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Das Kind

Titel: Das Kind
Autoren: Sebastian Fitzek
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Gesichter warf.
»Das wirst du schon sehen.«
Stern drehte sich im Uhrzeigersinn um sich selbst. »Oder auch nicht«, sagte er nach einer weiteren Minute. An einer Stelle hatte vielleicht ein Gast einmal Nasenbluten bekommen, aber das UV-Licht machte keine größeren Blutmengen sichtbar, die hier irgendwann einmal entfernt worden wären.
»Und nun?«
Stern lag schwer atmend auf der zerlöcherten Matratze und starrte in die wiederbelebte Deckenlampe. »Jetzt werde ich ihn wohl mal anrufen.«
Er zog sein Handy aus seiner Jeans und wählte die Nummer, die er von einem kleinen Notizzettel ablas. »Robert Stern«, sagte er zur Begrüßung.
»Sie rufen spät an. Die Ausnahmegenehmigung für den An ruf gilt nur bis dreizehn Uhr.«
»Jetzt ist es zwölf Uhr siebenundvierzig, also geben Sie ihn mir bitte.«
Die mürrische Stimme am anderen Ende machte Platz für jemanden, der sehr viel freundlicher und gebildeter klang. Im Unterschied zu dem Leiter der Gefängnisklinik hatte dieser Mann jedoch zahlreiche Menschen getötet. »Losensky?«
»Am Apparat.«
»Sie wissen, warum ich anrufe?«
»Ja – wegen Zimmer Nummer 17.«
»Was wissen Sie hierüber?«
»Nichts.«
»Sie haben dem Jungen gegenüber diese Adresse nicht erwähnt?«
»Nein, ich kenne dieses Etablissement überhaupt nicht. Ich habe Simon nie davon erzählt, und ich weiß nicht, weshalb er Sie dorthin geschickt hat.«
Stern hörte Losensky aufgeregt husten.
»Warum sollte ich denn lügen? Ich habe der Polizei doch bereits ein umfassendes Geständnis abgelegt und sie zu allen Tatorten geführt, die Simon noch nicht verraten hat. Sieben Leichen in fünfzehn Jahren. Mehr gibt es nicht. Warum sollte ich eine unterschlagen?«
Ich weiß es nicht.
»Ich liege in einem Gefängnishospital, in dem ich ohnehin sterben werde. Was also, junger Mann, habe ich zu verlieren?«
Nichts, gestand Stern dem Alten zu. Er bedankte sich kurz
und legte auf.
»Kann ich mich noch duschen, bevor wir gehen und den
Schaden bezahlen?«, fragte Carina.
Stern nickte nur stumm. Als er das Wasser im Bad rauschen hörte, stand er vom Bett auf und zog den Vorhang zur Seite. Er öffnete die verkeilte Glasschiebetür und zog sie so weit auf, wie er nur konnte. Frische, klare Luft drängte in den kleinen Raum hinein.
Stern trat nach draußen und sah in die Ferne. Der Strand, an dem sich das Park Inn-Motel befand, zog sich zu beiden Seiten kilometerweit am Meer entlang. Die Brandung, die bei ihrer Ankunft noch heftig gegen das Ufer gerollt war, hatte sich ein wenig beruhigt. Stern schloss die Augen und fühlte den Wind wie einen seidenen Schal auf seinem Gesicht. Dann spürte er eine behagliche Wärme auf seiner Haut. Als er die Augen öffnete, blendeten ihn die ersten dünnen Lichtfinger, die ihren Weg durch die löchrige Wolkendecke fanden. Und auf einmal war das schmutzige Tuch hinweggerissen, und die Sonne strahlte wie an einem der ersten Frühlingstage auf Robert Stern herab.
»Carina«, wollte er rufen, als ihn etwas sanft am Bein berührte.
Er sah nach unten und bemerkte einen bowlingkugelgroßen Gummiball zu seinen Füßen. Die Sonne wurde immer stärker, und er musste beide Hände an die Stirn legen, um seine Augen abzuschirmen, als er in die Richtung sah, aus der der Ball zu ihm herübergerollt sein musste.
»Darf ich ihn bitte wiederhaben?«, hörte er eine helle, sehr junge Stimme. Stern ging dem Kind zwei Schritte entgegen. Und dann war die Wärme in seinem Inneren kaum noch zu ertragen. Der Junge stand nur zwei Armlängen von ihm entfernt im Sand und biss eine winzige Kante aus dem Zitroneneis in seiner Hand. In diesem Moment wusste Stern, warum er hier war, obwohl er ansonsten gar nichts mehr
begriff.
Er erkannte das Kind. Sein zerknittertes Foto, abfotografi ert von einem Fernsehbildschirm, steckte immer noch in seiner hinteren Hosentasche.
Und als der zehnjährige Junge ihn anlächelte, war es so, als würde Robert Stern in einen Spiegel schauen.
    Danksagung
N a, wo erwische ich Sie gerade? Im Sessel, auf der Couch,
in der U-Bahn, im Bett? Oder stehen Sie vielleicht noch in der Buchhandlung und überlegen sich, ob Sie wirklich die Investition in einen deutschen Thrillerautor wagen sollen, noch dazu einen mit einem so merkwürdigen Namen? Egal: Ich danke Ihnen. Sie halten mein Buch in den Händen und lesen darin – sei es auch nur, weil Sie kurz mal nach hinten geblättert haben, um zu sehen, ob jemand, der so eine Geschichte zu Papier bringt, überhaupt Freunde hat, bei denen er sich
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