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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder
Autoren: Peter Berling
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worden sein, denn dorthin flohen diese Assassinen
nach vollbrachter Tat – Ich rief alle Eure Söhne
zusammen, sämtliche Beduinen, derer ich auf Eurem
Landgut habhaft werden konnte, hetzte berittene Boten
an die Küstenorte, wo ich Piraten Eures Vertrauens
wußte und gab Auftrag, vom Meer aus in Mahdia
einzudringen, vor allem den Hafen zu besetzen,
während wir auf der Straße vorwärtspreschten -
Die Torwachen am Bab Zawila hatten alle Fallgitter
hinuntergelassen und die große Mauer bemannt, sie
waren völlig verstört und tief beschämt. Aber sie
ließen uns ein. Ich stürmte mit einer Handvoll
Getreuer zum Palast, alle Bediensteten weinten, die
Bibliothek war leer, aber Marius, den ich ebenso wie
Daniel mitgenommen hatte, hörte Geräusche über
unseren Köpfen, oberhalb des Aufzugs. Ich schickte
die Beduinen – beidseitig geschliffene Dolche
zwischen den Zähnen – vorweg die Wendeltreppe
hoch und folgte: Sie hatten den Saifallah ergriffen, als
er die ›Truhe der Chronik‹ durchwühlte und bereits
einige Pergamente an sich gerafft -
Ich weiß, daß Ihr unnötigen Ballast gern vermeidet
und mehr Wert auf das Wesentliche legt. So sende ich
Euch als Beigabe nur den Kopf des Übeltäters, der
auch höhnisch gestand, daß Ahmed Nasralla, der Kabir
at-Tawashi von Tunis, im Anmarsch sei, um Mahdia
im Namen des Sultans von Marrakesch zu
übernehmen. Ich traue mir zu, die Festung zu halten,
bis ihr eintrefft. Also eilt, ich vermisse Euch
Blanche
    »Tüchtiges Weib, meine Sajidda!« schnalzte anerkennend
der Hafside. Daniel fügte noch an, daß Madame Blanche
mit ihm auch die Ma’Moa und den gelähmten Mustafa
geschickt habe, damit sie Karim in seinem Kummer mit
ihrer Herzensgüte tröstend beistehen mochten – sie
müßten bald eintreffen.
»Der Großwesir«, verkündete der Hafside beiläufig, »hat
mich offiziell mit dem Gouvernement von Mahdia
betraut.«
    Er küßte seinen Vertrauten Ezer auf beide Wangen und
umarmte lange und fest Rik van de Bovenkamp. »Mein
Haus ist immer auch Euer Haus!«
    An der Spitze eines Trupps Kamelreiter erschien der
Neffe des Großwesirs, überbrachte dem Hafsiden die
Urkunde seiner Bestallung und drängte auf seine sofortige
Abreise. »Wir haben Euch den besten Schnellruderer
bereitgestellt, die Triere liegt schon in Gizeh bereit, um
Euch nach Alexandria zu bringen. Dort wartet Euer Schiff
auf Euch!«
    Abdal dankte Fakhr ed-Din für seine Umsicht, dann rief
er Daniel, der noch bei Timdal stand. »Komm jetzt, wir
müssen uns sputen.«
    Karim trat mit rotgeweinten Augen aus der Tür, gerade
als der Hafside und Daniel auf die bereitgehaltenen
Reittiere stiegen. Sie winkten ihm zu, aber der Knabe
erwiderte den Gruß nicht. »Ich will nicht zurück nach
Mahdia«, erklärte er Fakhr ed-Din mit fester Stimme und
setzte zornig und schon wieder mit Tränen in den Augen
hinzu: »Was soll ich auf diesem nackten Felsen für Geier,
auf dem schon meine Mutter und jetzt auch mein Vater
verblutet sind?! Ich hasse das ›Horn von Iffriqia‹!«
    Fakhr ed-Din ließ ihn seine Wut und seinen Schmerz
ausheulen, er hielt auch alle anderen, so auch Rik und
Miriam zurück, die Karim in die Arme nehmen wollten.
Dann sagte er ruhig: »Du kannst hier bei Miriam und Ezer
bleiben, die dich wie einen Sohn halten wollen.«
    Der Knabe wischte seine Tränen ab und nickte
zustimmend, Fakhr ed-Din ließ ihm Zeit. »Die Patenschaft
für dich übernehme ich, wenn du das wünscht, aber auch
Rik wird immer für dich da sein!«
Karim überlegte nicht lange, dann sagte er: »Auch
Timdal und Aisha sollen bei mir bleiben!«
    Spät in der Nacht trafen die Ma’Moa und Mustafa in einer
Sänfte ein. Ezer kam gleichzeitig von der Anlegestelle am
Nil zurück, wohin er seinen Freund, den Hafsiden,
begleitet hatte. Er brachte auch die Nachricht, daß der
Korb mit dem Kopf dem Baouab in die Zelle geschickt
worden war samt einer festen, dünnen Schlinge. »Damit
hat sich der Moslah am Fenstergitter erhängt!«
    Die Ankunft der Sänfte und das Ausladen des gelähmten
Mustafa gingen leise vonstatten, denn Karim war endlich
in tiefen Schlaf gefallen. Die Ma’Moa übergab Rik einen
verschlossenen Brief, auf dem sein Name stand. Sie hatte
ihn auf dem Arbeitstisch des Emirs unter den zerwühlten
Papieren gefunden.
    Rik dankte der treuen Amme, die darauf bestand, in die
Kammer ihres Töchterchens geführt zu werden, damit sie
Aisha endlich wieder in ihren Armen halten
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