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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer
Autoren: Rainer M Schroeder
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Klingen, die auf ihn gerichtet waren. »Eure Köchin hat mir eine warme Suppe gegeben, und als die Reiter in den Hof geprescht sind, habe ich mich schnell hierher verzogen. Der Braune dort drüben ist mein Pferd! Schien mir ratsamer, diesen Männern nicht in die Quere zu kommen.«

    Sebastian trat mit Elmar und Ansgar näher, die ihre Klingen nun wieder in die Scheide zurückgleiten ließen. Das Licht war nicht gut genug, um die Gesichtszüge des Boten ausmachen zu können, saß ihm doch ein verbeultes, breitkrempiges und mit bunten Federn geschmücktes Barett auf dem Kopf, wie es gern von Landsknechten getragen wurde. Doch als er in den schmalen Lichtstreifen trat, der hinter ihm durch eines der Fenster fiel, konnten sie sehen, dass er alte, rissige Stiefel und einen erdbraunen Umhang trug, unter dem ein gestepptes Wams sowie pludrige schwarze, mit Flicken besetzte Kniehosen hervorlugten. Und bei der Bewegung ins Licht kam rotes Futter in den zahlreichen Schlitzen der Hosenbeine zum Vorschein. Links am Gürtel baumelte ein Messer mit breiter und fast unterarmlanger Klinge, das sicherlich nicht geschaffen worden war, um einem Kanten Dinkelbrot zu Leibe zu rücken oder eine wurmstichige Stelle aus einem Apfel zu schneiden.
    »Du machst besser, dass du dich hier irgendwo versteckst!«, riet Elmar. »Und wehe dir, du kommst uns in die Quere oder versuchst gar, die Wachen im Hof auf uns aufmerksam zu machen! Wir haben nichts zu verlieren!«
    »Nichts liegt mir ferner. Im Gegenteil, ich biete Euch sogar meine Hilfe an, sofern auch für mich etwas dabei herausspringt«, bot sich der Bote mutig an. »Ihr seid auf der Flucht, nicht wahr? Und da kommt es doch auf jede Minute an.«
    Elmar zögerte kurz, dann lachte er trocken auf. »Du scheinst mir ja ein ganz Abgebrühter zu sein! Aber gut, wir können jetzt wirklich jede Hilfe gebrauchen. Du kannst uns beim Satteln der Pferde zur Hand gehen.« Rasch öffnete er die Schlaufe der Ledertasche, schlug sie auf und zog den Geldbeutel hervor. Er entnahm dem bestickten Samtbeutel eine Silbermünze und warf sie ihm zu. »Hier, damit bist du gut bezahlt!«
    Der Junge fing die Münze auf und hielt sie kurz ins Licht des
Hoffensters. »Ein Silberling! Ja, dafür kann man schon was riskieren«, sagte er mit einem zufriedenen Grinsen und ließ das Geldstück blitzschnell unter seinem weiten Umhang verschwinden.
    Unter großer Eile holten sie nun aus der Sattelkammer alles Nötige, um drei Pferde zu satteln. Gerade hatte Elmar dem letzten Tier das Zaumzeug umgelegt, als Lukas zu ihm trat und ihm ein weiteres, überraschendes Angebot machte.
    »Wenn Ihr nichts unternehmt, damit man Euch nicht sofort folgen kann, werdet Ihr es schwer haben, einen genügend großen Vorsprung zu bekommen! Da hilft es Euch auch nicht, den Weg über die Moore nördlich von Kreutersroth zu nehmen. Man wird euch schon lange vorher eingeholt haben.«
    »Verdammt, der Bursche hat uns belauscht!«, stieß Ansgar hervor und legte seine Hand sofort auf den Griff seiner Waffe.
    »Der Teufel soll mich holen, wenn ich gelauscht habe! Ihr habt da oben auf dem Heuboden zu laut geredet und ich habe nur gute Ohren, nichts weiter!«, erwiderte Lukas mit keckem Selbstbewusstsein und schob seine Hand gleichfalls unter den Umhang, um jeden Moment sein Messer ziehen zu können. »Wollt Ihr mich dafür abstechen wie ein Mastschwein am Schlachttag?«
    »Wenn es sein muss – ja!«, drohte Ansgar und wollte schon seinen Degen ziehen.
    »Da wird meine Klinge aber noch ein schneidendes Wort mitzureden haben!«, zischte Lukas. »Und auch wenn Ihr in der Überzahl seid, so wird der Lärm, den ich gleich veranstalten werde, Euch schlecht bekommen. Eure Flucht könnt Ihr dann vergessen!«
    Elmar fiel seinem Neffen augenblicklich in den Arm. »Warte!« Und obwohl er es eilig hatte, in den Sattel zu steigen und mit Sebastian und Ansgar aus dem Stall zu preschen, fragte
er zu Lukas gewandt: »Und was sollten wir deiner Meinung noch unternehmen, um einen Vorsprung zu gewinnen?«
    »Habt Ihr mal durch das Stallfenster auf den Hof geschaut?«, fragte der Bote zurück. »Ich habe es mehrfach getan, schon um vor bösen Überraschungen gefeit zu sein. Schaut Euch doch mal die Kutsche des Domherrn an! Sie steht so, dass die beiden Wachen vor dem Portal des Hauses ihre Pferde hier beim Stall nicht sehen können. Noch stehen sie sicher angebunden am Zügelbalken vor der Tränke. Aber wenn man ihnen nun heimlich die Zügel durchschneidet und ihnen
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