnisse des Jahres 1212 ereigneten sich
dennoch nicht aus heiterem Himmel, das Virus, das die
Kinder Europas befallen zu haben schien, trat nicht von
ungefähr auf. Die Kreuzzüge – mehr als hundert Jahre
zuvor als vom christlichen Glauben getragene
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