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Das Koenigreich der Luefte

Das Koenigreich der Luefte

Titel: Das Koenigreich der Luefte
Autoren: Stephen Hunt
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richtige Erzählung. Es ist eine Fortsetzungsgeschichte. Genau wie in den Schundromanen.«
    »Ich weiß doch, was ’ne Fortsetzungsgeschichte ist«, sagte FlinkfingerLouisa. »Aber das taugt doch nix, oder? Dann ham wir den Anfang von der Geschichte verpasst und werden auch nie rausfinden, wie die Sache ausgeht, weil wir auf irgend ’ner Farm in der Ebene festsitzen und auf den Feldern von irgendso ’nem reichen Fatzke schwitzen.«
    »Das ist schade«, sagte Fladdock. »Ich habe die Geschichte gestern selbst gelesen, und sie ist ziemlich gut, sogar etwas richtig Neues. Die Leute werden es einmal Himmelsfiktion nennen. Es handelt von einer Gruppe Aeronauten, die mit einem Luftschiff zu einem unserer Monde fliegen und dort ganz unterschiedliche Wesen entdecken. Das ist in Jackals gerade die neueste Mode, und noch dazu hat das hier eine Frau geschrieben.«
    »Eine Frau?«, fragte FlinkfingerLouisa. »Ist da ein Bild von ihr drin?«
    »Von der Verfasserin gibt es keine Abbildung«, erklärte Fladdock und zeigte dem Mädchen die Seiten. »Aber der Name lautet M.W. Templar. Und wenn man auf eine Geschichte stößt, deren Autor seine Initialen anstelle eines Vornamens verwendet, dann kann man davon ausgehen, dass er weiblichen Geschlechts ist … wisst ihr, die Geschichten verkaufen sich oft besser, wenn die Leser nicht wissen, dass sie von einer Frau erdacht wurden.«
    Fladdock erwähnte dabei nicht, dass er die Autorin persönlich kannte. Und sie war ganz bestimmt eine Frau!
    »Lies lieber die echten Berichte vor. Von den Mördern und vom Klauen«, verlangte Gallon.
    »Noch einmal?« Fladdock seufzte. »Na schön, wir bleiben fürs Erste bei den echten Morden und Diebstählen, aber nur, wenn ich Louisa anschließend die Fortsetzungsgeschichte vorlesen darf. Mit welcher Geschichte soll ich anfangen?«
    »Von dem Schnapphahn, der ein Messer in den Bauch gekriegt hat, als man ihn dabei erwischt hat, wie er beim Kartenspiel gemogelt hat«, schlug einer der anderen Sträflinge vor, ein junger Craynarbier, dem ein Arm fehlte.
    »Nein«, sagte Gallon, und ein ernsthafter Ausdruck legte sich über seine ausgezehrten Züge. »Die Geschichte vom Kapuzenmann. Die, wo der Kapuzenmann zwanzig Pressern entkommt, nachdem er den Bergwerksbesitzer aufgehängt hat, diesen Dreckskerl, der seine Arbeiter nach einem Einsturz krepieren Heß, weil es zu viel Geld gekostet hätte, sie zu retten.«
    »Du bist ein Blödkopp, Gallon«, sagte FlinkfingerLouisa. »Es gibt keinen Kapuzenmann. Das ist bloß ein Name, den die Radikalen gern benutzen, wenn sie den Hochwohlgeborenen Angst machen wollen.«
    »Er ist verdammt echt!«, brüllte Gallon zurück. »Es stehen dauernd Geschichten von ihm in der Zeitung! Man sagt, er hätte zwei Pistolen, die wie Teufelsfeuer leuchten, und er tötet immer nur in der Nacht, weil er da nämlich unsichtbar wird, und er kann sich Laschliten aus dem Himmel herbeipfeifen, wenn ihn die Presser in die Zange nehmen!«
    »Mein Opa hat mir Geschichten vom Kapuzenmann erzählt, und die kannte er von seinem Opa«, sagte FlinkfingerLouisa. »Ist wohl blahattsüchtig, dieser Kerl? Ist wohl ’n Geist? Du glaubst wohl immer noch, dass Mutter Weißpferd dir MittwinterGeschenke bringt? Vielleicht werden sie ja morgen für dich abgegeben, Gallon.«
    Ihr kleiner Disput wurde unterbrochen, als es an ihrer Zellentür klapperte und ein Kolonialgardist einen Schwall frischer Luft in ihre stinkende Kammer ließ. »Auf die Beine, meine Hübschen – ihr habt ein paar hochwohlgeborene Besucher.« Er warf dem alten Craynarbier einen Blick zu, der im Durchgang hinter ihm stand. »Nun, jedenfalls so halbwegs hochwohlgeborene. Zwei ehrenwerte Farmer suchen zusätzliche Arbeitskräfte. Gefangener Fladdock, bist du hier drin?«
    Fladdock erhob sich.
    »Das ist dein Glückstag, Bürschchen. Eine der Viehzüchterinnen, die Einblick in die Transportliste bekam, hat deinen Blutcode erkannt und meint, du wärst ihr Cousin zweiten Grades oder irgend so ein Unsinn. Sie hat dich aus deinem Vertrag rausgekauft.«
    »Glücklicher Bastard«, murmelte jemand.
    Fladdock nickte und strich sich über seinen struppigen Backenbart. Wurde auch Zeit. Der Blutcode war ebenso wenig echt wie sein Name oder auch sein Gesicht – das sich immer noch verzerrt und geschwollen anfühlte, wenn er es berührte. Es überraschte ihn andauernd, dass die anderen Sträflinge nicht merkten, dass er es dem Besuch bei einem HinterzimmerWeltensänger verdankte. Die Viehzüchterin,
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