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Das Königsmädchen

Das Königsmädchen

Titel: Das Königsmädchen
Autoren: Martina Fussel
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Kopf bis zu den Füssen einhüllten.
    Eine nach der anderen legten sie sich um ihren Körper und ich wurde von ihrem hellen Licht so geblendet, dass ich die Hände vor mein Gesicht schlagen musste. Briar stand hinter mir und legte ebenfalls einen Arm über meine Augen.
    Als es aufhörte zu leuchten, konnte ich mich nicht mehr aufrichten. Nun ließ meine Kraft endgültig nach und ich merkte, dass auch für mich das Ende nahte.
    »Briar!« Sofort war er bei mir.
    »Bitte, befrei meine Mutter von dieser Pflanze, ich kann nicht mehr!«
    Er war im Zwiespalt, weil er lieber an meiner Seite geblieben wäre, doch er tat, was ich sagte. Er zückte ein Messer und schon hielten alle Wachen wieder ihre Waffen hoch.
    »So helft ihm doch!« , schrie Atira. Sie kam zu mir und sah sich meine Wunde an. »Du hast zu viel Blut verloren, Lilia. Ich bezweifle wirklich, dass ich dir helfen kann.«
    Es war das erste Mal, dass Atira nicht Herr der Lage war. Sie tat mir leid.
    »Sie ist gleich frei«, hörte ich Briar sagen. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah meine Mutter, doch ich erkannte sie kaum wieder. Sie sah verändert aus, anders als vorhin.
    Ihre Haut war sonnengebräunt und voller Leben, ihr Haar glänzte wie nie zuvor und ihre Augen hatten ein starkes Braun, das leuchtete wie nasse Erde.
    »Mutter?«
    Sie erhob sich, doch die Ranken blieben um ihren Körper, als würden sie sie kleiden. Geißblätter und Astern klebten an ihr, als wären sie ihre Haut.
    »Nein, Lilia. Ich bin nicht deine Mutter.«
    Was für eine schillernde Stimme, nein das war wahrlich nicht meine Mutter. Ich bekam Angst.
    Auch die Wachen und Briar entfernten sich einige Schritte von ihr. Briar kam zu mir und stellte sich schützend vor mich. »Mein Name ist Terra und ich bin die neue Beschützerin der Waldläufer.«
    »Was ist mit meiner Mutter geschehen?«
    »Sie ist tot, Lilia. Sie ist jetzt bei deinem Vater. Doch wenn du möchtest, kannst du – solange du lebst – durch mich mit ihr sprechen.«
    »Das ist nicht möglich!«
    Sie legte die Hände auf ihr Gesicht und als sie sie wieder herunternahm, hatte sie die grünen Augen meiner Mutter und ihren freundlichen Gesichtsausdruck.
    »Mutter? Bist du es wirklich?«
    Briar machte ihr Platz und kniete sich hinter mich.
    »Ja, meine Kleine. Ich bin es wirklich, aber ich kann nicht bleiben. Ich bin bei deinem Vater, doch auch wir werden uns wiedersehen.«
    Ich versuchte zu lächeln, doch ich schaffte es nicht. Alles war so schwer. Meine Augenlider fielen mir zu und nicht mal meinen Kopf konnte ich noch halten, er fiel direkt auf Briars Knie.
    »Lilia! Nein!« , hörte ich ihn brüllen. »Lilia, wach auf!«
    Er rüttelte an meinen Schultern und Atira fühlte meinen Puls. »Ganz schwach, sie stirbt!«
    »Das darf nicht sein«, schrie Briar. Ich konnte seine Trauer spüren. Nun wussten wir endlich um unsere Gefühle und konnten uns trotzdem nicht nahe sein. Armer Briar.
    Wie aus weiter Ferne hörte ich Briar meinen Namen schreien.
    »Es ist zu spät«, sagte Atira, doch Briar ließ mich nicht los. »Sie ist tot.«
    »Nein, das ist sie nicht«, hörte ich wieder die Stimme von Terra.
    Wie durch einen Nebel konnte ich sie hören, spüren, ja sogar sehen. Sie fing an zu singen und die Ranken um ihren Körper flogen zu Briar und legten sich um ihn.
    Was macht sie nur mit ihm? Er war unschuldig, er konnte doch nichts dafür! Ihre Stimme war so hell, dass ich nicht erkennen konnte, was sie sang. Terra sang in einer Sprache, die ich nicht verstand, und doch war es das Schönste, was ich je vernommen hatte. Ihre Stimme klang friedlich und mit einem Mal hatte ich keine Angst mehr vor ihr.
    Briar erschien vor meinem inneren Auge durch den Nebel, wie ich auch Terra sehen konnte. Dann wurde es schwarz und mein Ende war da.
    Eine wunderbare Wärme durchfuhr meinen Körper und ich fühlte mich sicherer als je zuvor. Ein helles Licht breitete sich um mich herum aus und ich sah Briar vor mir. Er kam zu mir, wir waren auf der Lichtung. Um uns herum tanzten die Blütenpollen wie Schneeflocken. Er kniete sich zu mir.
    Es war wie im Traum und doch wusste ich, dass das hier Wirklichkeit war. Er reichte mir seine Hand und als ich nach ihr griff, verbanden sich unsere Gedanken.
    Ich konnte Briars inneres Auge sehen, sah das, was Noah mir gezeigt hatte. Wieder spürte ich die Gefühle, die auch dort in mir emporgestiegen waren. Die Szenen spielten sich wieder vor mir ab, doch gingen sie dieses Mal weiter: Ich erkannte, was Briar nach der
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