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Das Kreuz der Kinder

Das Kreuz der Kinder

Titel: Das Kreuz der Kinder
Autoren: Peter Berling
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war man im Abendland durch die Kreuzzüge bestens
informiert, selbst mit den wilden Turkvölkern Kleinasiens
unterhielt man, bei allen kriegerischen
Auseinandersetzungen, durchaus diplomatische
Beziehungen – von Mahdia, der alten Stammfeste der
Fatimiden, hatten die wenigsten je gehört, ebenso wenig
wie die Existenz des mächtigen Sultanats von Marrakesch
den meisten Herren Europas geläufig war – es sei denn,
sie hatten in der spanischen Reconquista gegen die
Mauren gekämpft.
    Mahdia, das ›Horn von Iffriqia‹, lag genau an der
strittigen Nahtstelle der Herrschaftsbereiche der Sultane
von Kairo und Marokko, die sich beide »Herrscher aller
Gläubigen« nannten – eine Situation, die einer kurzen
Erläuterung bedarf.
Die Hafsiden in Tunis
    Nach dem Tod des Propheten Mohammed (ca. 570-632)
entstehen im Islam andauernde Unruhen und heftige
Auseinandersetzungen über die Nachfolge. Es bilden sich
zwei Strömungen heraus: die Anhänger der ›Sunna‹ (»der
Überlieferung«) versteifen sich auf ein Wahlkalifat
(ähnlich dem Verfahren der christlichen Kirchen),
während die ›Shi’iten‹ sich auf die direkte Abstammung
vom Propheten berufen, also auf die Nachfahren seiner
Tochter Fatima und ihres ermordeten Ehemanns Ali.
Anders als im christlichen Abendland gilt der Kalif
zugleich als höchster weltlicher und religiöser Führer
(›Herrscher aller Gläubigen‹). Die ›Fatimiden‹ unterliegen
im arabischen Kernland, werden in den Untergrund
gezwungen, doch sie geben ihren Herrschaftsanspruch nie
auf. Ihr Imam Obayd Allah, genannt ›El Mahdi‹, flieht bis
an die Küste Tunesiens, wo er sich auf einem ins Meer
ragenden Felsenriff in den Jahren 913-921 eine gewaltige
Festung als Fluchtburg errichtet: ›Mahdia‹, das bald zum
Ausgangspunkt erfolgreicher Eroberungszüge wird. Mit
Hilfe benachbarter Beduinenstämme, die sich der
shi’itischen Glaubensrichtung anschließen, vertreibt ElMahdi, »der Retter der Welt«, die herrschende
Aghlabiten-Dynastie aus Kairouan, breitet die Macht der
Fatimiden über ganz
    ›Iffriqia‹ (den heutigen Maghreb) aus und nimmt den
Titel eines Kalifen an, als Gegenpol zum sunnitischen
Kalifat von Bagdad.
    Das im Herzen von Tunesien gelegene Kairouan galt
nach Mekka und Medina als die dritte heilige Stadt des
Propheten, nicht zuletzt wegen der drei Barthaare, die dort
als Reliquie verehrt werden.
    Schon sein vierter Nachfolger auf dem Thron erobert
Ägypten (969). Drei Jahre später wird der Regierungssitz
des Fatimiden-Kalifats nach Kairo verlegt. Mahdia fällt in
seine Bedeutungslosigkeit zurück, die zurückgelassenen
Statthalter können sich weder der Übergriffe der
benachbarten Berberstämme noch der Normannen von
Sizilien erwehren.
    Isoliert auf ihrem befestigten Felsenriff verlegen sich die
Bewohner von Mahdia mehr und mehr auf Piraterie,
womit sie es zu beträchtlichem Wohlstand bringen. Die
Dynastie der Fatimiden zu Kairo war im ausgehenden 12.
Jahrhundert erloschen, der Ayubit Saladin hatte den
letzten Throninhaber abgelöst. Inzwischen hatte sich im
fernen Westen ein neues Reich etabliert, das Sultanat von
Marrakesch. Schon 756 hatte ein weiterer Flüchtling aus
Bagdad in Spanien das Emirat von Cordoba begründet,
das jedoch wie der gesamte Süden der Iberischen
Halbinsel von den kriegerischen Stämmen aus Marokko –
zunächst von den Almoraviden, dann von den Almohaden
– überrollt wird. Die Wellen ihrer Eroberungen erreichen
– überrollt wird. Die Wellen ihrer Eroberungen erreichen

1214) ernennt 1207 erstmalig einen ›Hafsiden‹, Abu
Mohamad Ibn Abu Hafs, zum Gouverneur von Tunis.
Nach dem Tod des Sultans allerdings (ihm folgt AbuYa’qub Yusuf II. Al-Mustansir auf den Thron von
Marrakesch) werden die Gouverneure in Iffriqia wie
Hemden gewechselt – meist Totenhemden! –, die
›Hafsiden‹ jedoch setzen sich immer wieder durch
(Bruderkriege eingeschlossen), bis 1226 einer der Enkel,
Abu Zakariya Yahya, die zahlreichen Nachkommen des
Abu Hafs zur Dynastie erhebt, indem er sich von
Marrakesch unabhängig erklärt. Das ferne AlmohadenSultanat ist spätestens seit der verhängnisvollen Schlacht
von ›Las Navas de Toloja‹ (1212), die den endgültigen
Sieg der christlichen Reconquista besiegelt, zu schwach
geworden, um diesen Schritt zu verhindern.
Mahdia ist zu diesem Zeitpunkt so unwichtig geworden,
daß das Emirat aufgelöst und Tunis angegliedert wird.
     
Das Sehnen nach Jerusalem
    Das einst
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